Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
1100 Polizisten für neues Präsidium in Ravensburg
Endlich eine Lösung für das marodeste Revier des Landes – Bei schweren Unfällen geht es bald schneller
RAVENSBURG - Das neue Polizeipräsidium Ravensburg wird vom 1. Januar 2020 an mit insgesamt fast 1100 Polizisten die Arbeit aufnehmen. Entstehen wird es auf dem Gelände der ehemaligen Direktion in der Gartenstraße. Unter anderem bei schweren Unfällen sollen dann Beamte viel schneller als bisher vor Ort sein. Offen ist die Frage, wer der Ravensburger Polizeipräsident wird.
Informationen der „Schwäbischen Zeitung“sind am Freitag vom Innenministerium in Stuttgart offiziell bestätigt worden: Das Land baut in der Gartenstraße das neue Präsidium, das für die Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringen zuständig sein wird. Damit ist die Ära beendet, in der die Zentrale für Ravensburg jenseits des Sees in Konstanz saß. An diesem Konstrukt hatte es immer wieder harte Kritik aus Oberschwaben gegeben.
Möglich gemacht hat die Kehrtwende und das 13. Präsidium im Land (vorher 12) die „Reform der Polizeireform“. Die neue Organisation vor Ort geplant hat Uwe Stürmer, früherer Leiter der Direktion Ravensburg und zuletzt Polizeivizepräsident sowie Leiter der Kripo in Friedrichshafen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Stürmer jetzt auch Chef des neuen Präsidiums wird.
Der neue Polizeichef verfügt ab 2020 über insgesamt 1064 Polizisten. 866 Stellen davon entfallen auf die Schutzpolizei, 198 Stellen auf Kripobeamte. Dazu kommen 170 Mitarbeiter in der Verwaltung. Neu ist auch, dass die Ravensburger Beamten wieder Verkehrsunfälle selbst aufnehmen dürfen. Seit 2014 war dies anders: Bei einem Unfall mit Schwerverletzten mussten Spezialisten ausrücken. Das hatte oft zu langen Wartezeiten geführt.
Auf dem Grundstück in der Ravensburger Gartenstraße 97 soll in mehreren Bauabschnitten ein Neubau entstehen, der gleichzeitig auch das Revier Ravensburg und das Führungszentrum aufnimmt. Das Führungszentrum wird gleich im ersten Abschnitt angegangen. Nach der Fertigstellung wird der Altbau abgerissen und ersetzt. Für den Neubau rechnet das Land mit Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro. Dagegengestellt werden die 7,7 Millionen, die ein geplanter Neubau des Reviers an gleicher Stelle gekostet hätte. Das Grundstück in der Seestraße, wo bislang das Revier untergebracht ist, soll für zwei Millionen Euro verkauft werden. Da es sich um ein Filetgrundstück handelt, dürften die Interessenten Schlange stehen. Unter anderem die Stadt Ravensburg hatte schon Interesse angemeldet.
Mit dem neuen Präsidium endet nach einer jahrelangen Hängepartie auch die unsägliche Geschichte des Polizeireviers Ravensburg: Die alte Villa war bereits vor einigen Jahren als „marodestes Dienstgebäude des Landes“ausgezeichnet worden. Wechselnde Landesregierungen hatten immer wieder einen Neubau angekündigt, über einen symbolischen Spatenstich war das Projekt aber nie hinausgekommen.
Vorbei auch der Zwist mit dem Ravensburger Landratsamt: Die Kreisverwaltung wollte das frühere Telekom-Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft als neues Polizeipräsidium an das Land verkaufen. Die Gegenüberstellung der Kosten hatte aber ergeben, dass die Telekom-Lösung 47,8 Millionen Euro kosten würde. Auf dem Gebäude liegt außerdem noch eine Grundschuld. So haben Telekom-Mitarbeiter weiter Zugang zu bestimmten Arealen, was für die Polizei ein Sicherheitsrisiko darstellen könnte. Vertreter des Landes waren leicht verschnupft aus den Verhandlungen mit dem Kreis ausgestiegen, weil sie diese Informationen nur scheibchenweise bekommen hätten. Eine Entscheidung für den Neubau und gegen das alte Telekomgebäude hat auch weitreichende Konsequenzen für den Landkreis. Dieser möchte seine acht Standorte mit zwölf Gebäuden in Ravensburg und Weingarten auf maximal zwei bis drei bündeln. Dafür wollte Landrat Harald Sievers das Telekomgebäude gerne loswerden.