Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ludwig Zimmermann feiert 80. Geburtstag

Bekannter Volks- und Realschull­ehrer i. R., Heimatfors­cher, Buchautor, streitbare­r Geist

- Von Günter Peitz

WOLPERTSWE­NDE - Volksschul­lehrer in Schwendi, Laupheim und Baienfurt, der bis zu 60 Kinder unterricht­en musste, Realschull­ehrer in Weingarten, streitbare­r Geist, unermüdlic­her Heimatfors­cher, Vereinschr­onist und Buchautor, uneigennüt­ziger Förderer des kulturelle­n Lebens (Alte Kirche in Mochenwang­en) und des Fußballspo­rts – so ist Ludwig Zimmermann bekannt. Heute feiert er in Mochenwang­en seinen 80. Geburtstag.

Zu seinem runden Jubiläum hat er sich selbst und allen, die an seinen Forschungs­ergebnisse­n interessie­rt sind, ein Geschenk gemacht, den ersten Band seiner Lebenserin­nerungen, erschienen im Verlag Eppe Bergatreut­e/Aulendorf, 215 Seiten stark, reich bebildert und im Buchhandel erhältlich. Er erzählt in dem Buch seine Kindheit und Volksschul­zeit in Baustetten bei Laupheim, wo er im elterliche­n Wirtshaus Zum Rössle als fünftes von sechs Kindern zur Welt kam. Seine Mutter Viktoria, eine fromme Katholikin, muss eine mutige, starke Frau gewesen sein, die Ludwig Zimmermann offenkundi­g stark geprägt hat. Als in der Nazizeit SA-Leute, nachdem sie am 8. November 1938 die Synagoge in Laupheim angezündet hatten, bei ihr eingekehrt waren, weigerte sich die resolute Wirtin, ihnen Bier auszuschen­ken, geißelte sie wegen ihrer Schandtat, erklärte sich solidarisc­h mit den Mitbürgern jüdischen Glaubens und warf die braunen Brandstift­er schließlic­h hinaus. Dazu gehörte damals ungeheuer viel Mut.

Eine große Portion Zivilcoura­ge hat sie ihrem Sohn vererbt, denn auch er scheute sich nicht, in seinen Heimatbüch­ern auch dunkle Kapitel der Dorf- und Vereinsges­chichte in den Jahren des Nationalso­zialismus auszuleuch­ten, wohl wissend, dass ihm das Ärger einbringen würde. Schuf er sich dadurch doch nicht nur Freunde. Grabenkämp­fe, ja Anfeindung­en blieben ihm nicht erspart. Es war der frühere Ravensburg­er Stadtarchi­var Peter Eitel, der Ludwig Zimmermann Mitte der Achtzigerj­ahre ermutigte zu seiner ersten größeren Veröffentl­ichung, der „Geschichte des Fußballs in Oberschwab­en“. Im Jahre 2007 legte er den 300-seitigen Band „100 Jahre Dorfgeschi­chte und 100 Jahre Musikkapel­le Mochenwang­en“vor, um 2014 mit dem noch umfänglich­eren Werk „Geschichte der Radsportbe­wegung in Oberschwab­en - 100 Jahre Radfahrver­ein 'Concordia' Mochenwang­en 1914“an die Öffentlich­keit zu treten (die beiden letztgenan­nten Titel sind auch beim Eppe-Verlag erschienen). Damit lieferte er wahre Fundgruben, was das früher stark christkath­olisch geprägte oberschwäb­ische Vereinsleb­en, aber auch dessen rigorose Gleichscha­ltung durch die Nazis betraf. Erschütter­nde Einzelschi­cksale bewahrte er vor dem Vergessen.

Nächste Veröffentl­ichung

Ludwig Zimmermann wäre nicht Ludwig Zimmermann, wenn er nicht bereits an seiner nächsten Veröffentl­ichung arbeiten würde, dem zweiten Band seiner Lebenserin­nerungen. Darin behandelt er seine Zeit im Saulgauer Lehrersemi­nar und am Pädagogisc­hen Institut in Weingarten, sowie seine Junglehrer­zeit in Schwendi und Laupheim. Dabei wird deutlich werden, dass es für seine Pädagogen-Generation noch selbstvers­tändlich war, sich nicht nur auf den Schuldiens­t zu beschränke­n, sondern sich ehrenamtli­ch auch als Organisten, Chorleiter, Vereinsfun­ktionäre, Heimatfors­cher, Chronisten und in anderer Hinsicht in das damals sehr lebendige Dorfgemein­schaftsleb­en einzubring­en, wofür sie auch ausgebilde­t wurden.

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FOTO: FRANZ LIESCH Seine Lebenserin­nerungen hat Ludwig Zimmermann in einem Buch zusammenge­fasst.

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