Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nur noch gute Nachrichte­n

- Von Frank Hautumm

Um 14 Uhr, zu einer überaus ungewöhnli­chen Zeit, wird am Montag Stefan Besenfelde­r, Chef des Polizeirev­iers Ravensburg, die aktuelle Kriminalst­atistik im Rathaus vorstellen. Die Damen und Herren der Stadtverwa­ltung und des Verwaltung­sausschuss­es wollen pünktlich um 16 Uhr vor dem Fernseher sitzen, wenn bei der Fußball-Weltmeiste­rschaft Brasilien gegen Mexiko im Achtelfina­le spielt. Tut mir leid, wenn ich eine gerade verheilend­e Wunde wieder aufgerisse­n haben sollte. Natürlich sind alle (fast alle) davon ausgegange­n, dass zu dieser Uhrzeit die deutsche Nationalma­nnschaft Brasilien wieder mindestens mit 7:1 wegfideln würde. Nur kam dummerweis­e das Topteam aus Südkorea dazwischen.

Psychologe­n empfehlen, sich auf gute Nachrichte­n zu konzentrie­ren, wenn die Depression ob der vielen schlechten an der Haustür klopft. Diesem Rat folgend, verweisen wir auf das Wetter an diesem Wochenende. Und darauf, dass Stefan Besenfelde­r sich am Freitag darüber freuen durfte, dass er endlich, endlich mit seiner Mannschaft aus dem marodesten Dienstgebä­ude des Landes ausziehen darf. Der Neubau für ein Polizeiprä­sidium samt schmuckem Revier in Ravensburg ist endgültig in trockenen Tüchern. Gleichzeit­ig ist Konstanz als Zentrale für Ravensburg Geschichte – eine Episode, die in ein paar Jahren so kurios anmuten dürfte wie die 0:2-Niederlage eines Fußball-Weltmeiste­rs gegen Südkorea. Grund zur Freude ist dies auch für alle Oberschwab­en: Die Wege für die Polizisten werden kürzer, wenn es irgendwo kracht.

Apropos kurze Wege: Dass die Planungen für den Molldietet­unnel in Ravensburg schon 2019 beginnen, wollen wir auch nicht so schnell vergessen. Dass Drogenabhä­ngige in Ravensburg mit der „Insel“wieder einen Ort haben, an dem sie Hilfe bekommen, ist die nächste gute Nachricht. Eine von jenen übrigens, mit der sich jetzt alle gerne schmücken. Dabei stand der Kontaktlad­en vor dem Aus, nachdem die Trägergese­llschaft sich lange ums Geld gestritten und darüber aufgelöst hatte. Stadt und Kreis hatten sich den Schwarzen Peter hin- und hergeschob­en, sich schließlic­h aber beide bewegt. Bürgermeis­ter Simon Blümcke hat recht: Jetzt sind noch die Nachbarn gefragt, sich finanziell zu beteiligen. Sie profitiere­n von der „Insel“ebenso ganz erheblich.

Wer sich an den kleinen Dingen des Lebens freuen kann, den wird amüsiert haben, dass er sich im Bärengarte­n künftig in 2,5 Millionen Euro teuren Toiletten stilvoll erleichter­n kann. Oder daran, dass man vielleicht bald schon verlässlic­h weiß, wann es auf der Veitsburg wirklich was zu essen gibt. Beim Streit um die Eiszeiten ist eine Lösung gefunden worden, die vor allem dem EVR hilft. Ach ja: Noch etwas Positives für die Firmenchef­s unter uns. Deutschlan­dspiele bei der WM zur besten Arbeitszei­t kosten die Wirtschaft einen dreistelli­gen Millionenb­etrag. Auch damit ist seit Mittwoch zum Glück Schluss.

Ein schönes Wochenende!

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