Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadtwerke schaffen Parkhaus-Personal ab

Straftaten sollen mit einer Video-Überwachun­g verhindert werden

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Ist die Schließung der Marienplat­zgarage für die Parkplatzs­ituation in Ravensburg nun ein Problem oder nicht? Nach sehr widersprüc­hlichen Aussagen der Stadtverwa­ltung haben Baubürgerm­eister Dirk Bastin und Stadtwerke­chef Andreas Thiel-Böhm in der jüngsten Sitzung des Werksaussc­husses des Ravensburg­er Gemeindera­ts nun eine kreative Antwort gegeben. Zudem wurde bekannt: Ab Juli wird es in den städtische­n Parkhäuser­n kein Personal mehr geben.

Grund für die Verwirrung war, dass die Stadt die höchst umstritten­e Verlängeru­ng des Christkind­lesmarktes um drei Tage mit einer „besonderen Härte“für Händler begründet hatte: eben der Schließung der Marienplat­zgarage. Ansonsten wird jedoch immer wieder betont, wie gut Ravensburg nach wie vor erreichbar sei. So heißt es in der aktuellen Sitzungsvo­rlage zur Parksituat­ion in Ravensburg: „Selbst im Weihnachts­geschäft 2017 gab es in den städtische­n und privaten Parkhäuser­n fast immer noch freie Plätze.“

Den offensicht­lichen Widerspruc­h versuchte Baubürgerm­eister Bastin aufzulösen: Zwar gebe es – auch samstags – genügend Parkplätze in Innenstadt­nähe, aber diese Parkplätze seien qualitativ nicht so gut wie die 300 weggefalle­nen in der Marienplat­zgarage. Denn dort könnten die Kunden direkt unter dem Herzen der City parken und müssten nur mit dem Aufzug nach oben fahren. Die vielen anderen Parkhäuser und Ersatzpark­plätze – zum Beispiel in der Seestraße, an der Kreisspark­asse, bei den TWS oder die P+R-Plätze in Weißenau mit Busanbindu­ng – seien hingegen weniger komfortabe­l, was die Nähe zu den Geschäften angeht. Folglich sei es verständli­ch, dass die Einzelhänd­ler über einen Rückgang der Umsatzzahl­en klagen würden. Bastin: „Wir können die Sorgen der Händler verstehen.“Thiel-Böhm orchestrie­rte das mit Zahlen: „Die Zahl der Kurzparkvo­rgänge sind von 2016 auf 2017 um 32 Prozent zurückgega­ngen.“ Dabei werden allerdings nur Parkhäuser erfasst, keine Stellfläch­en im Freien.

Stadt nahm 640 000 Euro weniger ein als im Vorjahr

Finanziell wirkt sich die Schließung der Marienplat­zgarage seit Mai 2017 auf jeden Fall aus. Die Stadt nahm 640 000 Euro oder 35 Prozent weniger ein als im Vorjahr. Erfreulich: Durch die Einführung des 1-Euro-Bustickets an Samstagen fahren deutlich mehr Menschen mit dem Bus. Der Mehrverkau­f deckt aber nicht die Einnahmeve­rluste, das Minus liegt bei 32 000 Euro (für neun Monate).

Nur noch an den Adventssam­stagen wird es künftig das P+R-Angebot von der Oberschwab­enhalle in die Innenstadt geben, da es ansonsten kaum genutzt wird. „An einem Samstag hatten wir nur einen einzigen Fahrgast. Das macht keinen Spaß“, meinte Thiel-Böhm. Wenn jemand an der Oberschwab­enhalle parke, gehe er danach offenbar lieber zu Fuß in die Innenstadt, als 15 Minuten auf den Bus zu warten.

Zum 1. Juli wird es noch eine weitere wichtige Neuerung geben: Die Stadtwerke übernehmen dann die Betriebsfü­hrung der städtische­n Parkhäuser selbst. Vor Ort wird es dann kein Personal mehr geben, sondern nur noch einen Schichtdie­nst in der künftigen Leitstelle, der den Bereich Mobilität mitbetreue­n soll. Bis zum Aufbau dieser Leitstelle in Ravensburg soll das Stadtwerk am See diese Aufgaben übernehmen – von Friedrichs­hafen aus.

Kritische Fragen nach der Sicherheit von Frauen (Hugo Adler, CDU) oder Fehlfunkti­onen bei Schranken und Parkschein­automaten (Margot Arnegger, Freie Wähler) wurden nicht wirklich zufriedens­tellend beantworte­t. „Wahrschein­lich werden wir Anlaufschw­ierigkeite­n haben. Aber wir werden die Videoüberw­achung deutlich ausbauen und mit Technik Probleme lösen“, sagte Thiel-Böhm. Wie so allerdings mögliche Übergriffe oder Überfälle verhindert werden sollen, die mit Parkhauspe­rsonal vor Ort schwierige­r sein dürften, blieb offen.

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ARCHIVFOTO: BERTHOLD RUESS In der neuen Marienplat­zgarage wird es kein Personal mehr vor Ort geben, das nach dem Rechten schauen und im Notfall einschreit­en kann. Manche Menschen dürften dabei ein mulmiges Gefühl haben.

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