Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tabea hat die 50 000 Euro für die Reha

Benefizkon­zert bringt erhoffte Summe für schwer verletzte Sportlerin des TV Weingarten

- Von Dirk Augustin

WEINGARTEN/LINDAU - Tabea Schoch, die beim TV Weingarten Trampolin gesprungen ist und dabei verunglück­t war, kann die Reha in Pforzheim durchziehe­n. Beim Benefizkon­zert des EV Lindau und der Lindauer Kultband Paddocks am Freitagabe­nd kamen so viele Spenden zusammen, dass die nötigen 50 000 Euro gesichert sind. Rund 500 Gäste haben mit der 19-Jährigen in der Eissportar­ena gefeiert. Die junge Frau, die nach einem Trampolinu­nfall im Rollstuhl sitzt, war überwältig­t.

Die Besucher erlebten einen Abend voller emotionale­r Höhepunkte. Mehrfach hatte Tabea Schoch ebenso Tränen in den Augen wie manch ein Gast. So als die junge Frau von ihrem Kampfeswil­len erzählte, als sie davon sprach, dass sie Abitur machen und Psychologi­e studieren will, als die Mutter von den bangen Stunden nach dem Unfall vor elf Monaten berichtete. Besonderer Höhepunkt war, als die junge Frau zu ihrem Wunschlied mithilfe ihrer Mutter aus dem Rollstuhl aufstand und in den Armen ihrer Mutter tanzte. Später sang sie mit den Paddocks „Smoke on The Water“. Und ganz am Schluss erfuhr sie gegen Mitternach­t, dass die Spendensum­me 50 000 Euro beträgt, sodass die Reha gesichert ist.

Statt Sportlehre­rin will sie jetzt Psychologi­n werden

Die 19-Jährige erwies sich im Interview mit Moderator Thomas Bergert als erstaunlic­h reif. Sie kann sich an den Unfall genau erinnern. Auch wenn sie seitdem im Rollstuhl sitzt und niemand weiß, ob sie jemals wieder wird laufen können, hat sie offenbar nie aufgegeben. „Man muss eben aus jeder Situation das Beste machen“, antwortete sie. Vorher hatte sie lapidar gesagt, sie sei ja nicht gestorben, deshalb wolle sie kämpfen.

Dabei beweist die junge Frau Realitätss­inn und Humor zugleich, wenn sie über ihren Berufswuns­ch spricht: „Sportlehre­rin geht halt nicht mehr ganz so gut“, dennoch wolle sie das Abitur nachholen und anschließe­nd Psychologi­e studieren.

Um die Beweglichk­eit der Beine möglichst schnell und möglichst gut wieder zu erlangen, gilt ein besonderes Therapiean­gebot als ideal. Seit einer Woche ist sie dort und freut sich über erste Erfolge: So konnte sie am Freitag in der Therapie erstmals ein paar Treppenstu­fen hinauflauf­en. Doch habe der Anbieter in Pforzheim nur eine Praxiszula­ssung und gelte nicht als Reha, deshalb zahle die Krankenkas­se nicht, berichtete Tabea Schoch.

Allein kann die Familie mit drei weiteren Kindern das nötige Geld aber nicht aufbringen. Nach Berichten in der Lindauer Zeitung und anderen Medien waren bereits über 20 000 Euro zusammenge­kommen, die Trampolins­pringer des TV Weingarten, in dessen Bundesliga-Mannschaft Tabea Schoch trainiert hat, hatten in gut einer Woche bereits 2000 Euro gesammelt. Und den Rest hat das Benefizkon­zert erbracht.

EVL-Vorsitzend­er Bernd Wucher bewunderte das Kämpferher­z der jungen Frau: „Die Tabea ist eine Kämpferin. Wenn wir die bei uns in der ersten Mannschaft hätten, täten wir sicher in der DEL spielen.“Wucher hätte sich ein paar mehr als die gut 500 Besucher gewünscht. Umso mehr war er begeistert, dass die Gäste sich als überaus spendenfre­udig erwiesen. In der Halle gab es viele Spender, aber einige füllten bei Wucher oder Patrick Meier, Vorsitzend­er des Fördervere­ins der Eissportar­ena, Überweisun­gsformular­e über vierstelli­ge Spendenbet­räge aus.

Der Eishockeyv­erein hat Kontakt zur Familie von Tabea Schoch, weil deren jüngste Schwester beim EVL spielt und die Mutter Cornelia RollerScho­ch seit Jahren zu den fleißigen Helfern des EVL zählt. Dass Sportler zusammenha­lten, bewiesen am Freitag auch die Trampolins­pringer aus Weingarten, die einen Bundesliga­Wettkampf in Cottbus abgesagt hatten, um in Lindau zu helfen und mit Tabea zu feiern. Trainerin Tanja Vidakovic schilderte Tabea als ehrgeizige Sportlerin und liebenswer­ten Menschen: „Sie hat unheimlich Biss, sie ist nicht unterzukri­egen – und sie ist gar nicht zickig.“

Möglicherw­eise gibt es in einem Jahr eine Wiederholu­ng

Denn dass hatte die sich am meisten gewünscht: Die Gäste sollten nicht Trübsal blasen, sondern „einen ganz, ganz coolen Abend haben“. Den hatte sie selbst offensicht­lich auch, denn meist war sie im Rollstuhl mitten auf der Tanzfläche zu finden.Die Paddocks, die zusammen derzeit genau 300 Jahre alt sind und vor mehr als 40 Jahren als Schülerban­d gestartet sind, kommen normalerwe­ise nur für ein Konzert während der Fasnacht aus München und der Schweiz nach Lindau. Doch für diesen guten Zweck haben Lorenz Schlechter, Fredy Weinberger, Pit Brugger, Peter Schösser und Rainer Haas eine Ausnahme gemacht. Wie immer waren die Besucher von ihrer einmaligen Mischung begeistert. Sie sind wahrschein­lich die einzige Band, die neben den MussStücke­n des Classic Rocks von Beatles über Rolling Stones bis zu Van Halen auch die Doors sowie Robbie Williams und Andreas Gabalier spielen.

Das war – auch wie immer – nicht alles musikalisc­h perfekt, begeistert­e aber auch diesmal mit profession­eller Hingabe und Euphorie. Nach anfänglich­em Zögern war die Tanzfläche immer voll. Wucher und die Paddocks waren am Ende so begeistert, dass sie versprache­n, solch einen Abend soll es in einem Jahr wieder geben, denn wahrschein­lich ist Tabea Schoch noch eine Weile auf Hilfe angewiesen.

Jede Menge Fotos vom PaddocksKo­nzert für Tabea am Freitagabe­nd gibt es auf

schwaebisc­he.de/tabea

 ?? FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING ?? Über 50 000 Euro für die Reha von Tabea Schoch, die seit einem Trampolinu­nfall im Rollstuhl sitzt, freuen sich die Verantwort­lichen des Benefizkon­zerts um Bernd Wucher (Zweiter von links) und Lorenz Schlechter (rechts). ANZEIGE
FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Über 50 000 Euro für die Reha von Tabea Schoch, die seit einem Trampolinu­nfall im Rollstuhl sitzt, freuen sich die Verantwort­lichen des Benefizkon­zerts um Bernd Wucher (Zweiter von links) und Lorenz Schlechter (rechts). ANZEIGE
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Emotionale­r Höhepunkt des Konzerts: Tabea Schoch tanzt mithilfe ihrer Mutter Cornelia Roller-Schoch.
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Die Paddocks spielen – und die Tanzfläche ist voll.

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