Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ravensburger zeigen Verständnis für Dieselfahrverbot
Stuttgart will ältere Dieselmodelle künftig aus der Innenstadt fernhalten – Das sagen Menschen in Ravensburg dazu
RAVENSBURG (ida) - Ab 2019 dürfen Fahrer älterer Dieselautos voraussichtlich nicht mehr nach Stuttgart einfahren. Grund dafür ist die hohe Stickstoffdioxidbelastung der Luft. Davon betroffen sind alle Dieselautos unter der Euro-5-Norm. Auch Ravensburg hat ein Stickoxid-Problem, Fahrverbote sind derzeit aber kein Thema mehr. Was halten Ravensburger Passanten von der Entscheidung für Stuttgart? SZ-Praktikantin Ida Hipper hat eine kleine Stichprobe gemacht.
findet, dass eine solche Entscheidung für Stuttgart zwar notwendig sei, denn man müsse den Druck auf die Automobilindustrie erhöhen, solche Fahrverbote müssten aber auch nachhaltige Effekte haben. Für Ravensburg vermutet der 61-Jährige, dass es schwieriger als in Stuttgart wäre, ein solches Fahrverbot durchzusetzen, denn „ich vermute, dass es im ländlichen Raum mehr ältere Fahrzeuge gibt“. Würden ältere Diesel dennoch eines Tages aus Ravensburg verbannt werden, fände er Alternativen zum Auto. Autos mit Elektroantrieb (E-Autos) sind für ihn zwar eine Alternative zum Diesel, aber nicht die einzige: Wichtig seien etwa Carsharing und ein besserer öffentlicher Nahverkehr, vor allem im ländlichen Raum. Beim Fahrverbot für Stuttgart ist Göser nach eigener Aussage nicht betroffen: „Wenn ich nach Stuttgart fahre, dann mit dem Zug.“
aus Blitzenreute dagegen kritisiert das Vorgehen der Politiker: „Ich glaube nicht, dass die Dieselfahrzeuge der entscheidende
Helmut Göser Andre Kappler
Faktor der Luftverschmutzung sind. In Stuttgart ist allgemein zu viel Autoverkehr.“Das Fahrverbot sei nur eine Notmaßnahme, die zum Erreichen des Grenzwerts diene, aber nicht das Problem an sich bekämpfe. „In Ravensburg gilt das Gleiche: zu viel Gesamtverkehr in der Stadt. Wenn man es nicht schafft, den öffentlichen Nahverkehr so attraktiv zu machen, dass mehr auf das Auto verzichten, wird das Problem nicht gelöst.“Der 57-Jährige kann sich stattdessen vorstellen, zum Beispiel über die Kfz-Kennzeichen am Wochenende nur die Hälfte des Verkehrs fahren zu lassen – wie in den 70er-Jahren. Für Menschen, die auf das Auto angewiesen sind, würde das aber ein Problem darstellen, so Kappler. E-Autos könnten seiner Meinung nach einen Beitrag leisten, „aber es bleiben trotzdem überfüllte Straßen, Lärm und die Unfallgefahr“.
(52) aus Blitzenreute ist der Meinung, dass die Gesundheit der Menschen an erster Stelle stehe. „Wenn die Stickstoffdioxid-Belastung zu hoch ist, muss diese reduziert werden, wenn nötig auch durch Fahrverbote.“Dennoch sei es unverantwortlich von der Politik, dies auf die Autofahrer abzuwälzen, die sich oft guten Gewissens ein Dieselauto zugelegt haben, da die Politik die Diesellobby gedeckt habe. Er fordert: „Die Politiker, die sich zum Schutz der Industrie gegen Fahrverbote aussprechen, sollten sich wenigstens auch für eine umweltfreundliche Nachrüstung gebrauchter Dieselfahrzeuge einsetzen und nicht nur über vermeintlich ,neue’ Technologien sprechen.“
Frank Hipper