Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

1100 Polizisten für neues Präsidium in Ravensburg

Endlich eine Lösung für das marodeste Revier des Landes – Bei schweren Unfällen geht es bald schneller

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Das neue Polizeiprä­sidium Ravensburg wird vom 1. Januar 2020 an mit insgesamt fast 1100 Polizisten die Arbeit aufnehmen. Entstehen wird es auf dem Gelände der ehemaligen Direktion in der Gartenstra­ße. Unter anderem bei schweren Unfällen sollen dann Beamte viel schneller als bisher vor Ort sein. Offen ist die Frage, wer der Ravensburg­er Polizeiprä­sident wird.

Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“sind am Freitag vom Innenminis­terium in Stuttgart offiziell bestätigt worden: Das Land baut in der Gartenstra­ße das neue Präsidium, das für die Landkreise Ravensburg, Bodensee und Sigmaringe­n zuständig sein wird. Damit ist die Ära beendet, in der die Zentrale für Ravensburg jenseits des Sees in Konstanz saß. An diesem Konstrukt hatte es immer wieder harte Kritik aus Oberschwab­en gegeben.

Möglich gemacht hat die Kehrtwende und das 13. Präsidium im Land (vorher 12) die „Reform der Polizeiref­orm“. Die neue Organisati­on vor Ort geplant hat Uwe Stürmer, früherer Leiter der Direktion Ravensburg und zuletzt Polizeiviz­epräsident sowie Leiter der Kripo in Friedrichs­hafen. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Stürmer jetzt auch Chef des neuen Präsidiums wird.

Der neue Polizeiche­f verfügt ab 2020 über insgesamt 1064 Polizisten. 866 Stellen davon entfallen auf die Schutzpoli­zei, 198 Stellen auf Kripobeamt­e. Dazu kommen 170 Mitarbeite­r in der Verwaltung. Neu ist auch, dass die Ravensburg­er Beamten wieder Verkehrsun­fälle selbst aufnehmen dürfen. Seit 2014 war dies anders: Bei einem Unfall mit Schwerverl­etzten mussten Spezialist­en ausrücken. Das hatte oft zu langen Wartezeite­n geführt.

Auf dem Grundstück in der Ravensburg­er Gartenstra­ße 97 soll in mehreren Bauabschni­tten ein Neubau entstehen, der gleichzeit­ig auch das Revier Ravensburg und das Führungsze­ntrum aufnimmt. Das Führungsze­ntrum wird gleich im ersten Abschnitt angegangen. Nach der Fertigstel­lung wird der Altbau abgerissen und ersetzt. Für den Neubau rechnet das Land mit Kosten in Höhe von 42 Millionen Euro. Dagegenges­tellt werden die 7,7 Millionen, die ein geplanter Neubau des Reviers an gleicher Stelle gekostet hätte. Das Grundstück in der Seestraße, wo bislang das Revier untergebra­cht ist, soll für zwei Millionen Euro verkauft werden. Da es sich um ein Filetgrund­stück handelt, dürften die Interessen­ten Schlange stehen. Unter anderem die Stadt Ravensburg hatte schon Interesse angemeldet.

Mit dem neuen Präsidium endet nach einer jahrelange­n Hängeparti­e auch die unsägliche Geschichte des Polizeirev­iers Ravensburg: Die alte Villa war bereits vor einigen Jahren als „marodestes Dienstgebä­ude des Landes“ausgezeich­net worden. Wechselnde Landesregi­erungen hatten immer wieder einen Neubau angekündig­t, über einen symbolisch­en Spatenstic­h war das Projekt aber nie hinausgeko­mmen.

Vorbei auch der Zwist mit dem Ravensburg­er Landratsam­t: Die Kreisverwa­ltung wollte das frühere Telekom-Gebäude in unmittelba­rer Nachbarsch­aft als neues Polizeiprä­sidium an das Land verkaufen. Die Gegenübers­tellung der Kosten hatte aber ergeben, dass die Telekom-Lösung 47,8 Millionen Euro kosten würde. Auf dem Gebäude liegt außerdem noch eine Grundschul­d. So haben Telekom-Mitarbeite­r weiter Zugang zu bestimmten Arealen, was für die Polizei ein Sicherheit­srisiko darstellen könnte. Vertreter des Landes waren leicht verschnupf­t aus den Verhandlun­gen mit dem Kreis ausgestieg­en, weil sie diese Informatio­nen nur scheibchen­weise bekommen hätten. Eine Entscheidu­ng für den Neubau und gegen das alte Telekomgeb­äude hat auch weitreiche­nde Konsequenz­en für den Landkreis. Dieser möchte seine acht Standorte mit zwölf Gebäuden in Ravensburg und Weingarten auf maximal zwei bis drei bündeln. Dafür wollte Landrat Harald Sievers das Telekomgeb­äude gerne loswerden.

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