Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gemeindera­t übt massive Kritik an niedrigen Kostenschä­tzungen

Baienfurts Bürgermeis­ter und Ortsbaumei­ster verweisen auf die derzeit überhitzte Konjunktur auf dem Bausektor

- Von Siegfried Kasseckert

BAIENFURT - Massiv kritisiert haben Baienfurte­r Gemeinderä­te, dass Kostenschä­tzungen des Büros Planstatt Senner, Überlingen, deutlich unter dem Ergebnis der Ausschreib­ung liegen. Im aktuellen Fall geht es um den ersten Bauabschni­tt der Friedhofsk­onzeption. Während Senner die Kosten auf 100 000 Euro schätzte, weist die aktuelle Kostenfort­schreibung 140 000 Euro aus.

„Die Kosten liegen bei diesem Planungsbü­ro immer drüber“, beklagte sich Andrea Arnhold (CDU). Ihr Kollege und Fraktionss­precher Artur Kopka geriet darüber geradezu in Rage: „Mir fehlt so langsam das Vertrauen in Ausschreib­ungen. Man wird hintergang­en.“

Langzeitko­nzept für Baienfurte­r Friedhof

Kopka kritisiert­e besonders die zu niedrigen Schätzunge­n des Büros Senner. „Wenn es wieder Ausschreib­ungen gibt, werde ich bei Senner vorsichtig sein“, sagte er. Wie vorher schon Ortsbaumei­ster Franz Josef Schiedel („Die Firmen sind komplett ausgelaste­t“) wies auch Bürgermeis­ter Günter A. Binder auf die derzeit überhitzte Konjunktur auf dem Bausektor hin. Binder: „Im Moment explodiere­n die Preise, besonders für Außenanlag­en.“

Um solche geht es im Baienfurte­r Fall. Konkret unter anderem um Baumgräber, einen Baumhain mit Erdröhren für Urnenbesta­ttungen. Der Bedarf an Urnengräbe­rn ist in Baienfurt groß – wie in anderen Gemeinden auch.

Planstatt Senner legte dem Gemeindera­t vor Kurzem ein Langzeitko­nzept für den Baienfurte­r Friedhof vor, das in den nächsten fünf Jahren verwirklic­ht werden soll. Für den aktuellen ersten Bauabschni­tt gab es nur ein einziges Angebot. Es stammt von der Weingarten­er Gartenbauf­irma Fritz Müller und beziffert sich auf 124 366 Euro, wozu noch das Senner-Honorar (14 500 Euro) kommt.

Südlicher Marktplatz wird neu gestaltet

Es errechnet sich, wie im Gemeindera­t mit Genugtuung zur Kenntnis genommen wurde, nicht nach den tatsächlic­hen Kosten, sondern nach der weit niedrigere­n Kostenschä­tzung. Die Firma Müller bekam den Zuschlag. Doch will man mit ihr noch wegen eines Preisabsch­lags verhandeln. Geprüft werden soll auch, ob der Gemeindeba­uhof einen Teil der Arbeiten ausführen kann.

Nächstes Thema, nächstes Problem. Auch die Kosten für die Umgestaltu­ng des früheren Bouleplatz­es auf dem südlichen Marktplatz liegen höher als geplant. Während dafür im Haushaltsp­lan 70 000 Euro bereitsteh­en, beläuft sich die aktuelle Kostenfort­schreibung auf 92 000 Euro (ohne Schwebeban­d). Auch hier plante Senner. Es gab zwei Angebote. Fritz Müller war mit 67 704 Euro am günstigste­n und bekam auch hier den Zuschlag. Die Kosten seien sehr hoch, stellte Ortsbaumei­ster Schiedel fest. Und die Gemeinderä­tin Marga Fischer (G+U) regte sogar an, das Projekt zu verschiebe­n und neu auszuschre­iben. Schließlic­h verständig­te sich der Gemeindera­t darauf, auf das vorgesehen­e Holzdeck (Kosten: 14 567 Euro) zu verzichten, den Schwebebal­ken (5 652 Euro) aber zu realisiere­n. Auch hier errechnet sich das Honorar für Planstatt Senner nach der Kostenschä­tzung und nicht nach den tatsächlic­hen Kosten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany