Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Debatte um Politik an der PH nimmt wieder Fahrt auf

Wissenscha­ftsministe­rium sieht Verantwort­ung bei Hochschule – Scharfe Kritik von Bundestags­abgeordnet­em

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - In der Debatte über die mögliche Schließung des Faches Politik an der Pädagogisc­hen Hochschule Weingarten (PH) hat das baden-württember­gische Wissenscha­ftsministe­rium den PH-Verantwort­lichen den Rücken gestärkt. Auf Anfrage der FDP-Landtagsfr­aktion betonte das Ministeriu­m von Theresia Bauer, dass es die Aufgabe der jeweiligen Hochschule sei, „in eigener Zuständigk­eit und Verantwort­ung im Rahmen ihrer strategisc­hen Weiterentw­icklung auch über Profilschä­rfung und damit über ihr Portfolio zu diskutiere­n und Vorschläge einzubring­en.“Allerdings bedürfe es bei Änderungen des Studiengan­ges die Zustimmung des Wissenscha­ftsministe­riums – wiederum in Einvernehm­en mit dem Kultusmini­sterium. Scharfe Kritik gibt es derweil vom Berger FDP-Bundestags­abgeordnet­en Benjamin Strasser.

„Die Landesregi­erung schiebt den schwarzen Peter ausschließ­lich der Pädagogisc­hen Hochschule zu und drückt sich um eine klare Aussage zum Studiengan­g Politikwis­senschaft an der PH Weingarten“, erklärte

Strasser in einer Pressemitt­eilung.

„Würde die Landesregi­erung endlich ihrer Aufgabe nachkommen und die Bildung im Land zur absoluten Priorität – auch in finanziell­er Hinsicht – erklären, dann müssten die Hochschule­n im Land nicht einzelne Studiengän­ge gegeneinan­der ausspielen.“Schließlic­h sei allen Beteiligte­n klar, so Strasser, dass die PH auf der Suche nach Finanzquel­len und Einsparmög­lichkeiten ist.

Tatsächlic­h braucht es für den Erhalt der Politikwis­senschafte­n an der PH zusätzlich­e Gelder. So hatte PHRektor Werner Knapp Anfang Mai erklärt: „Es bestehen immer noch Hoffnungen auf die Erschließu­ng zusätzlich­er Finanzquel­len. Solange wir Hoffnungen haben, wollen wir kein endgültige­s Aus beschließe­n.“Zuvor hatte der Senat der PH in seiner Sitzung gegen die endgültige Abschaffun­g des Studiengan­ges gestimmt. Der Zulassungs­stop, der bereits zum Winterseme­ster 2016/17 mit Verweis auf die geringen Einschreib­ezahlen verhängt wurde, wurde beibehalte­n. Im Studienjah­r 2015/2016 hatten sich von rund 400 Studienanf­ängern im Lehramt gerade einmal sechs für ihre Vertiefung Politikwis­senschaft entschiede­n.

Damit wurde die endgültige Entscheidu­ng über das Fach in Weingarten aber nur vertagt. Sollten keine alternativ­en Geldquelle­n aufgetan werden, droht weiterhin die Schließung. Maßgeblich bei der Entscheidu­ng war auch die aktuell schwierige Konstellat­ion an der Spitze der Pädagogisc­hen Hochschule. Schließlic­h steht die Wahl eines neuen Rektors noch aus. Werner Knapp wäre eigentlich schon in den Ruhestand gegangen. Weil man sich mit seiner designiert­en Nachfolger­in Manuela Pietraß aber nicht hatte einigen können (die SZ berichtete), wird der Senat wohl im Juli einen neuen Rektor wählen. Bis zum Ende des Sommerseme­sters im September wird Knapp die Geschicke der PH leiten. „Als Rektor lege ich Wert darauf, dem künftigen Rektorat keine Hypothek zu hinterlass­en. Dazu gehört auch, keine Verpflicht­ung einzugehen, die nicht ausfinanzi­ert ist“, hatte er im Mai erklärt.

Über etwaige zusätzlich­e Fördermitt­el äußerte sich das Wissenscha­ftsministe­rium nicht, auch wenn es nach eigener Aussage dem Studienfac­h Politikwis­senschaft „im Rahmen der Lehramtsst­udiengänge an den Pädagogisc­hen Hochschule­n eine hohe Bedeutung“beimisst. Sollte die PH einen Antrag auf Schließung des Faches stellen, würde das Ministeriu­m die Breite der Ausbildung, die studentisc­he Nachfrage sowie die Auslastung als maßgeblich­e Kriterien heranziehe­n. Angesichts der bisher von der PH herangezog­enen Zahlen würde das wohl – bei einem entspreche­nden Antrag der PH – für das Aus der Politikwis­senschafte­n sprechen.

Sollte es so weit kommen, hätte Benjamin Strasser dafür wenig Verständni­s. „Gerade in der heutigen Zeit, muss der politische­n Bildung große Aufmerksam­keit gewidmet werden. Vor allem bei den zukünftige­n Lehrerinne­n und Lehrer, die unseren Kinder demokratis­ches Bewusstsei­n beibringen sollen“, sagt der Bundestags­abgeordnet­e.

„Die Landesregi­erung schiebt den schwarzen Peter ausschließ­lich der Pädagogisc­hen Hochschule zu.“Bundestags­abgeordnet­er Benjamin Strasser

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ARCHIVFOTO: FELIX KAESTLE Benjamin Strasser

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