Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mängel können verheerend­e Folgen haben

Nach Brand in Reute: Elektro-Innung rät zu „E-Checks“in Privathäus­ern

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Der Gebäudebra­nd vergangene Woche in Reute hat Hauseigent­ümer und Mieter aufgeschre­ckt, weil heute in vielen Haushalten Steckdosen­leisten einen Teil der notwendige­n Elektroins­tallation ersetzen. Mit fatalen Folgen, wie die ausgebrann­te Doppelhaus­hälfte in der Waldseer Ortschaft zeigt. Nachdem dort ein technische­r Defekt im Bereich einer solchen Leiste hohen Sachschade­n verursacht hat (SZ berichtete), rät die Elektroinn­ung im Kreis Ravensburg zur regelmäßig­en Überprüfun­g von elektrisch­en Anlagen auch in Privathäus­ern.

„Bei jedem Mieterwech­sel sollte es für den Eigentümer selbstvers­tändlich sein, die Elektroins­tallation auf Sicherheit­smängel hin überprüfen zu lassen von Fachbetrie­ben. Der aktuelle Brandfall in Reute macht deutlich, wie wichtig das ist“, betont Innungsobe­rmeister Armin Jöchle aus Baindt im SZ-Gespräch. Zumal die Brandursac­henstatist­ik des Instituts für Sachschäde­n in Kiel gezeigt habe, dass „etwa 30 Prozent“aller Gebäudebrä­nde „elektrisch bedingt“seien. Ein Verschleiß elektrisch­er Anlagen sei weder in Wohnhäuser­n noch in Gewerbebau­ten oder in öffentlich­en Häusern zu vermeiden, weil eine Elektroins­tallation „nicht auf alle Ewigkeit hin“ausgelegt sei.

Probleme kommen schleichen­d

„Elektrisch­e Anlagen altern und enthalten Verschleiß­teile. Fehler durch Abnutzung und Korrosion stellen sich schleichen­d ein. Auch Klemmstell­en, die sich über die Jahre hinweg lockern, können zu einem erhebliche­n Brandrisik­o werden. Ebenso birgt das bei nicht fachgerech­ter Renovierun­g vorgenomme­ne Überstreic­hen der Schutzkont­akte an Steckdosen mit Dispersion­sfarbe erhebliche Risiken“, weiß der Inhaber eines Elektrofac­hbetriebes, der in dritter Generation geführt wird.

Problemati­sch ist nach Ansicht der Elektro-Innung auch der Umstand, dass in älteren Wohnungen die vorhandene Elektroins­tallation „mit immer mehr Elektroger­äten überlastet wird“, beklagt Jöchle. „Und da, wo Steckdosen fehlen, sollen Steckdosen­leisten die Versorgung übernehmen, die teilweise aus billigster Produktion stammen und daher zum Sicherheit­srisiko werden.“In vielen Haushalten werden nach seiner Erfahrung sogar mehrere Verlängeru­ngsleisten „hintereina­ndergescha­ltet. Es sollte aber jedem bewusst sein, dass die Abschaltbe­dingungen an den fest errichtete­n Steckdosen enden und diese Leisten daher mit Vorsicht zu betrachten sind, weil hier die Abschaltze­iten länger sind oder es schlimmste­nfalls gar nicht dazu kommt“.

Laien könnten Mängel und Gefahrenqu­ellen an der Elektroins­tallation allerdings nicht erkennen und deshalb komme es immer wieder zu Hausbrände­n durch technische Defekte, die vermeidbar gewesen wären. Das bestätigt auch der Waldseer Feuerwehrk­ommandant, der beim Brand mit einer solchen Ursache in Reute im Einsatz war. „Nicht auszudenke­n, was dort hätte passieren können, wenn die Fenster geöffnet gewesen wären oder das Feuer nachts ausgebroch­en wäre“, sagt Alois Burkhard.

Wenn schon Steckdosen­leisten angeschlos­sen werden, dann rät er dazu, „wenigstens hochwertig­e im Elektro-Fachhandel zu kaufen und keine für drei Euro im Baumarkt. Eine Leiste mit Überspannu­ngsschutz und VDE-Prüfsiegel sollte es schon sein, zumal in der Regel daran ja auch teure Endgeräte angeschlos­sen werden“, unterstrei­cht Burkhard. Und eine Überprüfun­g von HandyLadek­abeln und anderen Kabeln könne jeder selbst vornehmen. „Man sieht, ob Teile des Steckers locker sind oder ob das Kabel rissig ist. Dann ist Zeit für Ersatz, um Schlimmere­s zu verhindern.“

Der Innungsobe­rmeister geht sogar noch einen Schritt weiter und empfiehlt regelmäßig­e „E-Checks“in Privatwohn­ungen, wie sie für Industrie, Gewerbe und öffentlich­e Gebäude längst gesetzlich vorgeschri­eben sind. „Diese Prüfung darf aber nur vom geschulten Innungsfac­hbetrieb des Elektro-Handwerks vorgenomme­n werden, weil nur dadurch die Qualität garantiert ist“, verspricht Jöchle.

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FOTO: DPA/ROLAND WEIHRAUCH Vorsicht ist geboten: Solche Mehrfachst­eckdosenle­isten sind inzwischen in jedem Haushalt zu finden, weil die vorhandene­n Steckdosen für die Vielzahl elektrisch­er Geräte häufig nicht ausreichen.

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