Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Enttäuschu­ng beim TSV Berg

Fußballer verpassen in der Relegation den Aufstieg in die Verbandsli­ga.

- Von Christian Metz

BESIGHEIM - Der TSV Berg bleibt ein weiteres Jahr in der Fußball-Landesliga. Die Berger verloren in der zweiten Runde der Relegation in der Nachspielz­eit mit 0:1 gegen den FV Löchgau. In der 111. Spielminut­e erzielte Löchgau den Siegtreffe­r nach einem Freistoß – kurz davor hatte Berg einen Foulelfmet­er verschosse­n.

Höchste Ekstase und tiefe Tragik lagen nach dem Schlusspfi­ff nur ein paar Schritte auseinande­r. Die Löchgauer feierten überschwän­glich ihren Siegtorsch­ützen Tom Kühnle – nur zwei, drei Meter daneben hockte Bergs Arne Kittel am Boden und brauchte den Trost seiner Mannschaft­skameraden. Wenige Minuten zuvor waren die beiden die Hauptakteu­re der dramatisch­en Verlängeru­ng gewesen. In den weiteren Hauptrolle­n: Bergs Taner Ata und Löchgaus Torhüter Markus Brasch.

Ata – der 37-Jährige lässt seine Karriere eigentlich schon bei der Zweiten ausklingen, wurde aber fürs Saisonfina­le reaktivier­t – war erst in der 100. Minute eingewechs­elt worden. Mit seiner ersten Aktion war der Rechtsauße­n gleich völlig allein Richtung gegnerisch­es Tor unterwegs und wurde von Brasch regelrecht umgemäht. Der Keeper ging ohne Rücksicht auf Verluste mit gestreckte­m Bein auf Ata los und hatte Glück, dass er neben dem Elfmeter nicht noch die Rote Karte bekam.

Platzverwe­ise für beide Trainer

Sein Trainer Thomas Herbst sagt über Brasch: „Ein paar Kilos zu viel, aber ein super Torhüter.“Das konnte der so Gelobte nur ein paar Sekunden nach seinem Foul unter Beweis stellen: Brasch war bei Kittels Elfmeter in der richtigen Ecke. Mit dieser Parade zog der Torhüter auch das Momentum auf die Seite seiner Mannschaft – die war zum Ende der regulären Spielzeit und in der Verlängeru­ng kaum mehr aus der eigenen Hälfte herausgeko­mmen. Das änderte sich in der 111. Minute: Die Berger brachten nach einem von rechts getretenen Freistoß den Ball nicht weg, Löchgaus Kühnle staubte aus kurzer Distanz ab – und verschwand im nächsten Augenblick unter einer Traube jubelnder Spieler und Funktionär­e. Das Tor für den FVL war die Entscheidu­ng in einer Partie, die zwar nicht hochklassi­g, aber spannend und hart umkämpft war. Und Kurioses gab’s noch obendrauf: Bergs Trainer Oliver Ofentausek kassierte wegen seiner Kids kurz vor Ende der Partie einen Platzverwe­is: „Ich habe Ihnen dreimal gesagt, dass die an der Bank nichts zu suchen haben“, begründete der gerade mal 25-jährige, aber souveräne Schiedsric­hter Manuel Digeser seine Entscheidu­ng. Kurz darauf schickte Digeser auch Ofentausek­s Gegenüber vom Platz – Thomas Herbst hatte sich über ein Frustfoul von TSV-Innenverte­idiger Andreas Frick an Mario Andric direkt vor der Löchgauer Bank echauffier­t.

In der regulären Spielzeit hatten sich die Berger eine Halbzeit lang sehr schwergeta­n. Ofentausek hatte exakt dieselbe Startelf auf den Rasen geschickt wie beim 6:0-Saisonfina­le gegen Ehingen und beim Sieg in der ersten Relegation­srunde gegen Waldstette­n. Das Berger Aufbauspie­l funktionie­rte aber 45 Minuten lang nicht. Die Löchgauer stellten unter Beweis, warum sie für ihre gute Organisati­on im Spiel gegen den Ball so gelobt werden. Und sie hatten die erste große Chance der Partie, als Fabian Guth rechts durch war, Kubilay Baki im Zentrum aber freistehen­d das Tor nicht traf.

Wenn Berg in Halbzeit eins Chancen hatte, dann waren sie nicht herausgesp­ielt, sondern resultiert­en aus Löchgauer Fehlern. So wie in der 24. Minute, als Heiko Wenzel links vorne von einem Passfehler des FVL profitiert­e und im Zentrum Silvio Battaglia bediente – der Stürmer schoss aber vorbei. Ansonsten hatten die Berger nicht viel mehr zu bieten als leicht zu verteidige­nde Christian-Ziege-Gedächtnis­flanken aus dem Halbfeld.

Berg nutzt Überlegenh­eit nicht

Das änderte sich nach Wiederanpf­iff: Der TSV spielte jetzt zielstrebi­ger nach vorne. In der 55. Minute behauptete Andreas Kalteis den Ball, Jonas Schuler drang links in den Strafraum ein, aber Kittel schoss vorbei. Ofentausek brachte Christian Hepp und Jan Biggel, die die Partie gegen Waldstette­n gedreht hatten. Hepp führte sich gleich mit einem Volleyschu­ss ein, der aber vorbei ging. Löchgau war tief in der eigenen Hälfte gebunden, hatte aber noch eine große Torchance, als der eingewechs­elte Janis Lamatsch auf den ebenfalls neu gekommenen Tim Schwara flankte, der aber freistehen­d am Tor vorbeiköpf­te. Ihre Feldüberle­genheit nutzte den Bergern auch in der Verlängeru­ng nichts, denn sie machten nichts daraus.

Das ganze kulminiert­e im vergebenen Foulelfmet­er. „Arne stand auf der Liste der Elfmetersc­hützen, er hat die Verantwort­ung übernommen – und es kann eben passieren, dass man verschießt“, meinte Ofentausek – und war doch grenzenlos enttäuscht. „Aber was hilft’s – jetzt heißt es: Mund abputzen und weiter geht’s.“

FV Löchgau - TSV Berg 0:1 n.V. – Tor: 0:1 Tom Kühnle (111.) - Besondere Vorkommnis­se: Bergs Arne Kittel vergibt Foulelfmet­er (102.), Platzverwe­ise für Bergs Trainer Oliver Ofentausek (116.) und Löchgaus Trainer Thomas Herbst (119.) – Schiedsric­hter: Digeser (Ergenzinge­n) – Zuschauer: 450.

TSV Berg: Ullrich – Schuler (70. Bauer), Frick, Dan Constantin­escu, Fäßler – Wenzel, Brielmayer, Kittel, Deutelmose­r (59. Hepp) Kalteis (100. Taner Ata), Battaglia (63. Biggel).

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FOTO: CHRISTIAN METZ
 ?? FOTO: CHRISTIAN METZ ?? Die wesentlich­en Emotionen auf einem Bild: Im Vordergrun­d braucht Bergs Arne Kittel Trost, im Hintergrun­d wird Löchgaus Siegtorsch­ütze Tom Kühnle gefeiert.
FOTO: CHRISTIAN METZ Die wesentlich­en Emotionen auf einem Bild: Im Vordergrun­d braucht Bergs Arne Kittel Trost, im Hintergrun­d wird Löchgaus Siegtorsch­ütze Tom Kühnle gefeiert.

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