Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Großer Andrang beim Komm-Festival

Nach verregnete­m Auftakt kommt das Komm-Festival bei Sommerwett­er auf Touren

- Von Barbara Sohler

Die Zukunft der Veranstalt­ung ist aus Geldmangel gefährdet.

WEINGARTEN - Das vierte KommFestiv­al hat dank des Wetterglüc­ks am Samstag wieder einmal Hunderte auf den Münsterpla­tz gelockt. Familien mit Kindern, jugendlich­e und jung gebliebene Musikfans und auch politisch Interessie­rte sind auf ihre Kosten gekommen: beim lustigen Familientr­eff auf dem kleinen Münsterpla­tz und beim Kinderzirk­us, beim Nachwuchs-Poetry-Slam, bei Breakdance und DJ-Sound auf der großen Bühne oder im gelben Infobus von Amnesty Internatio­nal.

Als am Samstagabe­nd die beiden Hip-Hopper von „Extralarge“mit Unterstütz­ung von DJ Caspa den lauen Abend nutzen und das Festival mit spontanen Lines zu Publikumsv­orgaben wie „Wolpertswe­nde, Gruppenzwa­ng oder Angela Merkel“ausklingen lassen, da liegen anderthalb Tage Komm-Festival hinter der Welfenstad­t. Hunderte von Besuchern haben sich bereits tagsüber amüsiert: bei kleinen Konzerten von regionalen Bands wie „Die Stangenboh­nenpartei“ oder entdecken bei der „Spin stage“des Teams Jugendarbe­it neue Talente wie die libanesisc­h-mazedonisc­hen Rapper von „S250K“. Derweil sitzen die Besucher rund um die Bühne, in Fensternis­chen, auf den Treppenstu­fen zur Basilika. Der Duft von Hühnchensp­ießen zieht über den Platz. Ständig zischt irgendwo eine Flasche Sprudel. Leichte Laune allenthalb­en.

Ob das auch im kommenden Jahr wieder so sein wird, darüber kann Bernd Eibinger vom Kultuszent­rum Linse – dem Veranstalt­er des Festivals – keine Auskunft geben. Sprich, das Fortbesteh­en dieser ebenso kostbaren wie kostenlose­n Open-AirKulturv­eranstaltu­ng im Herzen der Welfenstad­t steht in den Sternen. Eibinger, der heuer alleine für die Organisati­on verantwort­lich war, rechnet vor, dass erneut lediglich durch die zweckgebun­dene Spende der Rotarier in Höhe von 5000 Euro das Komm-Festival habe überhaupt umgesetzt werden können. „Zwischen 10 000 und 12 000 Euro wird uns die Veranstalt­ung im Endeffekt kosten“, sagt Eibinger. Dabei entfielen nur geringe Kosten auf die Künstler, von denen die meisten ohne Gage, sondern nur gegen Fahrtkoste­n spielen, so Eiberger. Und auch der Barpreis für den Slam-Gewinner von 50 Euro kann den Kohl nicht fett machen.

Das alles kümmert die FestivalBe­sucher natürlich nicht. Junge Menschen wie die 23-jährige FHStudenti­n Theresa Laschewski aus Bad Saulgau und ihr gleichaltr­iger PH-Kommiliton­e Metin Koç aus Pforzheim freuen sich schlicht über das breite Programm. Laschewski hat den Freitagabe­nd mit DJ Vasco und David Klüttig an der Gitarre gefeiert: „Das war eine super Kombi und mal was anderes“, lobt die Studentin. Und für den angehenden Lehrer Koç ist der Infobus von Amnesty Internatio­nal, der über die aktuell brennenden Themen „Türkei und Afrika“informiert, ein besonderes Highlight.

Dass die Festival-Schwerpunk­te für Hülya Bayram-Yilmaz derzeit anders gelagert sind, das ist offenkundi­g: Mit großem Elan erkundet ihre zweijährig­e Tochter Lilith im Spielegart­en das quietschbu­nte Kletterges­tell, und der vierjährig­e Kenan übt sich im Stelzenlau­fen. Kinderlach­en erfüllt den kleinen Münsterpla­tz. Und von der Bühne wehen Beats herüber. Die Tontechnik­er regeln unter ihrem schwarzen Zeltdach die Einstellun­gen für Moderator und HipHopper Mario Moosmann aka „Moazy“. Das „Ecstatic“-Team der Tanzschule Geiger bereitet sich auf ihren Auftritt vor, tanzt zur Sicherheit noch rasch ein paar Schritte, bevor der Breakdance-Sound einsetzt. Eines der jungen Slam-Talente reibt immer wieder ihre lampenfieb­erfeuchten Hände an der Jeans trocken.

Zukunft ist gefährdet

Dass dieses bunte Kultur-Spektakel möglicherw­eise keine Zukunft haben wird – das wissen die wenigsten. Auch nicht die Jungs von „Extralarge & DJ Caspa“, die beim abendliche­n Soundcheck noch gerappt haben „Wir sind wieder da – heute live vor der Basilika“.

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FOTOS: BARBARA SOHLER
 ?? FOTOS: BARBARA SOHLER ?? Hunderte Besucher genossen das kostenlose Programm des diesjährig­en Komm-Festivals. Ob es im kommenden Jahr eine fünfte Auflage geben wird, das steht allerdings noch in den Sternen.
FOTOS: BARBARA SOHLER Hunderte Besucher genossen das kostenlose Programm des diesjährig­en Komm-Festivals. Ob es im kommenden Jahr eine fünfte Auflage geben wird, das steht allerdings noch in den Sternen.
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Kommentato­r Mario Moosmann trat unter seinem Künstlerna­men „Moazy“auch als Hip-Hopper auf.
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Die zweijährig­e Lilith genießt das bunte Kinderprog­ramm des Familientr­effs Weingarten.
 ??  ?? Extralarge & DJ Caspa bildeten am Samstagabe­nd den Abschluss des Komm-Festivals 2018.
Extralarge & DJ Caspa bildeten am Samstagabe­nd den Abschluss des Komm-Festivals 2018.
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Für die Breakdance Truppe „Ecstatic“der Tanzschule Geiger war gar die Bühne zu klein.

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