Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erfrischender Sommer-Jazz
Das Lancy Falta Syndicate spielt im Ravensburger Bärengarten
RAVENSBURG - Das Plakat versprach einen interessanten Jazz-Abend im Ravensburger Bärengarten: Lancy Falta, absolute Größe in Sachen Gypsy-Gitarre, versammelte in seinem Syndicate einen internationalen Star-Saxofonisten mit Tony Lakatos, einen ausgewiesenen Hammond Orgel-Spezialisten mit Matthias Bublath und einen der besten Modern Jazz-Drummer Deutschlands, Bastian Jütte. Eine nicht alltägliche Besetzung – was sollte das werden, Gypsy Jazz mit Orgel vielleicht?
Mitnichten. Mit einem gemächlichen „All Blues“von Miles Davis spielte sich das Quartett warm, in der Folge kamen Jazz-Standards zu Gehör, die nicht zu den ausgelutschtesten ihrer Gattung gehören, etwa „Brazilian Love Affair“oder „Sugar“. Zwischen Latin Jazz und Hard Bop also bewegte sich das Quartett, und legte mehr Wert auf ausgedehnte Soli denn auf ausgereifte Arrangements.
Lancy Falta ist Sinto und hat das Gitarrenspiel von seinem berühmten Vater Bobby gelernt – und in GypsyGitarristenkreisen gilt nur als gut, wer richtig schnell spielen kann. Lancy gilt als höllisch gut, will heißen: Er spielt häufig atemberaubend schnell, fast hat man den Eindruck, eine jede Note möchte vor der nächsten fliehen.
Das passt in schnellen Nummern natürlich hervorragend, wirkt in Balladen wie Faltas schöner Eigenkomposition „Sunshine“auch mal deplatziert.
Tony Lakatos, ungarischer Roma, ist auch ein Schnellspieler: Er baut seine Soli allerdings wunderbar auf, erzählt Geschichten auf dem Tenorsaxofon. Er hat immer noch seinen typischen kräftigen Ton, beweist aber auch, warum er als exzellenter Balladenspieler gilt – weniger ist eben manchmal mehr.
Das schafft auch Matthias Bublath: Mühelos besorgt er die Tiefton-Basis mittels Fußpedalen, begleitet geschmackvoll und groovt mit dem vordergründig behäbig wirkenden Instrument richtig funky.
Fast ein wenig unterfordert erscheint Bastian Jütte – er ist häufig in anspruchsvollerem Kontext zu hören. Er hat aber sichtlich Spaß, mit diesem Quartett heftig zu swingen und fulminante Drum-Soli herauszuhauen. Schlichtweg grandios, wie er im erwähnten „Sunshine“zu Beginn von Bublaths Solo die Dynamik völlig herunterfährt und dem Organisten damit die Möglichkeit gibt, mit wenigen Tönen von vorne zu beginnen.
Dieses Syndicate passt also doch zusammen – wenn die Band mehr eigene Stücke einbringt und ein wenig an den Arrangements feilt, kann das sogar richtig spannend werden. Dieser erfrischende Jazz-Abend hätte weit mehr Publikum verdient gehabt – unverständlich angesichts vieler Plakate in der Stadt, „Konzertwetter“und wenig Konkurrenz. Bleibt dennoch zu hoffen, dass sich der Bärengarten als Spielstätte für Live-Jazz weiter etabliert.