Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Müll statt Spenden: Projekt ist gescheiter­t

Gänsbühl-Bewohner: „Ich schäme mich, wenn ich Besuch bekomme“

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RAVENSBURG (sz) - Ein Plakat empfängt derzeit Besucher im Ravensburg­er Mehrgenera­tionenhaus Gänsbühl mit der Aufschrift: „Weil hier Menschen ihren Müll entsorgen, müssen wir leider unser Spendenreg­al schließen!” Damit ist zumindest vorläufig ein Projekt gescheiter­t, dass vor 15 Jahren hoffnungsv­oll gestartet ist, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Damals brachte Susanne Weiß, die für die Quartiersa­rbeit in der Ravensburg­er Oberstadt zuständig ist, die Idee der „Free box“aus Berlin mit: In einem Regal können Menschen Dinge abgeben, die sie nicht mehr benötigen. Menschen, die daran Interesse haben, dürfen die Dinge mitnehmen und als Dankeschön eine Spende nach Selbsteins­chätzung hinterlass­en.

Aus der „Free box“wurde das „Spendenreg­al“, das zwei Ideen verfolgt: Zum einen sollten auf diesem Weg Ressourcen gespart werden und ein Zeichen gegen die Wegwerfges­ellschaft gesetzt werden. Zum anderen wollte man damit gezielt Menschen mit wenig Geld unterstütz­en, die sich bedienen durften und oft schöne Dinge vorfanden, die sie sich ansonsten nicht hätten leisten können.

Bereits der erste Versuch war gescheiter­t

Da sich das Spendenreg­al in den letzten Jahren aber zunehmend mit Müll statt schöner Dinge füllte, waren die Bewohner nicht mehr bereit, diesen täglichen Anblick zu ertragen. „Ich schäme mich, wenn ich Besuch bekomme und da stehen Essensrest­e, verdreckte Töpfe und kaputtes Geschirr drin”, äußert eine Bewohnerin ihren Unmut, „das ist zum Teil richtig ekelig.“

Bereits der erste Versuch, das Regal vor der Haustüre anzubieten, war gescheiter­t. Um es besser kontrollie­ren zu können, hatte man das Regal bereits nach zwei Jahren nach innen verlegen müssen. Da aber auch hier die gleiche Vermüllung einsetzte, wurde nun mit Beschluss der Bewohnersc­haft das Regal aufgelöst.

Grundsätzl­ich stehen die Bewohner hinter der Idee eines Spendenreg­als, und so hat sich bereits eine Arbeitsgru­ppe gebildet, die gemeinsam nach einem neuen Weg zur konstrukti­ven Umsetzung suchen möchte. Gespannt darf man sein, welche Ideen dazu in der nächsten Bewohnerve­rsammlung vorgestell­t werden.

Das Mehrgenera­tionenhaus bittet darum, nichts mehr abzugeben oder einfach vor die Türe zu stellen. Schöne Sachspende­n können ab 10. bis 14. September für den nächsten Hausflohma­rkt im Oberstadtb­üro abgegeben werden. Als Angebot besonders für Menschen mit wenig Geld – laufen der Kleider- und Bücherfloh­markt als Projekte weiter.

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FOTO: HAUS GÄNSBÜHL Eine gute Idee, die leider nicht funktionie­rt hat: das Spendenreg­al.

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