Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Im vergangenen Jahr starben 111 Menschen bei Unfällen mit Lastwagen
Was auf baden-württembergischen Autobahnen durch den zunehmenden Schwerlastverkehr los ist, zeigen Datenauswertungen sowie Beobachtungen der Polizei und des Innenministeriums. Laut Letzterem schnellte die Zahl der Lkw-Unfälle auf Autobahnen auf 3439 hoch – 28 Prozent. Für Albert Maier, Leiter des Verkehrskommissariats Kißlegg, ist „besonders bitter“, dass die Zahl der Getöteten ebenfalls klettert: 2016 starben 92 Menschen bei Unfällen mit Lkw – über alle Straßenarten hinweg. Vergangenes Jahr waren 111 Opfer zu betrauern. Bundesweit gab es laut Statistischem Bundesamt 2016 auf deutschen Autobahnen rund 8000 von Lastwagen ausgelöste Unfälle mit Verletzten. Für die A 96 auf baden-württembergischen Gebiet sehen die Zahlen der vergangenen Jahre wie folgt aus: Zwischen 2014 und 2017 gab es pro Jahr zwischen 26 und 32 Unfälle. Auffahrunfälle und das Abkommen von der Fahrbahn halten sich bei den Unfallarten unterm Strich die Waage.
Als mitursächlich für die Unfallzahlen gilt der weiter zunehmende Lkw-Verkehr. Besonders die A 6 ist davon betroffen. Mit Anteilen zwischen gut 21 und mehr als 28 Prozent (je nach Messstandort) am Gesamtverkehr waren auf keiner anderen Autobahn im Land mehr Brummis unterwegs als dort. Entsprechend hoch ist auch die Stauquote. Einzige Ausnahme: die Zählstelle auf der A 5 bei Neuenburg kurz vor der Grenze zur Schweiz. Auch zu den Unfallgründen liegen Erhebungen vor: Auffahrende Laster machen ein Fünftel aller schweren Lkw-Unfälle aus, der Anteil der in diesem Zuge bei Lkw-Unfällen Getöteten liegt laut Zahlen der Ver- sicherer bei rund 30 Prozent. Die Schlussfolgerung: „Kombiniert mit Unaufmerksamkeit wird der LkwFahrer damit schnell zum Risikofaktor“, heißt es.
Laut Polizei helfen dagegen auch nicht immer die seit 2015 verpflichtenden Notbremsassistenten. Denn sie gelten nur für neu zugelassene Lkw und Busse und auch erst ab acht Tonnen. Hinzu kommt, dass sich das System von Hand ausschalten lässt und die Fahrzeuge nur um zehn Stundenkilometer abgebremst werden.
Und es gibt weitere Ursachen: Neben überschrittenden Lenkzeiten beschäftigt sich manch ein Fahrer hinterm Steuer mit Kaffee kochen, Filme gucken oder Zeitung lesen. Für die Polizei ist dies laut Maier nur schwer kontrollierbar, da die Fahrerkabinen deutlich höher liegen als die Polizeiautos. (jps)