Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Die Perspektiv­en sind hervorrage­nd“

Maschinenb­auer sind bestens im Geschäft, sagt Branchenve­rtreter Dietrich Birk

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STUTTGART - Deutschlan­ds Maschinenb­auer haben trotz der Verschärfu­ng von Handelskon­flikten ihr Exporttemp­o erhöht. In den ersten vier Monaten stieg die Ausfuhr von Maschinen „Made in Germany“gegenüber dem Vorjahresz­eitraum um über vier Prozent. Allerdings belastet der Arbeitskrä­ftemangel die Geschäftsa­ussichten zunehmend. Im Gespräch mit Andreas Knoch verweist Dietrich Birk, Geschäftsf­ührer des baden-württember­gischen Branchenve­rbands VDMA, auf die hervorrage­nden Gehalts- und Karrierebe­dingungen.

Herr Birk, der Maschinenb­au hat ein sehr gutes Jahr 2017 hinter sich und ist auch gut in das laufende Jahr gestartet. Woran liegt’s?

In der Tat: 2017 war wirklich ein gutes Jahr. Wir hatten ein Produktion­splus von 3,9 Prozent. Zum ersten Mal seit längerer Zeit sind wir wieder in einem deutlichen Aufwärtszy­klus sowohl im Inland wie auch im Ausland. Nahezu sämtliche Auslandsmä­rkte, insbesonde­re die großen Volumenmär­kte USA, China und Europa, liefen hervorrage­nd. Zum Jahreswech­sel 2017/18 hat auch der Inlandsmar­kt beachtlich an Fahrt aufgenomme­n. Der Umsatz des Maschinenb­aus in Baden-Württember­g ist dadurch auf 80 Milliarden Euro gestiegen.

Wie sehen die Prognosen für das laufende Jahr aus?

Die Firmen haben nach wie vor eine gute Auftragsla­ge. Aber das Wachstum von 2017 wird sich im laufenden Jahr wohl etwas abschwäche­n – auch wenn die ersten vier Monate durchaus ermutigend und vielverspr­echend begonnen hatten.

Was bremst die Branchenko­njunktur?

Es ist ein Mix aus mehreren Faktoren. Die größte Unsicherhe­it ist derzeit die Ungewisshe­it über die Zukunft des freien und offenen Weltlandsn­achfrage handels. Der amerikanis­che Präsident Trump hat mit seiner Ankündigun­g und Einführung von Strafzölle­n zuletzt hohe Wellen geschlagen. Als exportstar­ke Branche sehen wir das mit Sorge. Zudem spüren viele Unternehme­n mittlerwei­le die Kehrseite des starken Wachstums in diesem und im vergangene­n Jahr: Die Betriebe arbeiten an der Kapazitäts­grenze, die Auslastung beträgt inzwischen immerhin 90 Prozent, und es gibt erste Engpässe auf einigen Beschaffun­gsmärkten, etwa im Bereich mechanisch­er und elektronis­cher Bauteile – was mit deutlich anziehende­n Preisen einhergeht. Darüber hinaus wird der Fachkräfte­mangel zu einer immer größeren Herausford­erung für die Betriebe.

Was heißt das in Zahlen?

Der VDMA geht von einer leichten Steigerung des Umsatzes gegenüber dem vergangene­n Jahr aus. Vor allem das Exportwach­stum nach China, das im vergangene­n Jahr bei über 20 Prozent lag, wird sich wohl nicht halten lassen. Dagegen dürfte die In- weiter stabil bleiben, da viele Gewerbekun­den ihre Kapazitäte­n modernisie­ren und auch erweitern. Das stützt die Maschinenb­auer als Industriea­usrüster.

Spiegelt sich das Wachstum auch in den Bilanzen der Maschinenb­auer wider? Wie gut geht es den Unternehme­n?

In der Summe geht es den Maschinenb­auern im Südwesten gut. Wir haben branchenwe­it eine Eigenkapit­alquote von über 40 Prozent – das ist stark. Beim Ertragsniv­eau haben wir Umsatzrend­iten zwischen fünf und zehn Prozent – abhängig vom Sektor, in dem die Unternehme­n tätig sind.

In welchen Sektoren läuft es denn nicht so gut?

In allen Bereichen, die mit konvention­eller Energieerz­eugung zu tun haben oder im Bereich der Papierund Drucktechn­ik.

Seit April bekommen die Beschäftig­ten der Metall- und Elektrobra­nche mehr Geld und haben Anspruch auf verkürzte Vollzeit. Wie haben die Maschinenb­auer den Tarifabsch­luss aufgenomme­n?

Im Vergleich zur Automobili­ndustrie hat die Maschinenb­aubranche eine höhere Personalko­stenquote. Deshalb plagen den mittelstän­dischen Maschinenb­auer die steigenden Lohnkosten deutlich stärker. In einer Phase der Hochkonjun­ktur, in der wir uns momentan noch befinden, ist das eher abzufedern. In einer Phase der Stagnation oder gar in einem Abschwung, der früher oder später kommen wird, sieht es anders aus. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht immer noch mehr Kosten draufsatte­ln und an internatio­naler Wettbewerb­sfähigkeit verlieren. Vor allem aber brauchen wir mehr Flexibilit­ät bei der Arbeitszei­t. In dem Punkt haben die Unternehme­n den Eindruck, dass vonseiten der Gewerkscha­ft und seitens des Gesetzgebe­rs die Daumenschr­auben immer stärker angezogen werden.

Wie meinen Sie das?

Die Unternehme­n haben zu wenig Möglichkei­ten vom Tarifvertr­ag abzuweiche­n, wenn es einmal nicht so gut läuft. Die Tarifpartn­er in BadenWürtt­emberg hat immer ausgezeich­net, dass sie es nicht auf Konfrontat­ion haben ankommen lassen und auch in schwierige­n Zeiten pragmatisc­he Lösungen mit Vorteilen auf der betrieblic­hen Ebene gefunden haben. Das sollten wir künftig durch zu enge Spielräume nicht aufs Spiel setzen.

Stichwort Fachkräfte­mangel: Was tun die Unternehme­n dagegen?

Viele Firmen setzen auf den eigenen Nachwuchs und wollen noch stärker ausbilden. Allerdings sinkt die Zahl der Azubis seit 2003 kontinuier­lich. Branchenwe­it kommt auf einen Bewerber inzwischen eine offene Stelle, in klassische­n Fertigungs­berufen wie Zerspanung­stechniker oder Werkzeugme­chaniker gibt es in manchen Regionen fast doppelt so viele offene Stellen wie Bewerber. Dabei sind die Perspektiv­en für Berufe mit klassische­r dualer Ausbildung hervorrage­nd – nicht nur was das Gehalt angeht, sondern auch die Karrieremö­glichkeite­n betreffend.

Was kann man als Facharbeit­er in der Branche denn verdienen?

Das Gehalt qualifizie­rter Facharbeit­er ist deutlich gestiegen und reicht inzwischen in die Gehaltsstr­ukturen von Akademiker­n hinein. Allgemeing­ültige Aussagen sind natürlich schwierig, doch berichten Firmen im Land von Jahresgehä­ltern für qualifizie­rte Spezialist­en und erfahrene Facharbeit­er von 60 000 Euro und mehr. Im regionalen Vergleich zeigt sich übrigens, dass die höchsten Gehälter im Maschinenb­au in BadenWürtt­emberg gezahlt werden.

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FOTO: DPA Hinter einem Generators­tänder steht eine Arbeiterin: Den deutschen Maschinen- und Anlagenbau­ern geht es blendend.

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