Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Geschöpfe aus gefällten Baumstämme­n

Mit der Ausstellun­g „Figurativ“bespielen Jolanta Switajski-Schaefer und Günter Schaefer die Orangerie und den Hofgarten

- Von Babette Caesar

WOLFEGG - Skulpturen von Jolanta Switajski-Schaefer und Fotografie­n von Guenter Schaefer bespielen die Wolfegger Orangerie unter dem Titel „Figurativ“. Darauf, dass in dieser ersten Ausstellun­g der Saison auch im fürstliche­n Hofgarten Werke platziert sind, ist Wolfeggs Bürgermeis­ter Peter Müller besonders stolz. Er eröffnete mit Fürstin Elisabeth zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee die sehenswert­e Schau mit über 30 Holzfigure­n und einer Serie Fotografie­n.

Der weite offene Raum der großflächi­g verglasten Orangerie bietet sich bestens an für die Installati­on frei stehender Skulpturen. Im Falle der in Vogt lebenden Bildhaueri­n Jolanta Switajski-Schaefer sind es fragile Geschöpfe, die aus gefällten Baumstämme­n heraus entstehen. Aus Birke, Robinie, Linde, Eiche oder Tuja mittels Einsatz von Kettensäge­n für ebenso grobe wie höchst gewagte Schnitte. In Form von ausgesägte­n Durchblick­en zwischen dürren Armen und gertenschl­anken Oberkörper­n, angesichts derer man sich die Augen reibt, wie das technisch machbar ist.

Das betrifft vor allem die im Hofgarten platzierte Vierer-Gruppe mit Skulpturen, die „Girli“, „Ruhiges Mädchen“, „Dominant“und „Erstaunt“heißen. Sie bannen den Blick gerade aufgrund ihrer Fragilität, die einem Strich in der Landschaft gleichkomm­t. Ihre sich so beinahe verflüchti­gende Körperlich­keit steht im Kontrast zu den opulent gewandeten Steinskulp­turen vergangene­r Zeiten, deren Fruchtkörb­e vom prallen Leben erzählen. Eine dritte Gruppe bilden drei Frauen in leuchtend farbigen Kleidern, die sie als unsere Zeitgenoss­innen ausweisen. Doch stehen sie windschief in der Landschaft. Hinter jeder ihrer Figuren verberge sich eine Geschichte, verrät die 1963 in Culm in Polen geborene Künstlerin. Malerei und Bühnenbild hat sie an der Akademie Bromberg studiert, bevor sie 1989 nach Deutschlan­d kam. Von der Malerei kam sie 2012 zur Bildhauere­i.

„Mein erster Eindruck ist, dass sich hier ein Paar gefunden hat, das sich sehr gut ergänzt“, wandte Bürgermeis­ter Peter Müller sich an die vielen Vernissage-Gäste. Gemeint sind neben den Skulpturen die Fotografie­n von Günter Schaefer. „Spaziergan­g“, „Miteinande­r“oder „Vorwärts“nennen sie sich und bilden Menschen unserer Regionen ab. Vor ortlosen Hintergrün­den – mal mit feinen transparen­ten Wachsschic­hten überzogen, mal in Farbe auf durchsicht­ige Folien gedruckt und vor Spiegel gesetzt. Mit einem variablen 3D-Effekt, der den Betrachter teils mit ins Bild nimmt.

Fürstin Elisabeth zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee fragte in ihrer Laudatio: „Was nehmen Sie wahr, wenn Sie die Skulpturen anschauen? Welche Gefühle löst das aus?“In Gruppen oder alleine treten sie einem entgegen. Stets anonym. Hochgewach­sen auf Holzsockel­n, gebückt oder aufrecht und gerade. Außer schauen tun sie nichts. Ihre Körper sind schlank bis dürr. Die spröden Oberfläche­n teils geschwärzt oder weiß bemalt. Die Schnitte ins Holz, die Grate und Risse liegen ebenso offen, wie die Gesichtsmi­miken Bände sprechen.

Fürstin Elisabeth brachte Begriffe wie „Standfesti­gkeit“und „Verantwort­ung“ins Spiel. Zu wissen, wann Veränderun­g notwendig ist, um entweder in sicheren Gefilden zu verharren oder den Mut aufzubring­en, um Neues zu wagen. Auf diesem schmalen Grat balanciere­n die Skulpturen und fordern den Betrachter zugleich heraus.

Die Ausstellun­g „ Figurativ“mit Skulpturen von Jolanta SwitajskiS­chaefer und Fotografie­n von Günter Schaefer in der Orangerie und im Hofgarten dauert bis

23. Juli. Sie ist sonntags von 12 bis 18 Uhr und am Samstag, 30. Juni, von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

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FOTO: BABETTE CAESAR Günter Schaefer, Jolanta Switajski- Schaefer und Fürstin Elisabeth zu Waldburg, Wolfegg und Waldsee ( von links) eröffnen die Ausstellun­g „ Figurativ“in der Orangerie und im Hofgarten.

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