Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Debatte um Politik an der PH nimmt wieder Fahrt auf
Wissenschaftsministerium sieht Verantwortung bei Hochschule – Scharfe Kritik von Bundestagsabgeordnetem
WEINGARTEN - In der Debatte über die mögliche Schließung des Faches Politik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) hat das baden-württembergische Wissenschaftsministerium den PH-Verantwortlichen den Rücken gestärkt. Auf Anfrage der FDP-Landtagsfraktion betonte das Ministerium von Theresia Bauer, dass es die Aufgabe der jeweiligen Hochschule sei, „in eigener Zuständigkeit und Verantwortung im Rahmen ihrer strategischen Weiterentwicklung auch über Profilschärfung und damit über ihr Portfolio zu diskutieren und Vorschläge einzubringen.“Allerdings bedürfe es bei Änderungen des Studienganges die Zustimmung des Wissenschaftsministeriums – wiederum in Einvernehmen mit dem Kultusministerium. Scharfe Kritik gibt es derweil vom Berger FDP-Bundestagsabgeordneten Benjamin Strasser.
„Die Landesregierung schiebt den schwarzen Peter ausschließlich der Pädagogischen Hochschule zu und drückt sich um eine klare Aussage zum Studiengang Politikwissenschaft an der PH Weingarten“, erklärte
Strasser in einer Pressemitteilung.
„Würde die Landesregierung endlich ihrer Aufgabe nachkommen und die Bildung im Land zur absoluten Priorität – auch in finanzieller Hinsicht – erklären, dann müssten die Hochschulen im Land nicht einzelne Studiengänge gegeneinander ausspielen.“Schließlich sei allen Beteiligten klar, so Strasser, dass die PH auf der Suche nach Finanzquellen und Einsparmöglichkeiten ist.
Tatsächlich braucht es für den Erhalt der Politikwissenschaften an der PH zusätzliche Gelder. So hatte PHRektor Werner Knapp Anfang Mai erklärt: „Es bestehen immer noch Hoffnungen auf die Erschließung zusätzlicher Finanzquellen. Solange wir Hoffnungen haben, wollen wir kein endgültiges Aus beschließen.“Zuvor hatte der Senat der PH in seiner Sitzung gegen die endgültige Abschaffung des Studienganges gestimmt. Der Zulassungsstop, der bereits zum Wintersemester 2016/17 mit Verweis auf die geringen Einschreibezahlen verhängt wurde, wurde beibehalten. Im Studienjahr 2015/2016 hatten sich von rund 400 Studienanfängern im Lehramt gerade einmal sechs für ihre Vertiefung Politikwissenschaft entschieden.
Damit wurde die endgültige Entscheidung über das Fach in Weingarten aber nur vertagt. Sollten keine alternativen Geldquellen aufgetan werden, droht weiterhin die Schließung. Maßgeblich bei der Entscheidung war auch die aktuell schwierige Konstellation an der Spitze der Pädagogischen Hochschule. Schließlich steht die Wahl eines neuen Rektors noch aus. Werner Knapp wäre eigentlich schon in den Ruhestand gegangen. Weil man sich mit seiner designierten Nachfolgerin Manuela Pietraß aber nicht hatte einigen können (die SZ berichtete), wird der Senat wohl im Juli einen neuen Rektor wählen. Bis zum Ende des Sommersemesters im September wird Knapp die Geschicke der PH leiten. „Als Rektor lege ich Wert darauf, dem künftigen Rektorat keine Hypothek zu hinterlassen. Dazu gehört auch, keine Verpflichtung einzugehen, die nicht ausfinanziert ist“, hatte er im Mai erklärt.
Über etwaige zusätzliche Fördermittel äußerte sich das Wissenschaftsministerium nicht, auch wenn es nach eigener Aussage dem Studienfach Politikwissenschaft „im Rahmen der Lehramtsstudiengänge an den Pädagogischen Hochschulen eine hohe Bedeutung“beimisst. Sollte die PH einen Antrag auf Schließung des Faches stellen, würde das Ministerium die Breite der Ausbildung, die studentische Nachfrage sowie die Auslastung als maßgebliche Kriterien heranziehen. Angesichts der bisher von der PH herangezogenen Zahlen würde das wohl – bei einem entsprechenden Antrag der PH – für das Aus der Politikwissenschaften sprechen.
Sollte es so weit kommen, hätte Benjamin Strasser dafür wenig Verständnis. „Gerade in der heutigen Zeit, muss der politischen Bildung große Aufmerksamkeit gewidmet werden. Vor allem bei den zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer, die unseren Kinder demokratisches Bewusstsein beibringen sollen“, sagt der Bundestagsabgeordnete.
„Die Landesregierung schiebt den schwarzen Peter ausschließlich der Pädagogischen Hochschule zu.“Bundestagsabgeordneter Benjamin Strasser