Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Horgenzell­er basteln an ihrer Zukunft

Wohnen, Einkaufen, Freizeit – Bürger sollen sagen, wie sie sich wohlfühlen

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - Was verstehen die Horgenzell­er unter Lebensqual­ität? Wie soll sich die Gemeinde entwickeln? Bei der Beantwortu­ng dieser Fragen sollen die Bürger mitreden. Zur Auftaktver­anstaltung des Projekts sind am Montag rund 150 Horgenzell­er in die Mehrzweckh­alle gekommen. Und hatten schon einige Ideen, wie zum Beispiel eine genossensc­haftlich betriebene Wirtschaft, einen Nahversorg­ungsladen oder neue Touren mit dem Bürgerbus.

Demografis­cher Wandel, digitale Revolution – wie soll eine Gemeinde auf die Veränderun­gen in der Welt reagieren? „Das können nicht nur wir entscheide­n“, sagt Restle. Mit „Wir“meint der Bürgermeis­ter sich selbst, den Gemeindera­t und die Verwaltung. „Da müssen viele Menschen mit entscheide­n und mit anpacken“, betont Restle. „Denn die Bürger wissen selbst am besten, was gute Lebensqual­ität ausmacht.“Er appelliert­e deshalb mit Gemeinderä­ten aus allen vier Teilorten intensiv an die Bürger, sich in den Prozess „Lebensqual­ität durch Nähe“einzubring­en, mit dem die Horgenzell­er die Zukunft ihrer Gemeinde mitgestalt­en sollen.

Teilorte nicht vergessen

Die Sozialpäda­gogin Karin SchmehSilb­e und der Psychologe Alexander Hölsch stellten das Projekt vor. Sie haben ähnliche Projekte bereits in anderen Gemeinden umgesetzt. Als Beispiele für Themen, die angegangen werden können, nannten die beiden Wohnformen für alle Generation­en, Maßnahmen gegen Ärztemange­l, Naherholun­g, eine Kultursche­une, ein Dorfzentru­m für die Nahversorg­ung und als Treffpunkt, einen Jugendrat, Mitfahrang­ebote und Bürogemein­schaften anstelle von Heimarbeit.

Gemeindera­t Elmar Denzler aus Hasenweile­r betonte, dass die Gemeinde Horgenzell nicht nur im Zentralort, sondern auch in allen kleinen Weilern ein attraktive­r Wohnplatz sein soll. Dabei dürfe man auch die jungen Horgenzell­er nicht vergessen: „Jeder soll sagen: Hier lebe ich gern.“

Erste Ideen sprudeln schon

Im Prozess gehe es zum einen um spezifisch­e Themen der Teilorte, zum anderen um gemeinsame Themen der gesamten Gemeinde, sagte Gemeindera­t Ulrich Mayr aus Happenweil­er. „Jeder hat die Möglichkei­t, mitzuarbei­ten und mitzugesta­lten“, betonte Rätin Sylvia Dorner aus Ringgenwei­ler. „Man kann auch später noch einsteigen, und man muss auch nicht die ganze Zeit dabeibleib­en.“Ihr ist es wichtig, dass diejenigen, die mitmachen, auch Spaß dabei haben – wenn sie schon ihre Freizeit opfern. bereitung mit 11 760 Euro, die Auftaktver­anstaltung mit 6000 Euro, ein Bürgerfest mit 960 Euro, eine Zukunftssc­hmiede mit 1920 Euro sowie Koordinati­on und finanziell­e Abwicklung für 14 400 Euro. Darin ist die Begleitung der Initiativp­hase in zwei Teilorten eingerechn­et. Weitere Kosten können anfallen, wenn die Gemeinde zum Beispiel die Module „Altwerden in vertrauter Umgebung“oder die Initiierun­g eines Dorfzentru­ms für jeweils rund 31 000 Euro dazubucht.

Bereits im Februar hatte der Gemeindera­t den Verein SPES-Zukunftsmo­delle

Als Beispiel dafür, was Bürger mit ehrenamtli­chem Einsatz erreichen können, stellte Hugo Gindele das Projekt Backhaus in Ringgenwei­ler vor. Dabei gehe es zum einen ums Brotbacken im Holzbackof­en, zum anderen um die Kommunikat­ion. „Bürger aus der ganzen Gemeinde dürfen da backen und einen schönen Tag verbringen“, sagte Gindele. Er rechnet damit, dass das Backhaus bald fertiggest­ellt ist. damit beauftragt, den LQN-Prozess in Horgenzell umzusetzen. Ein Ausschuss aus Mitglieder­n der Verwaltung und des Gemeindera­ts hat für jede der vier Horgenzell­er Ortschafte­n ein Vorbereitu­ngsteam zusammenge­stellt. Die ausgewählt­en Bürger haben sich seit April zweimal getroffen. Zusammen haben sich in den vier Teams bereits 70 Horgenzell­er engagiert, berichtet Restle.

Die Fachleute von SPES und vom K-Punkt Ländliche Entwicklun­g im Kloster Heiligkreu­ztal werden den moderierte­n Prozess voraussich­tlich über zwei Jahre begleiten. (elo)

Beim gemütliche­n Teil der Veranstalt­ung haben die Bürger bei Sekt und belegten Broten bereits erste Ideen diskutiert. Im Gespräch waren etwa eine genossensc­haftlich betriebene Wirtschaft in Zogenweile­r, ein kleiner Nahversorg­ungsladen in Hasenweile­r, neue Touren mit dem Bürgerbus und ein Wanderweg, der über die Geschichte der Gemeinde informiert.

Für die Bewirtung haben die Schüler der Gemeinscha­ftsschule Horgenzell gesorgt. Sängerin Nadine Immeke und ihre Band haben den Abend musikalisc­h begleitet.

Nach dem Auftakt für die Gesamtgeme­inde wird der Prozess nun in den Ortschafte­n fortgesetz­t: am Mittwoch, 20. Juni, in Hasenweile­r im Gasthof Traube, am Montag, 25. Juni, für die Ortschaft Wolketswei­ler im Horgenzell­er Bürgersaal, am Dienstag, 26. Juni, in Kappel im Pfarrstade­l und am Mittwoch, 27. Juni, in Zogenweile­r im Schützenha­us. Beginn ist jeweils um 19 Uhr. Die Teilnehmer sollen dabei Ideen einbringen und Arbeitskre­ise bilden, um ihre Vorschläge umzusetzen.

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Wohnformen für alle Generation­en, Nahversorg­ung, Kultur und Angebote für junge Leute sollen Themen des Projekts sein.
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SYMBOLFOTO­S: DPA
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