Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kuko-Park: Klima der Angst

Im Streit zwischen Anwohnern und Jugendlich­en im Kuko-Park sollen Steine geflogen sein

- Von Oliver Linsenmaie­r

Anwohner klagen über anhaltende Belästigun­g durch Jugendlich­e.

WEINGARTEN - Die schwierige Situation zwischen Anwohnern und jugendlich­en Gruppen im Park beim Kultur- und Kongreßzen­trum Oberschwab­en in Weingarten (Kuko) verschärft sich weiter. Auch Wochen nach der ersten Berichters­tattung der „Schwäbisch­en Zeitung“hat sich wohl nichts geändert. Ganz im Gegenteil. Neben massiver Lärmbeläst­igung klagen einige Anwohner nun auch über Beleidigun­gen und ein Klima der Angst. Weil sogar schon Steine über die Hecke in Richtung der Häuser geflogen sein sollen, lassen viele Bewohner dauerhaft ihre Rollläden unten, damit die Scheiben nicht eingeworfe­n werden können. Doch nicht nur das. Einige Anwohner trauen sich nicht einmal mehr, sich in ihren Garten zu setzen, Freunde einzuladen oder dort zu grillen. „Wir werden mit Steinen beworfen“, sagt eine Anwohnerin, die nicht erkannt werden möchte, weil sie befürchtet, dass sich die Aggression­en einiger Jugendlich­er sonst gegen sie richtet. „Die Angst ist permanent da.“Bislang haben die Steine nur einige Blumentöpf­e getroffen – doch wohnen in den Häusern auch Familien mit Kleinkinde­rn.

Daher fühlen sich die Anwohner von der Weingarten­er Stadtverwa­ltung im Stich gelassen. Mehrfach seien Vertreter der Nachbarsch­aft im Rathaus vorstellig geworden, um um Hilfe zu bitten. „Die Stadt interessie­rt das gar nicht“, meint die Anwohnerin. Dem widerspric­ht die Stadtverwa­ltung ganz entschiede­n. Man nehme die Beschwerde­n der Anwohner sehr ernst und bedauere die erneuten Vorfälle. „Seit der ersten Berichters­tattung Mitte April steht die Verwaltung­sspitze diesbezügl­ich mit Vertretern des Ordnungsam­tes, des Teams Jugendarbe­it, der Polizei und des Sicherheit­sdienstes in noch engerem Austausch um schnellstm­öglich geeignete Maßnahmen zu entwickeln und die Probleme vor Ort lösen zu können“, teilt die Pressestel­le schriftlic­h mit.

Stadt sagt Unterstütz­ung zu

Die Polizei habe das Areal im Mai speziell in den Fokus genommen. Daher solle es in Kürze ein gemeinsame­s Gespräch mit der Leitung des Ordnungsam­tes geben, „um geeignete Maßnahmen zu besprechen, wie künftig gegen die Ruhestörer vorgegange­n werden soll“, schreibt die Pressestel­le. Anfang Juli werde es verwaltung­sintern einen runden Tisch geben, um weitere Maßnahmen zu beratschla­gen. Das Team Jugendarbe­it laufe seit dem Presseberi­cht dreimal die Woche den Ort gezielt an und habe auch ausführlic­he Gespräche mit den Anwohnern geführt. Auch der Sicherheit­sdienst zeige seit Mitte April dreimal wöchentlic­h ab 18 Uhr eine erhöhte Präsenz in diesem Gebiet. „Als direkte Maßnahme wird in den kommenden Wochen die Präsenzzei­t weiter erhöht“, verspricht die Stadt.

Und das ist anscheinen­d auch dringend nötig. Denn die Jugendlich­en, von denen die meisten wohl um die 16 Jahre alt und männlich sind, halten sich in den seltensten Fällen an die Nachtruhe, die ab 22 Uhr gilt. „Eine Gruppe geht um 22 Uhr. Die sind vorbildlic­h“, sagt die Anwohnerin. Da es aber meist vier bis fünf Gruppen sind, hilft das wenig.

Und die sorgen im Laufe des Abends für immer mehr Lärm, da wohl auch reichlich Alkohol konsumiert wird und zeitweise gar mit einem Roller durch den Park gefahren wird. „Ich bin fix und fertig. Wir schlafen kaum noch“, sagt die Anwohnerin, die schon versucht hat, mit den Jugendlich­en zu reden und dafür mit teilweise heftigen Schimpfwör­tern beleidigt wurde. Hinzu kommt das Problem der teilweise hochsommer­lichen Temperatur­en. Zeitweise war es so heiß, dass an geschlosse­ne Fenster nicht zu denken war, wodurch die Lärmbeläst­igung noch einmal deutlicher spürbar ist. „Wir beten schon, dass es regnet, sodass wir ein bisschen schlafen können“, sagt die Anwohnerin.

Scham wächst

Doch davon gab es in den vergangene­n Wochen nicht allzu viel. Beinahe jeden Abend sollen sich die Jugendlich­en im Park aufgehalte­n haben. Gerade in den Pfingstfer­ien muss es wohl besonders heftig gewesen sein. Daher graut es einigen Anwohnern nun schon vor den Sommerferi­en. „Wir machen schon gar kein Grillfest mehr. Wir schämen uns dafür, wo wir wohnen“, sagt die Anwohnerin. „Das geht an die Substanz.“Daher schlägt sie vor, die Bänke, an denen sich die Gruppen immer tummeln, in die Mitte des Parkes zu verlagern. Weg von den Häusern, weg von den kleinen „Partyecken“. Denn: „Jetzt sitzen sie geschützt unter den Bäumen“, sagt die Anwohnerin.

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ARCHIVFOTO: PRIVAT
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ARCHIVFOTO: PRIVAT Einige Häuser grenzen direkt an den Park an, der oft verwüstet hinterlass­en wird.

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