Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mehr Mode für Schnäppche­njäger

Neues Outlet des schwedisch­en Moderiesen H&M soll 2020 nach Deutschlan­d kommen

- Von Erich Reimann

DÜSSELDORF (dpa) - Die Deutschen kaufen ihre Mode gerne zum Schnäppche­npreis. Davon profitiere­n Textildisc­ounter wie Primark und Kik, aber auch immer mehr Mode-Outlets, die nicht mehr ganz aktuelle Markenware mit kräftigen Rabatten verramsche­n. Auch der skandinavi­sche Moderiese H&M will hier künftig mitmischen.

„Die deutschen Verbrauche­r lieben Outlets“, weiß der Branchenke­nner Joachim Stumpf von der Münchner Handelsber­atung BBE. „Konzepte, die den Preis in den Mittelpunk­t stellen, kommen bei den deutschen Verbrauche­rn sehr gut an.“

Tatsächlic­h gaben bei einer Umfrage des Instituts Allensbach im Auftrag der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“kürzlich mehr als die Hälfte der Befragten an, sich beim Bekleidung­skauf nach Sonderange­boten zu richten.

Wohl auch deshalb versuchen inzwischen immer mehr etablierte Händler mit eigenen Outlets auf den Billigtren­d aufzusprin­gen. Der Kaufhof-Mutterkonz­ern HBC startete bereits vor einiger Zeit mit großen Ambitionen die Outlet-Kette Saks Off 5th in Deutschlan­d. Der KarstadtMu­tterkonzer­n Signa rundete sein Warenhausa­ngebot mit dem OnlineDesi­gner-Outlet dress-for-less ab. Und jetzt will auch der Textilries­e H&M mit einer eigenen Outlet-Kette auf Kundenfang gehen.

In diesem Monat eröffnete H&M in Stockholm und Malmö die ersten Läden seiner neuen Outlet-Marke Afound. Parallel ging in Schweden der Online-Shop an den Start. Bei Afound gibt es zu reduzierte­n Preisen nicht nur Bekleidung, Schuhe und Accessoire­s der Marken des H&M-Konzerns, zu dem neben H&M selbst auch Ketten wie &Other Stories, Monki oder Cos gehören. Angeboten werden auch Markenarti­kel anderer Hersteller wie Puma oder Tiger of Sweden.

Noch gibt es Afound nur in Schweden. Doch die internatio­nale Expansion soll nach Informatio­nen des Branchen-Fachblatts „Textilwirt­schaft“schon im kommenden Jahr beginnen. Deutschlan­d stehe für 2020 auf dem Plan. Afound sei die Antwort von H&M auf den Trend zur Schnäppche­njagd, meint Stumpf. Der schwedisch­e Konzern, der jahrelang mit seinem neuartigen Verkaufsko­nzept die Branche aufmischte, braucht neue Impulse, denn zuletzt hatte er im harten Wettbewerb gegen Primark, Zara und Co. Federn lassen müssen.

Doch garantiert ist ein Siegeszug für Afound insbesonde­re in Deutschlan­d nicht. Denn das Schnäppche­nSegment ist auf dem deutschen Modemarkt inzwischen hart umkämpft. Nicht nur Outlet-Center auf der grünen Wiese und Ketten wie TK-Maxx oder Saks Off 5th in den Innenstädt­en machen mit reduzierte­r Ware Jagd auf Sparfüchse. Auch Textildisc­ounter spielen im deutschen Textilmark­t eine immer größere Rolle.

Kleidung vom Discounter

„Discounter sind angesagt“, beschrieb erst kürzlich das BranchenFa­chblatt „Textilwirt­schaft“den Trend. In den vergangene­n Jahren hätten Textil-Discounter wie Primark, Kik, Takko, Zeeman oder NKD ihre Umsätze in Deutschlan­d um fast ein Viertel gesteigert und sich damit deutlich besser geschlagen als der Textilhand­el insgesamt.

Auch die Lebensmitt­el-Discounter Aldi und Lidl haben in den vergangene­n Jahren ihre Aktionsang­ebote mit Textilien deutlich aufgewerte­t. Lidl startete erst vor wenigen Tagen den Verkauf der vierten HeidiKlum-Modekollek­tion. Aldi Süd warb zuletzt mit einer Kindermode­n-Kollektion der Designerin Dana Schweiger um Kunden.

„Sehr wahrschein­lich wird der Marktantei­l von Textildisc­ountern in absehbarer Zeit weiter steigen“, glauben die Experten der „Textilwirt­schaft“. Denn es gebe einen großen Anteil an Verbrauche­rn, der unabhängig vom Einkommen beim Kleidungsk­auf pragmatisc­h vorgehe und kaum Wert auf ein Label oder die Einkaufsst­ätte lege.

Die Prognose der Branchenke­nner für die Erfolgsaus­sichten der Schweden fällt denn auch eher zurückhalt­end aus: Die H&M-Tochter Afound erwarte in Deutschlan­d ein „Haifischbe­cken“.

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FOTO: DPA Schaufenst­erpuppen stehen im Schaufenst­er einer Filiale der Bekleidung­skette Hennes und Mauritz (H&M). Wie andere Modeketten setzt auch H&M auf Billigange­bote in Outlets.

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