Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das Museumsprojekt im Kloster stockt
„Alte Sakristei“im Weißenauer Konventgebäude könnte attraktive neue Bleibe für das Heimatmuseum werden
RAVENSBURG - Das südliche Arkadengebäude gegenüber vom Kloster Weißenau wird zu Wohnungen umgebaut – und ist damit für ein Museum, wie es sich der Kulturkreis Eschach gewünscht hätte, passé. Dafür tut sich nun ein anderer Raum im Klostergebäude selbst auf. Trotzdem stockt das Projekt.
Fünf Architekturbüros haben sich im Zuge eines Ideenwettbewerbs Gedanken gemacht, wie man die Exponate dort am peppigsten präsentieren kann. Zunächst hatten Stadt- und Ortsverwaltung als neue Bleibe fürs Heimatmuseum den Kleinen Festsaal in dem an die Kirche St. Peter und Paul anschließenden Konventgebäude im Auge. Inzwischen wird laut Simone Rürup die rund 80 Quadratmeter große, „Alte Sakristei“im Erdgeschoss des Konventgebäudes, in der bislang Musiktherapie stattfand, favorisiert. „Das ist ein superschöner, heller Raum“, findet die Eschacher Ortsvorsteherin.
Nun liegen allerlei spannende Architekten-Vorschläge dazu auf dem Tisch, welche technische Ausstattung und Beleuchtung nötig wären, um die Exponate zur Geltung zu bringen. Was noch aussteht: ein personalsparendes Betriebskonzept und die Lösung der Zugangsfrage. Bisher befindet sich in dem Gebäude nämlich die Forensik, die jedoch ausziehen soll. Laut Rürup habe das ZfP signalisiert, dass man bereit ist, den Raum an die Stadt zu vermieten – zu einer geringen Miete.
Die Architekten regten freilich auch eine sinnvolle Ergänzung der unterschiedlichen Nutzungen – etwa gemeinsame neue Toiletten – an. Im Bereich um den potenziellen Museumsraum tummeln sich nämlich außer dem ZfP auch die katholische und evangelische Kirche. „Da müssen wir, ehe irgend etwas umgebaut wird, klären, was wir dürfen und was im Sinne alle Nutzer ist“, beschreibt Rürup die aktuelle Situation. Erst wenn sich alle Beteiligten einig sind, wird eine mit Vertretern von ZfP, evangelischer und katholischer Kirche, Kulturkreis sowie Ortschaftsräten, Ortsvorsteherin, Erstem Bürgermeister und Stadtarchivar bestückte Jury einen Siegerentwurf küren.
Bereits 2017 waren für eine museale Konzeption 50 000 Euro im städtischen Haushalt eingestellt worden. Künftig soll das Ganze allerdings nicht mehr Heimatmuseum oder Museum für Klosterkultur heißen, sondern unter „Besucherzentrum zur Präsentation der Geschichte Weißenaus“firmieren, wie Rürup klarstellt. In weiteren Schritten habe man die Geschichte der gesamten Ortschaft Eschach im Blick. 2016 hatte es zwei Bürgerversammlungen gegeben, zu denen jeweils rund 30 Interessierte gekommen waren. Dabei hat sich laut Rürup Folgendes herauskristallisiert: Das Besucherzentrum solle einen kurzweiligen, verständlichen und dennoch informativen Überblick der Klostergeschichte bieten – idealerweise gekoppelt mit einem Rundgang durch das „Kulturdenkmal Kloster Weißenau“.
„Möchten Kulturkreis mitnehmen“
Das bedeute freilich nicht, dass man die Kulturkreis-Ehrenamtlichen ausbooten wolle – im Gegenteil: „Wir
ANZEIGE möchten den Verein unbedingt mitnehmen, diese Ehrenamtlichen haben ein enormes Wissen“, betont Rürup. Die Ortsvorsteherin weiß wohl: Wären die Vereinsmitglieder nicht all die Jahre mit Aufbau und Betreuung ihres Museums im Waschhaus beim Weißenauer Torbogen am Ball geblieben, „wären heute gar keine Exponate mehr übrig, über die wir reden könnten“. Allerdings, so Rürup, seien Experten der Ansicht, dass nicht die Anzahl der Ausstellungsstücke, sondern die Art der Präsentation und Gestaltung entscheidend sei für den Erfolg eines Besucherzentrums: „Mit Vitrinen allein kommt man heute nicht mehr weit.“