Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nur noch gute Nachrichten
Um 14 Uhr, zu einer überaus ungewöhnlichen Zeit, wird am Montag Stefan Besenfelder, Chef des Polizeireviers Ravensburg, die aktuelle Kriminalstatistik im Rathaus vorstellen. Die Damen und Herren der Stadtverwaltung und des Verwaltungsausschusses wollen pünktlich um 16 Uhr vor dem Fernseher sitzen, wenn bei der Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien gegen Mexiko im Achtelfinale spielt. Tut mir leid, wenn ich eine gerade verheilende Wunde wieder aufgerissen haben sollte. Natürlich sind alle (fast alle) davon ausgegangen, dass zu dieser Uhrzeit die deutsche Nationalmannschaft Brasilien wieder mindestens mit 7:1 wegfideln würde. Nur kam dummerweise das Topteam aus Südkorea dazwischen.
Psychologen empfehlen, sich auf gute Nachrichten zu konzentrieren, wenn die Depression ob der vielen schlechten an der Haustür klopft. Diesem Rat folgend, verweisen wir auf das Wetter an diesem Wochenende. Und darauf, dass Stefan Besenfelder sich am Freitag darüber freuen durfte, dass er endlich, endlich mit seiner Mannschaft aus dem marodesten Dienstgebäude des Landes ausziehen darf. Der Neubau für ein Polizeipräsidium samt schmuckem Revier in Ravensburg ist endgültig in trockenen Tüchern. Gleichzeitig ist Konstanz als Zentrale für Ravensburg Geschichte – eine Episode, die in ein paar Jahren so kurios anmuten dürfte wie die 0:2-Niederlage eines Fußball-Weltmeisters gegen Südkorea. Grund zur Freude ist dies auch für alle Oberschwaben: Die Wege für die Polizisten werden kürzer, wenn es irgendwo kracht.
Apropos kurze Wege: Dass die Planungen für den Molldietetunnel in Ravensburg schon 2019 beginnen, wollen wir auch nicht so schnell vergessen. Dass Drogenabhängige in Ravensburg mit der „Insel“wieder einen Ort haben, an dem sie Hilfe bekommen, ist die nächste gute Nachricht. Eine von jenen übrigens, mit der sich jetzt alle gerne schmücken. Dabei stand der Kontaktladen vor dem Aus, nachdem die Trägergesellschaft sich lange ums Geld gestritten und darüber aufgelöst hatte. Stadt und Kreis hatten sich den Schwarzen Peter hin- und hergeschoben, sich schließlich aber beide bewegt. Bürgermeister Simon Blümcke hat recht: Jetzt sind noch die Nachbarn gefragt, sich finanziell zu beteiligen. Sie profitieren von der „Insel“ebenso ganz erheblich.
Wer sich an den kleinen Dingen des Lebens freuen kann, den wird amüsiert haben, dass er sich im Bärengarten künftig in 2,5 Millionen Euro teuren Toiletten stilvoll erleichtern kann. Oder daran, dass man vielleicht bald schon verlässlich weiß, wann es auf der Veitsburg wirklich was zu essen gibt. Beim Streit um die Eiszeiten ist eine Lösung gefunden worden, die vor allem dem EVR hilft. Ach ja: Noch etwas Positives für die Firmenchefs unter uns. Deutschlandspiele bei der WM zur besten Arbeitszeit kosten die Wirtschaft einen dreistelligen Millionenbetrag. Auch damit ist seit Mittwoch zum Glück Schluss.
Ein schönes Wochenende!