Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kommt Merkel an den See?

Nationale Maritime Konferenz 2019: Friedrichs­hafen ist im Rennen – und hat gute Chancen

- Von Sabine Lennartz und Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN/BERLIN - Bundeskanz­lerin Merkel, Wirtschaft­sminister Altmaier, Verkehrsmi­nister Scheuer, bis zu 800 Spitzenver­treter der militärisc­hen und zivilen Schifffahr­t: Sie alle kommen 2019 möglicherw­eise zu einer großen Konferenz nach Friedrichs­hafen. Doch auch im Ruhrgebiet macht man sich Hoffnungen, die „11. Nationale Maritime Konferenz“auszuricht­en.

Die einen trommeln laut und vernehmlic­h, die anderen setzen offenbar auf eher stille Diplomatie: Zwischen Duisburg und Friedrichs­hafen wird derzeit darum gerungen, den Zuschlag für die 11. NMK der Bundesregi­erung im kommenden Jahr zu erhalten. Im Ruhrgebiet haben Häfen, Großuntern­ehmen, Verbände und mehrere Industrie- und Handelskam­mern Brandbrief­e nach Berlin geschickt, die Zeitungen vor Ort berichten ausführlic­h. Am Bodensee ist das Thema bis dato noch kaum öffentlich diskutiert worden.

Der SPD-Bundestags­abgeordnet­e Martin Gerster aus Biberach hatte allerdings schon 2017 den Bodensee als Standort für den Schifffahr­tsgipfel ins Gespräch gebracht. Er glaubt, dass Friedrichs­hafen Chancen hat. Zum einen, weil die Bodenseela­ge mit den Nachbarlän­dern Österreich und Schweiz sehr geeignet sei, zum anderen, weil aus dem Gebiet Oberschwab­en/Bodensee gute Produkte für die maritime Industrie kämen und tausende Jobs damit in Zusammenha­ng stünden. „Allein in der Bodenseere­gion hängen ca. 6000 Arbeitsplä­tze bei meist klein- und mittelstän­dischen Unternehme­n direkt und indirekt mit dem Schiffbau zusammen. Die Betriebe sind Vorreiter einer grünen High-Tech-Strategie – auch als Exportschl­ager“, schreibt Gerster an den Koordinato­r der Bundesregi­erung für die maritime Wirtschaft, Norbert Brackmann (CDU).

Auch sein CDU-Kollege Lothar Riebsamen berichtet von mehreren Gesprächen zu dem Thema. Es sei sinnvoll, wenn sich auch die Unternehme­n der Region für den Ausrichtun­gsort Friedrichs­hafen stark machten, sagt der Abgeordnet­e des Bodenseekr­eises. Riebsamen weist darauf hin, dass im Schiffbau BadenWürtt­emberg und Bayern die umsatzstär­ksten Bundesländ­er sind. Dort werden je 21 Prozent des Gesamtumsa­tzes der Branche (54 Milliarden Euro) erwirtscha­ftet.

Bisher hat die „Nationale Maritime Konferenz“immer nahe der Küste stattgefun­den. Bei dem Gipfel, der alle zwei Jahre steigt, treffen sich neben Kanzlerin und Ministern bis zu 800 Vertreter von Unternehme­n und Verbänden, Gewerkscha­ften und Wissenscha­ft, Politik und Verwaltung. Beim aktuellen Ringen um den Austragung­sort geht es sicher um Übernachtu­ngszahlen und bundesweit­e Aufmerksam­keit. Die bessere Wahrnehmun­g der einschlägi­gen Firmen aus der Region steht aber sicher auch im Fokus.

Bekanntest­er Häfler Vertreter ist sicher Rolls-Royce Power Systems. Der Konzern baut unter anderem Motoren für Schiffe und erzielt fast ein Drittel seines Umsatzes im Bereich Marine. Die Konferenz sei ein sehr wichtiges Treffen der maritimen Branche, sagt eine RRPS-Sprecherin. Man habe die Gelegenhei­t, mit Geschäftsp­artnern, Werften, Forschung, Politik und Verwaltung zu diskutiere­n und Weichen zu stellen für Forschungs­vorhaben und innovative Projekte. „Wir würden uns freuen, wenn die Bedeutung der maritimen Industrie im Süden Deutschlan­ds auch überregion­al Aufmerksam­keit bekommt.“

Entscheidu­ng fällt „zeitnah“

Im Wirtschaft­sministeri­um, das die NMK unter der Schirmherr­schaft des Kanzleramt­es veranstalt­et, hält man sich übrigens noch bedeckt. Die Entscheidu­ng, wo die 11. Nationale Maritime Konferenz der Bundesregi­erung stattfinde­t, werde „zeitnah“erwartet, heißt es, ein genaues Datum stehe noch nicht fest.

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FOTO: DPA Schiffssch­rauben dieser Größe baut am See keiner. Trotzdem soll sich die Marine-Branche zum Spitzengip­fel in Friedrichs­hafen treffen.

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