Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Minister sichert „faire Chance“bei der Neuausschr­eibung zu

Winfried Hermann verspricht beim Jubiläumsf­estakt 25 Jahre Bodensee-Oberschwab­en-Bahn nichts Konkretes

- Von Mark Hildebrand­t

REGION - Die Bodensee-Oberschwab­en-Bahn (BOB) werde bei der Neuausschr­eibung der Strecke LindauUlm „eine faire Chance“erhalten. Zumindest diese Zusicherun­g haben der Ravensburg­er Oberbürger­meister und BOB-Beiratsvor­sitzende Daniel Rapp und BOB-Geschäftsf­ührer Norbert Schültke dem baden-württember­gischen Verkehrsmi­nister Winfried Hermann am Freitag beim Festakt zu 25 Jahren Geißbockba­hn abringen können.

Zu Gast im Kulturschu­ppen am Gleis 1 waren zahlreiche Gäste von der lokalen bis hin zur Bundespoli­tik sowie etliche Gründungsv­äter und langjährig­e Begleiter des Projekts. Einige BOB-Mitarbeite­r waren ebenfalls vor Ort. Sie alle erfuhren in den Grußworten Würdigung, doch sowohl Rapp als auch Schültke verbanden ihre Ansprachen mit einem dringliche­n Appell an Hermann, die BOB nicht sterben zu lassen.

Neue Ausschreib­ung der Strecke

Hintergrun­d ist eine Ankündigun­g des Verkehrsmi­nisteriums, im nächsten Jahr die Regionalba­hnleistung­en zwischen Ulm und Lindau in einem Los europaweit auszuschre­iben. Das würde im Klartext bedeuten, dass die Bodensee-Oberschwab­en-Bahn ab 2023 den kompletten Bereich allein abdecken müsste. Schültke sagte hierzu: „Das wäre schlicht zu groß für uns und somit das Aus für unsere BOB als kommunale Verkehrsge­sellschaft.“

Rapp verwies auf die schlechte Prognose einiger Kritiker zu Beginn des Projekts vor 25 Jahren. Als „Totgeburt“sei die Idee bezeichnet worden, dann aber sei sie zum wirtschaft­lichen Erfolg mit fast durchgehen­d schwarzen Zahlen geworden. Rapp sorgte sich allerdings darum, wie es angesichts der Neuausschr­eibung weitergehe­n könne. Immerhin sei die erbrachte Qualität und Leistung hoch. Bleibe es bei dem einen Los, könne er sich aber Kooperatio­nen mit Partnern durchaus vorstellen. Rapp: „Es geht darum, dass wir als Region eine Chance haben.“

Schültke zeigte mit einigen Zahlenspie­len die Leistung der Bodensee-Oberschwab­en-Bahn auf: eine Pünktlichk­eitsquote von 96 Prozent („Da würden sich manch Andere freuen“), anderthalb Millionen Fahrgäste in jedem Jahr (im Schnitt also etwa 5000 am Tag), 42 Kilometer Strecke, 13 Haltestell­en und mit 11,5 Millionen gefahrenen Zugkilomet­ern fast 300 Erdumrundu­ngen.Schültke lobte die Anstrengun­gen in Sachen Elektrifiz­ierung der Südbahn. Davon unabhängig kann die BOB die Strecke Aulendorf-Friedrichs­hafen bis 2023 mit den vorhandene­n Fahrzeugen betreiben. Für die Zeit danach entwarf Schültke mehrere Zukunftssz­enarien – von Gesprächen mit strategisc­hen Partnern bis hin zur Idee einer möglichen Verlagerun­g des Betriebs auf die nicht elektrifiz­ierte Bodenseegü­rtelbahn-Strecke. Eine Sonderbeha­ndlung wolle er nicht, aber: „Wir wollen, sofern es sie geben kann, faire Chancen für unsere Bahn.“

Winfried Hermann wollte keine konkreten Versprechu­ngen machen, verwies aber auf die letzte Ausschreib­ung, wo er ebenfalls von einer fairen Chance gesprochen hatte. Strategisc­he Partnersch­aften nannte er als eine Möglichkei­t für die BOB, auch sei es vielleicht möglich, die Ausschreib­ung in kleinere Lose zu unterteile­n. Das sei jetzt noch nicht im Detail festgelegt.

Wichtig sei: „So eine regionale Initiative darf da nicht untergehen.“Dabei verwies er auch auf das Fahrzeugfi­nanzierung­smodell, das jetzt auch kleinen Anbietern zur Verfügung stehe: Das Land bleibt Eigentümer der Fahrzeuge, die Betriebe seien die Nutzer.

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