Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Taekwondo-Kaderschmiede soll in den Häfler Fallenbrunnen
Markus Kohlöffel vom BSV Friedrichshafen macht sich für olympisches Zentrum stark
FRIEDRICHSHAFEN - Ein Ausbildungszentrum für den leistungsorientierten Taekwondosport, in welchem der talentierte Nachwuchs aus aller Welt gezielt gefördert wird und sich Spitzenathleten für Wettkämpfe auf nationalem und internationalem Parkett vorbereiten können: Das will Markus Kohlöffel vom BodenseeSchulsportverein (BSV) gemeinsam mit der Stadt Friedrichshafen verwirklichen. In den nächsten Jahren soll ein „olympisches Zentrum“am Bodensee entstehen. Als Standort ist ein geeignetes Gelände im Häfler Fallenbrunnen im Gespräch.
Seit 1992 ist Kohlöffel beim Mehrspartenverein BSV in der Taekwondo-Abteilung, der er auch vorsteht, tätig und betreibt leistungsorientierten Kampfsport. Fünf Teilnehmer an Olympischen Spielen mit einmal Silber, 13 WM-Medaillen (darunter dreimal Gold), 56-mal Edelmetall – davon 19 Goldene – bei Europameisterschaften sowie 262 Medaillen (112-mal Gold) bei deutschen Titelkämpfen: Die Erfolgsgeschichte der Kaderschmiede am Bodensee unter Regie von Kohlöffel kann sich allemal sehen lassen. Insgesamt, hat der 47-Jährige ausgerechnet, standen Athletinnen und Athleten des BSV Friedrichshafen mehr als rund 2300-mal auf dem Podest und konnten etwa 1200 Titel einfahren. Aktuell stehen sieben BSVKämpfer im National- und 13 weitere im Landeskader Baden-Württemberg.
Zu wenig Trainingsmöglichkeiten
Angesichts der Riesenflut an erzielten Top-Platzierungen im In- und Ausland fällt der Blick auf die aktuell zur Verfügung stehenden Trainingsräumlichkeiten vergleichsweise bescheiden aus. Ein rund 150 Quadratmeter großes Zimmer können die BSV-Kämpfer in der Bodenseesporthalle nutzen. „Das ist, international gesehen, die offiziell vorgeschriebene Wettkampffläche für gerade mal zwei Athleten“, beschreibt Markus Kohlöffel, der von 2000 bis 2008 das Amt des Bundestrainers innehatte, das Platzproblem seiner Abteilung.
Neben der Bodenseesporthalle können seine Taekwondosportler derzeit noch an der Bodenseeschule St. Martin ihrer Leidenschaft im Trainingsbetrieb nachgehen. Hinzu komme das erforderliche technische Equipment für die Ausrichtung von internationalen Wettkämpfen. „Der Auf- und Abbau bei Wettkämpfen kann hier im Moment nur mit extrem großem Aufwand gemacht werden“, so Kohlöffel. Video-Play-Systeme, bestückt mit vier Kameras, elektronische Westen oder Kopfschutz: Alles müsse verkabelt werden, erzählt der Taekwondolehrer und bemerkt im selben Atemzug: „Wir sind fast schon eine High-Tech-Sportart.“
Mit der Platznot soll in Zukunft jetzt Schluss sein: Seit geraumer Zeit arbeitet der Chef der BSV-Abteilung daran, ein olympisches Zentrum für Taekwondosport in Friedrichshafen aus der Taufe zu heben. Gespräche hierzu habe es mit Vertretern der Stadt in einer nichtöffentlichen Sitzung des Kultur- und Sozialauschusses bereits im vergangenen Jahr gegeben.
Konkret geht es darum, eine ausreichende Trainingsfläche mit Möglichkeiten zum Krafttraining zu schaffen. Künftig sollen, unter einem einzigen Dach vereint, ausreichend Trainings- und Unterbringungsräume für Wettkämpfe, Kaderschulungen, Lehrgänge und für zu fördernde Nachwuchsathleten entstehen. Dort soll auch die medizinische Versorgung mit Physiotherapie und anderem mehr untergebracht werden. Als Standort favorisieren Kohlöffel und seine Mitstreiter ein Grundstück im Fallenbrunnen, welches man auf Erbpachtbasis bebauen und langfristig nutzen könne. Über die genaue Investitionssumme schweigen sich Kohlöffel und die Stadt Friedrichshafen auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“aus. Eine anfänglich siebenstellige Zahl bei der Budgetierung des Projekts will der 47-jährige, gebürtige Häfler so nicht bestätigen.
Grundsatzbeschluss steht noch aus
„Der Standort Fallenbrunnen war im Gespräch, einen Grundsatzbeschluss dazu hat der Gemeinderat aber nicht gefasst, da auch noch nicht alle Informationen zur Verfügung stehen“, erklärte Monika Blank von der städtischen Pressestelle. Man sei „mit Herrn Kohlöffel im Gespräch, wobei uns eine umfassende Kostenberechnung jedoch noch nicht vollständig vorliegt. Auch eine Darstellung der Gesamtkonzeption fehlt uns noch“, äußert sich Blank zum anvisierten olympischen TaekwondoZentrum zunächst zurückhaltend.
Indes hofft Markus Kohlöffel, dass der Gemeinderat noch in diesem Jahr den offiziellen Startschuss für sein Vorhaben erteilt, damit danach die Detailplanung und Baureifmachung zügig eingeleitet werden können. Wenn möglich, soll binnen drei Jahren – bis Ende 2021 – das Gebäude errichtet und bezugsfertig sein. Bis dahin will Kohlöffel vor allem mit Schul- und Hochschuleinrichtungen wie der Swiss International School, Zeppelin-Universität oder der Dualen Hochschule Kooperationen und Stipendienprogramme aushandeln.
Für die Taekwondo-Kaderschmiede am See wäre ein Standort am Fallenbrunnen geradezu ideal. Hier hätten talentierte Kämpfer aus aller Welt nur kurze Wege zurückzulegen, um parallel zum Taekwondo als Leistungssport einen Teil der bestehenden Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen zu können.
Rückenwind, garniert mit Vorschusslorbeeren, bekam Kohlöffel von den Verbänden: Ende 2015 wurde der Taekwondostandort Friedrichshafen vom Weltverband als offizielle Trainingsstätte für internationale Taekwondo-Spitzensportler ausgezeichnet – und vor wenigen Monaten zur offiziellen Partnertrainingsstätte des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Kooperation mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) gekürt.