Gerd, bester Kicker aller Zeiten

Wenn’s endlich klingelte, stürzten die Knaben der Klassen 5a/b aus den Klassenzimmern und rasten treppab und hinaus auf den frisch geteerten Hartplatz. Schulsorgen wurden so rasch wie Anoraks und Schulranzen abgeworfen; von letzteren dienten einige als Torpfosten.

Wie wunderbar kam mir die Welt plötzlich vor, selbst jene innerhalb des Schulhofes! Besonders dann, wenn ich in die richtige Mannschaft gewählt worden war. Ach, ich hätte Gerd, wenn’s verlangt worden wäre, damals Hand und Fuß küssen können dafür, dass er mich für sein Team auserwählt hatte. Denn Gerd war unser Kapitän auf dem Hart- wie auf dem Rasenplatz und unsere Sieggarantie! Jedenfalls besiegten wir dank seiner erfolgreichen Alleingänge die Sechst- und Siebtklässler und einmal sogar die Auswahl der Klasse 8, obwohl bei denen die Hälfte arrogante Vereinskicker waren.

Gerd ging mit dem Tennisball, mit dem wir seinerzeit auf dem Hartplatz kickten, ebenso filigran um wie mit dem ganz normalen Lederball auf der Wiese. Übrigens sah er auch gut aus, wie wir alle mit unseren vom Taschengeld abgesparten Trikots. Sie waren so wunderbar blau-weiß gestreift wie jene des damaligen Bundesligisten Meidericher SV, der dank Trainer „Riegel-Rudi“Gutendorf deutscher Vizemeister geworden war. Im Verein kickte Gerd nie, weil er ebenso toll wie kicken Klarinette spielen konnte. Bis heute spielt er deshalb im Stadtorchester.