Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bei der Runde durchs Ried die Seele baumeln lassen
Spaziergang durchs Pfrunger-Burgweiler Ried bietet auch spannende Beobachtungen der Tier- und Pflanzenwelt
WILHELMSDORF/OSTRACH - Mit dem Bannwaldturm hat das Pfrunger-Burgweiler Ried einen Aussichtspunkt bekommen, der einen guten Überblick bietet. Aber um die tatsächliche Schönheit der Natur zu erleben, lohnt weiterhin der Gang über die zahlreichen Wanderwege.
Vier ausgewiesene Rundwanderwege gibt es im Ried, zudem die Riedlehrpfade. „Je nach Zeit und Lust gibt es verschiedene Runden. Schon ein kurzer Abstecher ins Ried bietet Entspannung“, sagt Pia Wilhelm, Leiterin des Naturschutzzentrums. Die Biologin nennt auf Anhieb einige ihrer Lieblingsplätze im Ried. Wenn sie nicht viel Zeit hat, dann nimmt sie auf der ersten Bank am Riedlehrpfad am Naturschutzzentrum Platz, beobachtet Wasservögel, Schildkröten, Frösche und Libellen. „Wenn ich etwas mehr Zeit habe, dann gehe ich zum Hochmoor Eulenbruck, denn dort lässt sich der rundblättrige Sonnentau – eine fleischfressende Pflanze – wunderschön ansehen.“Wer Vögel beobachten möchte, dem empfiehlt Wilhelm die Hundschen Teiche und den Vogelsee. Für Hobby-Fotografen eignen sich die Morgen- und Abendstunden in dem Moorgebiet besonders. „In der Frühe ist es schön, wenn der Nebel noch aufsteigt. Und abends bietet die schräg stehende Sonne ein besonderes Licht.“
Als erste Erkundung durch das Ried nutzen viele Besucher eine der Führungen. Zu den Klassikern gehört zum Beispiel die Vogelführung in der Frühe. Neu in dieser Saison gibt es im Naturschutzzentrum Moorrucksäcke zum Ausleihen. Damit können auf dem Riedlehrpfad Pflanzen und Tiere beobachtet werden. Auf großes Interesse stößt auch das neue Angebot „Mythos Moor“, das Führung, Essen und variierendes Abendprogramm kombiniert. Wer das Ried auf eigene Faust richtig erleben will, macht sich am besten auf einen der Rundwanderwege. Zwischen 5,5 und zwölf Kilometern bieten sie vier unterschiedliche Spaziergänge.
Als eine Besonderheit des Rieds nennt Wilhelm die Übergänge der verschiedenen Moortypen etwa rund um das Gebiet Großer Trauben. Aber auch die Artenvielfalt, die im Zuge der Wiedervernässung zugenommen hat. So sind seit einigen Jahren Schwarzkehlchen, Neuntöter und seit neuestem auch der Rohrschwirl zu hören und mit etwas Glück zu sehen. „Während des Vogelzuges sind die Weiher und Wiesen ein imposantes Bild, denn viele Vögel wie Weißstorch und Kranich nutzen das Ried als Rastplatz“, sagt Wilhelm. Einer der wichtigsten Begleiter im Ried sei daher das Fernglas.
Aus Sicherheitsgründen auf den Wegen bleiben
Kontrolle über Besucherzahlen hat die Leiterin des Naturschutzzentrums nur bei Führungen. 8000 Besucher haben dieses Angebot im vergangenen Jahr genutzt. „Ansonsten können wir die Besucher nicht zählen. Die Tendenz ist aber steigend. Vor allem im Naturschutzzentrum erkundigen sich immer mehr Besucher nach Möglichkeiten.“Für Wilhelm sind diese nahezu unerschöpflich, da das Ried sich ständig verändere. „Zwar sind die Wege vorgegeben, aber von diesen aus lässt sich alles erleben, was es zu bieten hat.“Aber allein aus Sicherheitsgründen mache es natürlich Sinn, auf den Wegen zu bleiben – so verlockend die Anblicke jenseits der Wege und Stege auch sein mögen.