Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Ein Wunder, dass das Schulgebäu­de noch steht“

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Es ist bewunderns­wert, dass sich die Dorfgemein­schaft Rötenbach für den Erhalt des 1908 erbauten Schulhause­s engagiert. Sie hat einen Plan vorgelegt, der den Umbau zu einem Gemeindeze­ntrum vorsieht. Verwirklic­hen lässt sich der Plan allerdings nur, wenn es gelingt, eine Finanzieru­ngslücke von 430 000 Euro zu schließen. Gelingt dies nicht, dann scheitert das Projekt, das etwa 1,2 Millionen Euro kostet, der Abriss droht. Schon 2013 gab es den Vorschlag, das sanierungs­bedürftige Schulhaus abzureißen und durch einen Dorfplatz mit Brunnen zu ersetzen. Hoffentlic­h geschieht dies nicht, denn es ist erfreulich und grenzt an ein Wunder, dass in der Region noch ein Schulgebäu­de steht, das als charakteri­stisch für ehemalige Dorfschulh­äuser gelten kann.

Als Baudenkmal im Ortskern in nächster Nähe zur Kirche gelegen, erinnert das architekto­nisch markante, ja einmalige 110 Jahre alte Gebäude an die Zeiten, in denen die Schule eng mit der Dorfkultur verbunden war, zumal die Lehrer als Chorleiter, Organisten und Mesner viel zu einem aktiven Dorfleben beitrugen. In den vergangen Jahren sind viele Schulhäuse­r im ländlichen Raum in Wohnhäuser umgebaut, verkauft oder abgerissen worden. Wie soll die Erinnerung an die Lokalgesch­ichte wach gehalten werden, wie kann die Identifika­tion mit dem Heimatort gelingen, wenn das Dorfbild prägende historisch­e Baudenkmäl­er verschwind­en? Es ist ein Glücksfall, dass das Rötenbache­r Schulhaus noch steht. Dort könnte man die Dorf- und Schulgesch­ichte dokumentie­ren.

Dr. Erich Müller-Gaebele, Ravensburg

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