Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Macht die Mücke!
Zu den wiederkehrenden Themen gehört die Klage, dass es immer weniger Bienen, Schmetterlinge, Maikäfer respektive Insekten gebe. Umso größer ist die Verwunderung, wenn es im Schlafzimmer nächtens zu stundenlang andauernden Stechmücken-Angriffen kommt, von deren Heftigkeit frühmorgens die von roten Flecken übersäte, einst blütenweiße Tapete spricht. Auch über die Invasion der Ameisen in der Küche staunt der Laie. Vor allem wundert er sich darüber, dass sie das einst wirkungsvolle Abwehrmittel Backpulver inzwischen gut vertragen.
Ausgesprochen temperamentvoll sind heuer auch die Fliegen. Kleine und große, spindeldürre und unanständig fette schwirren hin und her und auf und ab, grün schillernd oder eher schlicht, und landen am liebsten auf Menschen, die soeben einen Fluchtversuch in einen kleinen Mittagsschlaf unternommen haben. Wer Rasen mähen oder Hecken schneiden will, vermummt sich heuer von Kopf bis Fuß wegen der Zeckengefahr und sinniert ständig darüber, ob man Zecken grob rausreißen oder eher vorsichtig entfernen soll, wenn man sie zufällig beim Duschen in der Po-Ritze erfühlt hat.
Pferdebremsen, Bettwanzen, Kopfläuse und Krätzmilben verfolgen mich seit Kindheit bis heute in Alpträumen, wie ich mich auch noch daran erinnere, dass wir als Buben eindringlich vor Hornissen gewarnt worden sind. Hornissen waren mindestens so gefährlich wie kaltes Brunnenwasser trinken, nachdem man Nachbars Kirschbaum geplündert hatte. Mir wär’s oft sympathisch, wenn die meisten Insekten die Mücke machen würden. facebook.com/ schwaebische.oberschwaben schwaebische.de/ whatsapp