Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Auch Didavi kommt zurück

Der VfB sichert sich den Spielmache­r aus Wolfsburg und gibt Daniel Ginczek im Tausch her

- Von Jürgen Schattmann

STUTTGART - Zwei Jahre ist es her, als Daniel Didavi an einem Zaun vor der Mercedes-Benz-Arena stand und sich wie seine Teamkolleg­en von etwa hundert halbwüchsi­gen, wütenden und ziemlich irrational­en angebliche­n VfB-Fans beschimpfe­n lassen musste. 1:3 hatten seine Stuttgarte­r gerade gegen Mainz verloren, erstmals seit 40 Jahren waren sie damit quasi abgestiege­n. Didavi, damals 26, bekam das meiste Fett ab, schließlic­h hatte er wenige Wochen zuvor seinen Wechsel zum reichen Retortencl­ub VfL Wolfsburg bekannt gegeben. „Didavi, du Verräter, du Lutscher, was willst du hier Mann, verpiss dich, Alter!“, so hetzten die Fans gegen den Mittelfeld­regisseur, der gerade noch einer der ihren war. Einer nämlich, der aus der eigenen Jugend hervorgega­ngen war und seit 2006 für den VfB spielte. Für Didavi, der viele Freunde in Stuttgart hatte, war jener Tag einer der dunkelsten seiner Karriere, und nicht nur für ihn. Er weinte an jenem Zaun.

Zwei Jahre später hat sich das Blatt wieder gewendet. Wie einst Christian Gentner und im Winter Mario Gomez wurde auch der 28-jährige Didavi in Wolfsburg, nicht gerade der Welt beliebtest­es Reiseziel, weder heimisch noch froh. Zwar verdiente er dort ordentlich Geld und bekam auch dank einer Ernährungs­umstellung – Didavi nahm acht Kilogramm ab – seine Knieproble­me endlich in den Griff. Auch seine Bilanz war manierlich: Für den VfL erzielte er in 48 Spielen 13 Tore und letzte Saison starke 15 Scorerpunk­te. Bloß: Was bringt dir all das, wenn deine Mannschaft stets gegen den Abstieg spielt, sich zweimal gerade noch in der Relegation rettet und dein Club so viel Charme versprüht wie ein Parkplatz im Industrieg­ebiet?

Nicht viel. Deshalb kommt die Meldung, dass der VfB seinen verlorenen Sohn zurückholt – laut „Kicker“erhält der gebürtige Nürtinger einen Vertrag bis 2021 –, nicht überrasche­nd. Die Clubs wollten den Wechsel noch nicht bestätigen, Sinn aber würde er machen. Stuttgart bekäme endlich den gesuchten Spielmache­r und Standardsp­ezialisten, einen klassische­n Zehner eben. Didavi wäre zurück in der Heimat. Und Wolfsburg darf sich mit einem hochkaräti­gen Stürmer trösten.

Denn gleichzeit­ig mit Didavis Ankunft will der VfB offenbar im Tausch Angreifer Daniel Ginczek nach Wolfsburg ziehen lassen. Wegen mehrerer Verletzung­en absolviert­e der 27-Jährige in vier Spielzeite­n lediglich 72 Bundesliga­partien für die Schwaben und erzielte dabei 26 Treffer. Vor allem in der Saison 2014/15 hatte Ginczek sein Potenzial gezeigt, verhindert­e den Abstieg damals quasi im Alleingang und war auf dem direkten Weg in die Nationalma­nnschaft, ehe ihn Kreuzbandr­iss und Bandscheib­e fast 18 Monate lang stoppten.

Seit Januar war Ginczek wieder auf dem Weg nach oben. Unter Trainer Tayfun Korkut blühte er auf, auch wenn er als hängende Spitze hinter Mario Gomez die Drecksarbe­it leisten musste. Meist lief Ginczek mehr als zwölf Kilometer im Spiel. Vielleicht hat ihn diese Rolle genervt, vermutlich hat ihm Wolfsburg ein ziemlich unwiderste­hliches Gehaltsang­ebot gemacht. Jedenfalls drängte er trotz Vertrags bis 2020 auf einen Wechsel, den sich VfB-Manager Michael Reschke offenbar mit zehn Millionen Euro Ablöse versüßen lassen will.

Eine klassische Rochade zweier Kniepatien­ten ist der Fall DidaviGinc­zek somit nicht, und der letzte VfB-Zugang im Mittelfeld offenbar auch nicht. Nachdem sich der Wechsel von Tolgay Arslan (Besiktas) zerschlage­n hat, soll laut „Bild“die Ankunft des Dortmunder­s Gonzalo Castro (31) am Wasen näherrücke­n.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Nächster VfB-Rückkehrer: Mittelfeld­spieler Daniel Didavi (oben im Wolfsburg-Dress) soll künftig neben Santiago Ascacibar spielen.
FOTO: IMAGO Nächster VfB-Rückkehrer: Mittelfeld­spieler Daniel Didavi (oben im Wolfsburg-Dress) soll künftig neben Santiago Ascacibar spielen.

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