Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
WG für Wangen bringt SLG für Altshausen
Wenn alte Kennzeichen wieder kommen, können auch Ravensburger SLG beantragen
ALTSHAUSEN/WANGEN - In Wangen haben sich Befürworter zur Wiedereinführung des alten WG-Autokennzeichens formiert. Sie planen jetzt eine Reihe von Aktionen, um am Ende die – letztlich entscheidenden – Kreistagsmitglieder zu überzeugen. Kurios: Sollten die Kreisräte für das Altkennzeichen WG stimmen, dann könnten Autofahrer im Raum Altshausen auch wieder das Altkennzeichen SLG beantragen.
Mit einer Wiedereinführung von Altkennzeichen würde nicht nur WG möglich werden , sondern auch SLG. Denn zu Beginn des Jahres 1973 wurde nicht nur das württembergische Allgäu dem Landkreis Ravensburg zugeschlagen, sondern auch der Raum Altshausen. Er hatte bis dahin dem seinerzeit aufgelösten Landkreis Saulgau angehört. Das bedeutet: Entscheidet der Ravensburger Kreistag positiv im Sinne der Initiative, wäre fortan – neben WG – auch das Kennzeichen SLG auf den hiesigen Fahrzeugen möglich.
Es war eine rund 25-köpfige Schar, die sich im Wangener Gasthaus Lamm eingefunden hatte – um sich ausnahmslos für das Retroschild auszusprechen und um das weitere Vorgehen zu besprechen. Unter ihnen waren auch Jüngere – und damit nicht nur Bürger, die sich noch an die Abschaffung des damaligen Landkreises Wangen samt des eigenen Kennzeichens im Jahr 1973 erinnern können.
Es ging aber nicht um eine Reaktivierung des Altkreises oder um Protestaufkleber. Nein: Die Runde bekannte sich mehrfach zum Landkreis Ravensburg als solchem. Berthold Büchele, stellvertretender Vorsitzender des des Heimatvereins Ratzenried, zog dabei den Vergleich zum Eherecht: „Da können Mann oder Frau ihren Namen behalten – und die Ehe klappt trotzdem.“Stattdessen pochten die Anwesenden lediglich auf das Recht, ihre Fahrzeugkennzeichen künftig mit den Anfangsbuchstaben „WG“statt „RV“ausstatten zu dürfen.
Dafür reihten sie eine Menge Argumente aneinander: etwa den Verweis auf die bundesweite Entwicklung. Seit 1. November 2012 möglich, hätten seither 315 von rund 400 Landkreisen einst abgeschaffte Altkennzeichen wieder zugelassen. Eine Karte verdeutlichte: Dies ist nahezu flächendeckend geschehen. Eine der wenigen geografischen Ausnahmen ist die hiesige Region mit den Landkreisen Ravensburg, Bodensee, Sigmaringen und Konstanz. Überhaupt hinke Baden-Württemberg hinterher: 15 Kreise haben gemäß der an dem Abend vorgelegten Statistiken die Retro-Kennzeichen zugelassen, 14 noch nicht. Anders Bayern, wo das Verhältnis bei 60:12 stehe.
Für die Wiedereinführung müssen allerdings die Ravensburger Kreisräte überzeugt werden. Diese waren vor einigen Jahren noch einmütig dem Vorschlag des Landratsamts gefolgt, es allein beim RVKennzeichen zu belassen. Dazu empfahl der Tettnanger Ralf Hoffmann, den Kreistagskandidaten im Vorfeld der im kommenden Frühjahr anstehenden Kommunalwahl auf die Finger zu klopfen. Hoffmann ist Kopf einer vergleichbaren Initiative im Bodenseekreis, die erst kürzlich (erneut) an einer – diesmal – denkbar knappen Kreistagsmehrheit gescheitert war, die dortigen Altkennzeichen TT (Tettnang) und ÜB (Überlingen) wieder einzuführen.
Überzeugungsarbeit wollen die WG-Befürworter auch über Wangen hinaus leisten. Denn sie wussten noch nicht einzuschätzen, wie das Meinungsbild der Bevölkerung in anderen Städten und Gemeinden des Altkreises ist, etwa in Leutkirch und Isny. Eine positive Stimmung vermuten sie in Weingarten, also jener Stadt, die sich in den 1970er-Jahren vehement (und erfolgreich) gegen eine Eingemeindung nach Ravensburg gewehrt hatte. Zum einen wegen dieser alten Geschichte, zum anderen, weil WG auch für Weingarten stehen könne.