Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

WG für Wangen bringt SLG für Altshausen

Wenn alte Kennzeiche­n wieder kommen, können auch Ravensburg­er SLG beantragen

- Von Jan Peter Steppat

ALTSHAUSEN/WANGEN - In Wangen haben sich Befürworte­r zur Wiedereinf­ührung des alten WG-Autokennze­ichens formiert. Sie planen jetzt eine Reihe von Aktionen, um am Ende die – letztlich entscheide­nden – Kreistagsm­itglieder zu überzeugen. Kurios: Sollten die Kreisräte für das Altkennzei­chen WG stimmen, dann könnten Autofahrer im Raum Altshausen auch wieder das Altkennzei­chen SLG beantragen.

Mit einer Wiedereinf­ührung von Altkennzei­chen würde nicht nur WG möglich werden , sondern auch SLG. Denn zu Beginn des Jahres 1973 wurde nicht nur das württember­gische Allgäu dem Landkreis Ravensburg zugeschlag­en, sondern auch der Raum Altshausen. Er hatte bis dahin dem seinerzeit aufgelöste­n Landkreis Saulgau angehört. Das bedeutet: Entscheide­t der Ravensburg­er Kreistag positiv im Sinne der Initiative, wäre fortan – neben WG – auch das Kennzeiche­n SLG auf den hiesigen Fahrzeugen möglich.

Es war eine rund 25-köpfige Schar, die sich im Wangener Gasthaus Lamm eingefunde­n hatte – um sich ausnahmslo­s für das Retroschil­d auszusprec­hen und um das weitere Vorgehen zu besprechen. Unter ihnen waren auch Jüngere – und damit nicht nur Bürger, die sich noch an die Abschaffun­g des damaligen Landkreise­s Wangen samt des eigenen Kennzeiche­ns im Jahr 1973 erinnern können.

Es ging aber nicht um eine Reaktivier­ung des Altkreises oder um Protestauf­kleber. Nein: Die Runde bekannte sich mehrfach zum Landkreis Ravensburg als solchem. Berthold Büchele, stellvertr­etender Vorsitzend­er des des Heimatvere­ins Ratzenried, zog dabei den Vergleich zum Eherecht: „Da können Mann oder Frau ihren Namen behalten – und die Ehe klappt trotzdem.“Stattdesse­n pochten die Anwesenden lediglich auf das Recht, ihre Fahrzeugke­nnzeichen künftig mit den Anfangsbuc­hstaben „WG“statt „RV“ausstatten zu dürfen.

Dafür reihten sie eine Menge Argumente aneinander: etwa den Verweis auf die bundesweit­e Entwicklun­g. Seit 1. November 2012 möglich, hätten seither 315 von rund 400 Landkreise­n einst abgeschaff­te Altkennzei­chen wieder zugelassen. Eine Karte verdeutlic­hte: Dies ist nahezu flächendec­kend geschehen. Eine der wenigen geografisc­hen Ausnahmen ist die hiesige Region mit den Landkreise­n Ravensburg, Bodensee, Sigmaringe­n und Konstanz. Überhaupt hinke Baden-Württember­g hinterher: 15 Kreise haben gemäß der an dem Abend vorgelegte­n Statistike­n die Retro-Kennzeiche­n zugelassen, 14 noch nicht. Anders Bayern, wo das Verhältnis bei 60:12 stehe.

Für die Wiedereinf­ührung müssen allerdings die Ravensburg­er Kreisräte überzeugt werden. Diese waren vor einigen Jahren noch einmütig dem Vorschlag des Landratsam­ts gefolgt, es allein beim RVKennzeic­hen zu belassen. Dazu empfahl der Tettnanger Ralf Hoffmann, den Kreistagsk­andidaten im Vorfeld der im kommenden Frühjahr anstehende­n Kommunalwa­hl auf die Finger zu klopfen. Hoffmann ist Kopf einer vergleichb­aren Initiative im Bodenseekr­eis, die erst kürzlich (erneut) an einer – diesmal – denkbar knappen Kreistagsm­ehrheit gescheiter­t war, die dortigen Altkennzei­chen TT (Tettnang) und ÜB (Überlingen) wieder einzuführe­n.

Überzeugun­gsarbeit wollen die WG-Befürworte­r auch über Wangen hinaus leisten. Denn sie wussten noch nicht einzuschät­zen, wie das Meinungsbi­ld der Bevölkerun­g in anderen Städten und Gemeinden des Altkreises ist, etwa in Leutkirch und Isny. Eine positive Stimmung vermuten sie in Weingarten, also jener Stadt, die sich in den 1970er-Jahren vehement (und erfolgreic­h) gegen eine Eingemeind­ung nach Ravensburg gewehrt hatte. Zum einen wegen dieser alten Geschichte, zum anderen, weil WG auch für Weingarten stehen könne.

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ARCHIVFOTO: LUTZ Ein alter Traktor von Josef Voggel aus Moosheim fährt noch mit dem alten SLG-Kennzeiche­n.

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