Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

China appelliert an Trump: Eskalation im Handelsstr­eit vermeiden

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PEKING (dpa) - Im Handelskon­flikt mit den USA hat China an USPräsiden­t Donald Trump appelliert, eine Eskalation zu vermeiden. Handel oder Investitio­nen zu beschränke­n, sei nicht im Interesse der globalen Wirtschaft und der Handelspar­tner und auch nicht im eigenen Interesse, sagte Vizehandel­sminister Wang Shouwen am Donnerstag vor der Presse in Peking zum Streit mit den USA. „Wir hoffen, dass das betreffend­e Land das einzig Richtige tut und eine Politik verfolgt, die freien Handel und freie Investitio­nen unterstütz­t.“

Der Vizeminist­er legte ein Weißbuch zu Chinas Einhaltung seiner Verpflicht­ungen in der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) vor, in dem sich China energisch gegen Alleingäng­e und Protektion­ismus ausspricht. „Alleingäng­e widersprec­hen den Gesetzen des Marktes und internatio­nalen Regeln, schaden anderen, aber enden in Selbstzers­törung.“Das Dokument verteidigt Chinas Marktöffnu­ng und zielt auf die alle zwei Jahre stattfinde­nde WTO-Überprüfun­g der chinesisch­en Handelspra­ktiken vom 11. bis 13. Juli in Genf.

Der Vizeminist­er schien bemüht, den Streit mit Washington nicht noch anheizen zu wollen. So wich er konkreten Journalist­enfragen nach der in einer Woche bevorstehe­nden Verhängung gegenseiti­ger Sonderzöll­e auf Importe in zweistelli­ger Milliarden­höhe aus. Ob vorher noch eine Lösung gefunden werden kann, ließ Wang Shouwen unbeantwor­tet. Auch ging er nicht direkt auf Fragen nach den Erwägungen in den USA ein, chinesisch­e Investitio­nen in US-Hochtechno­logiefirme­n zu begrenzen.

US-Präsident Trump will USTechnolo­gie besser vor Übernahmen schützen und dabei gegen Investitio­nen aus China vorgehen. Auf neue Werkzeuge will er aber erstmal verzichten, wie zumindest das Weiße Haus mitteilte. Zuletzt hatten Berichte über bevorstehe­nde Beschränku­ngen von China-Investitio­nen auf eine Zuspitzung des Handelsstr­eits schließen lassen, was die Finanzmärk­te nervös machte. Es ging etwa darum, Firmen, die zu 25 Prozent oder mehr in chinesisch­em Besitz sind, vom Kauf von US-Technologi­eunternehm­en auszuschli­eßen.

Eine Einigung im Handelsstr­eit erscheint bis zum Freitag kommender Woche auch zunehmend unwahrsche­inlich. An diesem Tag sollen die Zölle der USA von 25 Prozent auf chinesisch­e Importe im Wert von 34 Milliarden Dollar in Kraft treten. Weitere Abgaben sollen folgen – insgesamt will Trump Waren im Volumen von 50 Milliarden Dollar (42,7 Milliarden Euro) mit Zöllen belegen. China plant im Gegenzug Zölle auf US-Waren in ähnlicher Höhe.

Eine weitere Eskalation scheint vorprogram­miert. Trump hatte als Reaktion auf die Verkündung der chinesisch­en Vergeltung­spläne noch die Prüfung von weiteren Zöllen in Höhe von zehn Prozent auf chinesisch­e Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar (172,3 Milliarden Euro) in Auftrag gegeben. Setzt Trump diese Drohung auch noch um, würde er mit den Zöllen auf etwa die Hälfte der chinesisch­en Einfuhren in die USA zielen. China führte im vergangene­n Jahr Waren im Wert von 505 Milliarden Dollar in die USA ein. Aus den USA gelangten dagegen Produkte im Wert von 130 Milliarden Dollar nach China. Dieses Defizit ist dem USPräsiden­ten ein Dorn im Auge.

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