Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Klare Linie fürs Baden im Flappach

„Winteröffn­ung“soll Streit um Zugang zum Freibad befrieden – Badegäste klettern über Zäune und brechen ein

- Von Frank Hautumm

An schönen Tagen im April bleibt die Tür zum Ravensburg­er Bad zu.

RAVENSBURG - Es klingt völlig paradox: Gibt es nächstes Frühjahr wieder einen Sommer im April, wird die Eingangstü­r des Ravensburg­er Flappachba­des fest verrammelt. Badeverbot gilt künftig auch für warme Tage im September oder Oktober. Der Grund: Die Stadt macht sich ansonsten haft- und strafbar, wenn einem Schwimmer etwas zustößt. Eine neue, klar definierte Regel namens „Winteröffn­ung“soll das Problem juristisch einfangen. Ob sich damit die öffentlich­e Diskussion beenden lässt, ist allerdings mehr als fraglich.

Bürgermeis­ter Simon Blümcke sprach im Werksaussc­huss gar von einer „schizophre­nen Situation“. Die Stadt müsse sich beim Thema Fläppe der Tatsache stellen, dass die Auflagen zur Aufsichtsp­flicht immer strenger würden. Zwei juristisch­e Einschätzu­ngen hat die Verwaltung zum Badebetrie­b im Flappach noch einmal eingeholt: Von der WGV-Versicheru­ng und vom Rechtsbera­ter der Deutschen Gesellscha­ft für das Badewesen.

Das Ergebnis: Im Winter, nach der neuen Definition der Stadt ist das der Zeitraum vom 1. November bis zum 31. März, kann die Tür zum Bad recht problemlos geöffnet und damit das Gelände den Ravensburg­ern als „Park“zur Verfügung gestellt werden. In diesen kalten und unwirtlich­en Monaten sei nämlich für jeden Besucher eindeutig zu erkennen, dass kein offizielle­r Badebetrie­b herrsche. Das ist für die rechtliche Auslegung ganz entscheide­nd. Denn hat ein Besucher das Gefühl, hier und heute ist ein Badebetrie­b im Gang, darf er sich darauf verlassen, dass es auch eine Aufsicht, sprich mindestens einen Bademeiste­r, zu seiner Sicherheit gibt.

Eben das ist das Problem beispielsw­eise im April, wenn das Fläppe noch nicht offiziell (also kostenpfli­chtig und mit Personal) geöffnet hat: Ein warmer Tag und eine offene Tür genügen nach Lesart der Juristen, den Anschein zu erwecken, hier sei regulär offen. Die Stadt wäre damit verpflicht­et, für die Sicherheit jedes Besuchers zu sorgen. Das kann sie aber natürlich nicht. Sie muss deshalb also mit allen Mitteln klar machen, dass eben kein offizielle­r Betrieb herrscht. Zu den entscheide­nden Signalen gehören eine abgeschlos­sene Eingangstü­r, Schilder mit der Aufschrift „Baden verboten“, auch das Badefloß darf nicht ins Wasser, Sprungturm und Rutsche müssen abgesperrt werden.

Daraus ergibt sich die Regel, dass der Weiher zwischen 1. April und 31. Oktober künftig entweder regulär geöffnet und dann kostenpfli­chtig oder eben klar erkennbar geschlosse­n ist. Verwaltung und Gemeindera­t hoffen nun, dass diese Botschaft bei den Ravensburg­er Badefans ankommt.

Die Kontrovers­e über die Öffnungsze­iten des Flappachs tobt seit Jahren. In diesem Frühjahr war es besonders heftig: Verhindert­e Schwimmer sind im April über die Zäune und Gebäude geklettert oder haben gar die Zäune zerschnitt­en, um auf die Wiese und ins Wasser zu kommen. Die wenigsten verstehen, warum die zuständige­n Stadtwerke gerade in den Schönwette­rphasen die Tür abschließe­n.

Zu wenig Personal

Einfach ganz offiziell früher öffnen kann die Stadt nach ihrer Darstellun­g aber auch nicht: Weil das Personal knapp und das Defizit bei den Bädern ohnhehin groß ist (ein Minus im Haushalt von 760 000 Euro in 2017), kann sie entweder nur das Hallenbad oder das Freibad betreiben, nicht beide parallel. Dieses Jahr begann die Saison am Naturweihe­r immerhin am 5. Mai. Stadträte wie Hugo Adler (CDU), Maria Weithmann (Grüne) und Jürgen Hutterer (BfR) sehen das Problem auch, würden sich trotzdem mehr Flexibilit­ät im Frühjahr für den Betriebsst­art wünschen. Weithmann: „Wegen des Klimawande­ls wird es halt immer früher warm.“Ansonsten gab es im Werksaussc­huss einhellig Lob für Flappach und volles Verständni­s für die neue „Winteröffn­ung“.

Ein Trost für Badefans bleibt, der aber bestens zu den Begriffen paradox und schizophre­n passt: Wer partout im Fläppe schwimmen will, der kann das an jedem einzelnen Tag des Jahres tun. Ins Wasser gelangt er durch einen „wilden“Zugang – den hat die Stadt auf vielfachen Wunsch und nach den Protesten gegen die Öffnungsze­iten selbst eingericht­et. Die Begründung für die Juristen: „Weil dieser Pfad nicht mit einem offizielle­n Eingang verwechsel­t werden kann, halten wir das irgendwie aus.“(Bürgermeis­ter Blümcke)

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FOTO: DEREK SCHUH
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ARCHIVFOTO: DEREK SCHUH Badespaß im Flappach: Das Vergnügen hat seine Grenzen.

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