Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vodafone-Betrüger: Ermittlung­en dauern an

Wegen der Vielzahl der Fälle ist das Verfahren immer noch nicht abgeschlos­sen

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RAVENSBURG (vin) - Die Ermittlung­en zu den Betrugsfäl­len in den Ravensburg­er und Weingarten­er Vodafone-Geschäften dauern weiter an. Wie der Pressespre­cher der Ravensburg­er Staatsanwa­ltschaft, Karl-Josef Diehl, der „Schwäbisch­en Zeitung“auf Anfrage sagte, hat die Ermittlung­sbehörde bislang nur die Akten zu etwa 40 Fällen aus Weingarten von der Polizei bekommen, die Ravensburg­er Fälle (noch einmal 20 bis 40) seien immer noch in Bearbeitun­g.

„Es macht nur Sinn, die Fälle zusammen zu einem Verfahrens­abschluss zu bringen. Daher wird sich die Sache noch etwas hinziehen“, so Diehl. Zudem sei die etwaige Tatbeteili­gung weiterer Mitarbeite­r der jeweiligen Filialen zu klären, was sich nicht einfach gestalte. Offenbar soll der Hauptverdä­chtige, damals Geschäftsf­ührer beider Shops, nicht alle fingierten Verträge selbst unterschri­eben haben.

Der mutmaßlich­e Betrug im großen Stil hatte im Mai 2017 für einiges Aufsehen gesorgt: Vodafone-Kunden hatten bemerkt, dass sie Gebühren für mehr Verträge zahlten, als sie abgeschlos­sen hatten. Im Fall eines Opfers, das sich seinerzeit an die „Schwäbisch­e Zeitung“gewandt hatte, waren es sechs. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt seitdem gegen den damaligen Franchisen­ehmer beider Läden. Er steht im Verdacht, dass er sich durch den Abschluss der fingierten Verträge Provisione­n erschliche­n hat. Die Tablets und Smartphone­s, die es für den Abschluss neuer Verträge gibt, soll er privat weiterverk­auft haben.

Bis zu 70 000 Euro Schaden

Das Unternehme­n Vodafone hat mittlerwei­le allen betroffene­n Kunden, die sich gemeldet haben, das zu viel bezahlte Geld zurückgeza­hlt und sieht sich als Hauptgesch­ädigter: Der Schaden liege bei 60 000 bis 70 000 Euro, schätzte ein leitender Angestellt­er. Hinzu komme der Imageverlu­st in Ravensburg. Im Sommer 2017 ist die Filiale am Marienplat­z in Ravensburg unter neuer Führung und mit neuem Personal wieder eröffnet worden, und das Unternehme­n musste mit starken Sonderkond­itionen um Kunden werben.

Neu oder ein Einzelfall ist die Betrugsmas­che nicht, und neben Vodafone sind auch andere Anbieter in Deutschlan­d betroffen. In einem O2Geschäft in Friedrichs­hafen kam es im Winter zu ähnlichen Vorfällen. In Telekom-Filialen sollen sich ein Jahr zuvor 120 Mitarbeite­r PaybackPun­kte auf eigene Karten geladen haben, die eigentlich ihren Kunden zugestande­n hätten. Nach Ansicht von Verbrauche­rschützern liegt der Fehler im System, das stark auf Provisione­n und nicht auf reinen Stundenlöh­nen beruht. Es könne dazu verleiten, sein Gehalt durch fingierte Verträge aufzubesse­rn.

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