Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zum Geburtstag eine Truppenpar­ade

Prinz Philip wird 97 – Offiziell im Ruhestand, noch immer in der Öffentlich­keit

- Von Sebastian Borger

LONDON - Als vor Jahresfris­t die bevorstehe­nde Zur-Ruhe-Setzung von Prinz Philip verkündet wurde, prophezeit­e dessen jüngster Sohn Edward: „Er wird nicht im Hintergrun­d verschwind­en.“Das fiele auch schwer, nimmt der Herzog von Edinburgh doch bis heute an allen Großereign­issen der britischen Monarchie teil. Auch am heutigen Samstag dürfte der stets kerzengera­de stehende Marineoffi­zier an der Seite von Elizabeth II. zu sehen sein, wenn die Queen die alljährlic­he Parade „Trooping the Colour“abnimmt. Diese gilt dem Geburtstag der Monarchin, diesmal aber ein wenig auch dem Prinzen: Der Prinzgemah­l feiert nämlich am Sonntag seinen 97. Geburtstag.

Die öffentlich­en Termine zur Unterstütz­ung jener 780 Organisati­onen, bei denen er als Schirmherr agierte, hat der alte Herr planmäßig eingestell­t. Doch bis heute bekommen die Briten gelegentli­ch noch Einblicke in die Gedankenwe­lt des Abkömmling­s aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg­Glücksburg, der 1921 als Angehörige­r des griechisch­en Königshaus­es auf Korfu zur Welt kam. So gratuliert­e er im Februar einem bekannten Karikaturi­sten, Matthew Pritchett („Matt“), zu dessen 30. Dienstjubi­läum beim „Daily Telegraph“. Der Zeichner bringe es immer wieder fertig, so der Prinz in seiner Grußbotsch­aft, „mit wunderbar angemessen­en Sticheleie­n die täglichen Idiotien unseres Lebens aufzuspieß­en“.

Das ist, wie jeder Beobachter des Königshaus­es weiß, ein Herzensanl­iegen des Mannes, der seit seiner Heirat vor gut 70 Jahren in der Öffentlich­keit stets einige Schritte hinter seiner Frau zurückblei­bt. In den ersten Ehejahren und besonders nach Elizabeths Amtsantrit­t im Februar 1952 kämpfte der eingefleis­chte Modernisie­rer mit den Palastbeam­ten, deren Festhalten an überkommen­en Traditione­n er gewiss häufig als idiotisch empfand.

Der Prinz wehrte sich nicht zuletzt mit einem Hang zur politische­n Unkorrekth­eit – etwa, als er den damaligen Bundeskanz­ler Helmut Kohl mit „Guten Tag, Herr Reichskanz­ler“begrüßte. Solcherlei Scherze gehören mangels öffentlich­er Termine nunmehr weitgehend der Vergangenh­eit an, was schon deshalb schade ist, weil „niemand je ein Treffen mit ihm vergessen hat“, wie Prinz Edward ein wenig zweideutig zu berichten wusste.

Nicht von Zipperlein verschont

Wie viele ältere Menschen muss sich der gertenschl­anke Prinz – bis heute paßt ihm die Marineunif­orm, die er im November 1947 zur Hochzeit trug – inzwischen mit dem einen oder anderen Zipperlein herumschla­gen. Mal war der Lord High Admiral der Royal Navy in der Badewanne ausgerutsc­ht und hatte sich am Auge verletzt, mal machten ihm Rückenschm­erzen zu schaffen. Zu Weihnachte­n 2011 wurde Prinz Philip ein Stent zur Offenhaltu­ng eines verstopfte­n Herzkranzg­efäßes eingesetzt, ein Jahr später verbrachte er einige Tage im Spital, um eine hartnäckig­e Blasenentz­ündung auszukurie­ren.

In diesem Frühjahr schließlic­h erhielt der Prinz eine künstliche Hüfte, was Beobachter bis zur letzten Minute daran zweifeln ließ, ob er es zur Hochzeit seines Enkels Harry mit Meghan Markle schaffen werde. Aber siehe da – am Festtag spazierte der sichtlich gut aufgelegte Herzog ohne Gehhilfe in die Schloßkirc­he von Windsor und nahm am Traugottes­dienst teil. Der Ruhestand scheint dem Unermüdlic­hen gut zu bekommen.

 ?? FOTO: DPA ?? Prinz Philip ist einer der Charakterk­öpfe des britischen Königshaus­es.
FOTO: DPA Prinz Philip ist einer der Charakterk­öpfe des britischen Königshaus­es.

Newspapers in German

Newspapers from Germany