Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nato vermeidet offenen Streit ums Geld
Verteidigungsminister des Bündnisses geben sich geschlossen
BRÜSSEL (dpa) – Die Nato rüstet gegen Russland auf und will den transatlantischen Spannungen trotzen. Anders als zuletzt lobte US-Verteidigungsminister James Mattis die Bündnispartner am Freitag für die Entwicklung ihrer Verteidigungsausgaben. „Alle Staaten haben den Abwärtstrend umgekehrt“, sagte Mattis beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel.
Acht Staaten würden das ZweiProzent-Ziel der Nato bereits erreichen. 15 weitere könnten ihm zufolge bis 2024 so weit sein. Deutschland gehört nicht dazu. Anders als zuletzt verzichteten die Amerikaner jedoch auf Kritik an der Bundesrepublik. Stattdessen würdigte Mattis auch Beiträge zum Bündnis wie die Beteiligung an Einsätzen etwa in Afghanistan. Die Nato-Partner diskutierten am Freitag eine weitere finanzielle Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte. „Ich bin sehr optimistisch, dass die Staats- und Regierungschefs entscheiden werden, die Finanzierung bis 2024 auszuweiten“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Über genaue Beträge sei noch nicht entschieden worden.
Seit 2015 berät und trainiert die Nato die einheimischen Streitkräfte im Rahmen einer Mission namens „Resolute Support“. Die Zahl der Nato-Soldaten vor Ort wurde zuletzt wegen des Wiedererstarkens der Taliban und der Expansion der Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) auf rund 16 000 aufgestockt. Nach NatoAngaben unterstützen allein die USA die afghanischen Sicherheitskräfte jährlich mit rund vier Milliarden Euro, die europäischen NatoLänder und andere Geberländer wie Japan zahlen rund eine Milliarde.
Im Mittelpunkt des zweitägigen Treffens standen Aufrüstungsbemühungen zur Abschreckung Russlands. Die Bündnispartner wollen die Reaktionsfähigkeit ihrer Truppen bis 2020 deutlich erhöhen. So sollen je 30 Einheiten von Heer, Luftwaffe und Marine so trainiert und ausgerüstet werden, dass sie in einer Krisensituation innerhalb von 30 Tagen einsatzbereit wären.