Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kuko-Park: Klima der Angst
Im Streit zwischen Anwohnern und Jugendlichen im Kuko-Park sollen Steine geflogen sein
Anwohner klagen über anhaltende Belästigung durch Jugendliche.
WEINGARTEN - Die schwierige Situation zwischen Anwohnern und jugendlichen Gruppen im Park beim Kultur- und Kongreßzentrum Oberschwaben in Weingarten (Kuko) verschärft sich weiter. Auch Wochen nach der ersten Berichterstattung der „Schwäbischen Zeitung“hat sich wohl nichts geändert. Ganz im Gegenteil. Neben massiver Lärmbelästigung klagen einige Anwohner nun auch über Beleidigungen und ein Klima der Angst. Weil sogar schon Steine über die Hecke in Richtung der Häuser geflogen sein sollen, lassen viele Bewohner dauerhaft ihre Rollläden unten, damit die Scheiben nicht eingeworfen werden können. Doch nicht nur das. Einige Anwohner trauen sich nicht einmal mehr, sich in ihren Garten zu setzen, Freunde einzuladen oder dort zu grillen. „Wir werden mit Steinen beworfen“, sagt eine Anwohnerin, die nicht erkannt werden möchte, weil sie befürchtet, dass sich die Aggressionen einiger Jugendlicher sonst gegen sie richtet. „Die Angst ist permanent da.“Bislang haben die Steine nur einige Blumentöpfe getroffen – doch wohnen in den Häusern auch Familien mit Kleinkindern.
Daher fühlen sich die Anwohner von der Weingartener Stadtverwaltung im Stich gelassen. Mehrfach seien Vertreter der Nachbarschaft im Rathaus vorstellig geworden, um um Hilfe zu bitten. „Die Stadt interessiert das gar nicht“, meint die Anwohnerin. Dem widerspricht die Stadtverwaltung ganz entschieden. Man nehme die Beschwerden der Anwohner sehr ernst und bedauere die erneuten Vorfälle. „Seit der ersten Berichterstattung Mitte April steht die Verwaltungsspitze diesbezüglich mit Vertretern des Ordnungsamtes, des Teams Jugendarbeit, der Polizei und des Sicherheitsdienstes in noch engerem Austausch um schnellstmöglich geeignete Maßnahmen zu entwickeln und die Probleme vor Ort lösen zu können“, teilt die Pressestelle schriftlich mit.
Stadt sagt Unterstützung zu
Die Polizei habe das Areal im Mai speziell in den Fokus genommen. Daher solle es in Kürze ein gemeinsames Gespräch mit der Leitung des Ordnungsamtes geben, „um geeignete Maßnahmen zu besprechen, wie künftig gegen die Ruhestörer vorgegangen werden soll“, schreibt die Pressestelle. Anfang Juli werde es verwaltungsintern einen runden Tisch geben, um weitere Maßnahmen zu beratschlagen. Das Team Jugendarbeit laufe seit dem Pressebericht dreimal die Woche den Ort gezielt an und habe auch ausführliche Gespräche mit den Anwohnern geführt. Auch der Sicherheitsdienst zeige seit Mitte April dreimal wöchentlich ab 18 Uhr eine erhöhte Präsenz in diesem Gebiet. „Als direkte Maßnahme wird in den kommenden Wochen die Präsenzzeit weiter erhöht“, verspricht die Stadt.
Und das ist anscheinend auch dringend nötig. Denn die Jugendlichen, von denen die meisten wohl um die 16 Jahre alt und männlich sind, halten sich in den seltensten Fällen an die Nachtruhe, die ab 22 Uhr gilt. „Eine Gruppe geht um 22 Uhr. Die sind vorbildlich“, sagt die Anwohnerin. Da es aber meist vier bis fünf Gruppen sind, hilft das wenig.
Und die sorgen im Laufe des Abends für immer mehr Lärm, da wohl auch reichlich Alkohol konsumiert wird und zeitweise gar mit einem Roller durch den Park gefahren wird. „Ich bin fix und fertig. Wir schlafen kaum noch“, sagt die Anwohnerin, die schon versucht hat, mit den Jugendlichen zu reden und dafür mit teilweise heftigen Schimpfwörtern beleidigt wurde. Hinzu kommt das Problem der teilweise hochsommerlichen Temperaturen. Zeitweise war es so heiß, dass an geschlossene Fenster nicht zu denken war, wodurch die Lärmbelästigung noch einmal deutlicher spürbar ist. „Wir beten schon, dass es regnet, sodass wir ein bisschen schlafen können“, sagt die Anwohnerin.
Scham wächst
Doch davon gab es in den vergangenen Wochen nicht allzu viel. Beinahe jeden Abend sollen sich die Jugendlichen im Park aufgehalten haben. Gerade in den Pfingstferien muss es wohl besonders heftig gewesen sein. Daher graut es einigen Anwohnern nun schon vor den Sommerferien. „Wir machen schon gar kein Grillfest mehr. Wir schämen uns dafür, wo wir wohnen“, sagt die Anwohnerin. „Das geht an die Substanz.“Daher schlägt sie vor, die Bänke, an denen sich die Gruppen immer tummeln, in die Mitte des Parkes zu verlagern. Weg von den Häusern, weg von den kleinen „Partyecken“. Denn: „Jetzt sitzen sie geschützt unter den Bäumen“, sagt die Anwohnerin.