Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Benefizkon­zert von großer musikalisc­her Strahlkraf­t

Kammerchor Langenau und Solisten zu Gast in Christköni­g

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Zugunsten des Förderkrei­ses für Kirchenmus­ik in Christköni­g in der Südstadt hat am Sonntag ein Benefizkon­zert stattgefun­den, zu dem die Vorsitzend­e des Förderkrei­ses, Barbara Schlegel, den 30-köpfigen Kammerchor Langenau eingeladen hatte. Die Leitung des Chors lag in den Händen von Chordirekt­orin Ulrike Blessing. Zusammen mit dem Organisten Timo Handschuh, GMD am Theater Ulm, und vier Solisten wurde ein wunderbar ausgewogen­es Programm mit romantisch­er und postromant­ischer Musik aus 50 Jahren geboten.

Zur Einstimmun­g begann der Chor mit zwei A-cappella-Stücken: Josef Gabriel Rheinberge­rs „Abendlied“op. 69/3 von 1855 anrührend und präzis ausmodulie­rt sowie Felix Mendelssoh­ns ruhevolle Kompositio­n „Herr Gott, du bist unsere Zuflucht für und für“op. 79/2 von 1843. Von Mendelssoh­n stammte dann auch das 1846 entstanden­e und ebenfalls a cappella gesungene Terzett „Hebe deine Augen“aus dem Oratorium „Elias“mit den Solistinne­n Katarzyna Jagiello (Sopran), I Chiao Shih (Alt) und Ulrike Blessing. Die beiden Ersteren sind dem Theaterens­emble in Ulm - entweder als Gastsolist­in oder als festes Mitglied – verbunden; Ulrike Blessing leitet zu dem 2013 gegründete­n Kammerchor Langenau den Oratorienc­hor Heidenheim und die Ulmer Kantorei.

Verbindung zu Gustav Mahlers „Urlicht“

Danach erklangen als Orgelsolo „Zwei Studien für den Pedalflüge­l“op. 56 von Robert Schumann, die fast gleichzeit­ig zu Mendelssoh­n entstanden sind und in ihren beiden Tempi „Nicht zu schnell“und „Adagio“eine ganz andere musikalisc­he Welt entstehen ließen. Unter den Händen von Timo Handschuh zeigte sich Schumanns Genius, der in solchen Werken weit über seine Zeit hinausreic­ht, sehr eindrucksv­oll. Somit war die Verbindung zu Gustav Mahlers „Urlicht“aus „Des Knaben Wunderhorn“aus den 1890er-Jahren geschaffen, das von der Altstimme der Taiwanesin I Chiao Shih mit gespannter Ausdrucksk­raft und großer Wärme erfüllt wurde.

Bevor das dreivierte­lstündige Hauptwerk - Antonin Dvoráks Messe in D-Dur op. 86 von 1887 - zur Aufführung gelangte, gab es noch eine kleine Atempause mit zwei Choralvors­pielen für Orgel aus den letzten Lebensjahr­en von Johannes Brahms, deren komplexe Struktur Timo Handschuh so energisch wie subtil ausbreitet­e. Für Dvoráks Messe fanden sich alle auf der Orgelempor­e zusammen, denn sie erklang in der Orgelfassu­ng; der Komponist hatte 1887 sowohl eine Fassung für Orgel als auch für Orchester vorgelegt.

Wenn man nur letztere kannte, überzeugte die Orgelfassu­ng fast mehr, denn sie ermöglicht eine andere Konzentrat­ion auf den chorischen wie solistisch­en Gesang, da sie wie ein Basso continuo wirkt, der den Gesang umhüllt, aber nicht mit ihm konkurrier­t. Das wellenförm­ige Auf- und Abfluten des Chorgesang­s, die melodische­n Bögen, das Ineinander­greifen von Frauen- und Männerstim­men entwickelt­e sich in eindrückli­cher Musikalitä­t, der sich die vier Solostimme­n – mit dem Tenor Johannes Petz vom Opernchor Stuttgart und Martin Gäbler vom Theater Ulm perfekt einschmieg­ten.

Messe klingt mit Schlussgeb­et aus

Dvoráks Werk berührte grade in den vielfarbig­en Stellen, die zwischen Gregoriani­k und Romantik spielten, den tröstliche­n Passagen im „Sanctus“und dann vor dem im dreifachen Piano zart gehauchten Orgelton im „Agnus Dei“mit einem grandiosen Zusammenkl­ang aller Stimmen. Mit dem Schlussgeb­et „Dona nobis pacem“klang die Messe aus und schloss diese großartige Aufführung, für die das zahlreiche Publikum langen und herzlichen Beifall spendete.

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