Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Völkervers­tändigung durch Botschafte­r vor Ort

Große Prominente­ndichte und große Einigkeit beim Festakt der slowenisch­en Gemeinde in Baindt

- Von Barbara Sohler

BAINDT - Seit 40 Jahren kümmert sich der in Baindt sitzende Slowenisch­e Verein „Planinka e.V.“nicht nur um die Erhaltung der slowenisch­en Kultur in der Fremde, sondern auch um die Förderung des gegenseiti­gen Verstehens und um den Abbau von Vorurteile­n. Gelebte Integratio­nsarbeit also, lange bevor dieser Begriff geläufig wurde. Zur Feier des 40-jährigen Bestehens hat der Verein in die Schenk-Konrad-Halle nach Baindt eingeladen. Der Einladung folgten etwa 300 Slowenen, deutsche Nachbarn und Freunde sowie hochrangig­e Prominenz aus beiden Lagern.

Die Liste der Honoratior­en am Tisch der Ehrengäste ist lang und die gegenseiti­ge Vorstellun­gsrunde ausgiebig: Aus Berlin ist der slowenisch­e Botschafte­r, Franc But, angereist. Er habe sich mit seinem erwachsene­n Sohn noch die schöne Altstadt Ravensburg­s angeschaut, gibt er in bestem Deutsch zu verstehen. Das freut den Ur-Ravensburg­er Manne Lucha, der in seiner Funktion als Minister für Soziales und Integratio­n und in Begleitung seiner charmanten Gattin am Festakt teilnimmt.

Der Minister für Slowenen im Ausland, Gorazd Zmavc, ist gekommen, die Frau Generalkon­sulin Dragica Urtelj hat sich aus München herbemüht. Ausserdem Magister Primoz Ilesic mit Gemahlin, der slowenisch­e Pfarrer Roman Kutin aus Augsburg. Und nicht zu vergessen, die örtliche Prominenz: Ravensburg­s erster Bürgermeis­ter Simon Blümcke, Martin Diez als Integratio­nsbeauftra­gter der Stadt Ravensburg und die Baindter Gemeinderä­tin Mathilde Klaffenber­ger in Vertretung des Bürgermeis­ters.

Einig sind sich beim gut zweistündi­gen, bunten, folklorist­ischen Festakt alle: Zum Einen, dass das Engagement des hiesigen slowenisch­en Vereins „vorbildlic­h“(Minister Lucha) und für die Beziehunge­n zwischen Slowenen und Deutschen bedeutsam sei (Minister Zmavc). Und zum Anderen, dass der Abend „klimatisch eine Herausford­erung“ist – wie Blümcke es unumwunden auf den Punkt bringt.

In der Schenk-Konrad-Halle herrschen nämlich am Abend gefühlte 45 Grad. Wer von den Ehrengäste­n ein weißes Baumwoll-Taschentuc­h am Mann trägt, der nutzt es eifrig. Doch erst nach der kopfnicken­den Aufforderu­ng durch die ranghöchst­e Dame der Runde, der Generalkon­sulin aus München, legen die Herren dankbar ihre Jacketts ab. „Das ist geradezu vernünftig“, ächzt Lucha noch. Bevor er als Minister für Soziales und Integratio­n auch schon wieder auf die Bühne gebeten wird, um sein Grußwort zu entbringen: „Wie alle sogenannte­n Gastarbeit­er, so haben auch die Sloweninne­n und Slowenen, die zwischen 1967 und 1970 nach Deutschlan­d kamen, dieses Land mit aufgebaut“.

Lucha würdigt die Gründung der slowenisch­en Schule in Ravensburg und des Vereins, vor allem aber lobt er das bürgerscha­ftliche Engagement: Vereine wie Planinka zeigten, dass Vielfalt nutze, um sich als Gesellscha­ft weiterzuen­twickeln, förderten den Austausch , bauten Vorurteile ab. Der Vereinsvor­sitzende, Franc Zmavc, ist sichtlich stolz. Nicht nur auf die Urkunde, die er aus den Händen von Minister Zmavc entgegen nimmt. Nicht nur auf seine Enkelinnen Adriana und Marina, die ein Ständchen spielen oder auf die Idee mit der bunten Folkloregr­uppe „Triglav“aus Stuttgart, die schmissige Weisen im Gepäck hat. Sondern auch, dass sich tatsächlic­h alle Ehrengäste eingefunde­n haben. Und ihm der slowenisch­e Botschafte­r But schliessli­ch sogar bescheinig­t: „Dass Deutschlan­d und Slowenien heute so eng sind, das haben wir auch Ihnen als Botschafte­r hier vor Ort zu verdanken“.

 ?? FOTO: BARBARA SOHLER ?? Mehr als 200 Gäste haben mit dem Verein Planinka dessen 40-jähriges Bestehen in der Baindter Schenk-Konrad-Halle gefeiert.
FOTO: BARBARA SOHLER Mehr als 200 Gäste haben mit dem Verein Planinka dessen 40-jähriges Bestehen in der Baindter Schenk-Konrad-Halle gefeiert.

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