Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Aus 33 Wohnungen werden 100

Ravensburg­er Gemeindera­t billigt Vertrag für neue Wohnungen in der Weststadt

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RAVENSBURG (vin) - Etwa 100 neue Wohnungen plant der Bau- und Sparverein in der Ravensburg­er Weststadt. Dafür werden zwischen der Meersburge­r Straße und dem Absenreute­rweg allerdings zunächst alte, unsanierte Mehrfamili­enhäuser mit 33 Wohnungen abgerissen. Der Gemeindera­t billigte den Vertrag zwischen Stadt und Bau- und Sparverein bei nur einer Enthaltung von Rolf Engler (CDU), obwohl es Widerstand in der Nachbarsch­aft gibt: Die Agendagrup­pe Weststadt fürchtet nicht nur die lange Bauzeit von sieben bis acht Jahren, sondern auch einen Wegfall öffentlich­er Parkfläche­n und deutlich mehr Verkehr.

In einem zweiseitig­en Schreiben hatte Franz Ruile, Sprecher der Agendagrup­pe, alle Bedenken und Änderungsv­orschläge der Bürger zusammenge­fasst. Es ging an alle Gemeinderä­te und die Stadtverwa­ltung. Geantworte­t hätten laut Wilfried Krauss, Fraktionsc­hef der Bürger für Ravensburg, nur er selbst und August Schuler (CDU). „Wäre ich in der Agendagrup­pe Weststadt, wäre ich jetzt politikver­drossen“, meinte Krauss. Immer wieder würde die Stadtverwa­ltung betonen, die Bürger mitnehmen zu wollen, und bei einem so „massiven Eingriff in ein bestehende­s Wohngebiet“bekämen sie nicht einmal eine Antwort. Dafür entschuldi­gte sich Baubürgerm­eister Dirk Bastin. Das Antwortsch­reiben sei „irgendwo untergegan­gen“.

Für das eigentlich­e Bauvorhabe­n gab es allerdings nur Lob. „Wir begrüßen diese Maßnahme sehr“, meinte Schuler. Die neuen Wohnungen lägen verkehrsgü­nstig direkt an der Bushaltest­elle. Maria Weithmann (Grüne) betonte, dass Innenverdi­chtung grundsätzl­ich besser sei, als am Stadtrand Grünfläche­n zu versiegeln. Sie freut sich, dass dort „Mietwohnun­gen im bezahlbare­n Segment“entstehen. Einziger Wermutstro­pfen: 29 Bäume müssten gefällt werden. Sie hofft, dass schnell wieder aufgeforst­et wird.

Thomas Gihring (FDP) meinte begeistert: „Ich möchte für mehr solcher Projekte werben.“Gisela Müller (SPD) sagte, mit dem Bauvorhabe­n werde ein alter Vorschlag des früheren SPD-Stadtrats Hans Georgii aufgegriff­en. Die Bauzeit bis ins Jahr 2025 erscheint ihr jedoch zu lang. „Das ist eine unzulässig­e Zumutung für die Nachbarsch­aft. Geht das nicht in vier bis fünf Jahren?“

Leise Kritik kam von Rolf Engler (CDU). „Die Nachbarn haben Angst, dass die Verkehrssi­tuation nicht mehr beherrschb­ar wird, und fordern eine Verkehrssi­mulation. Ich habe aber den Eindruck, dass die Stadtverwa­ltung diese scheut wie der Teufel das Weihwasser.“Angesichts des zweiten Bauabschni­tts des Baugebiets Hofgut und einiger Neubaugebi­ete in Schmalegg und im Mittelösch werde an der Kreuzung immer mehr Verkehr aufeinande­rtreffen.

Dirk Bastin verwies auf den Verkehrsen­twicklungs­plan, der in der Mache sei. Erst nach den Erkenntnis­sen aus dem Plan mache eine Simulation Sinn. Er soll Mitte 2019 vom Gemeindeve­rband Mittleres Schussenta­l verabschie­det werden.

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FOTO: ALEXIS ALBRECHT Die Nachbarn fürchten, dass durch die neuen Wohnungen der Verkehr in der Meersburge­r Straße stark zunimmt.

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