Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Krone-Chef: Großverans­taltungen vergraulen Stammgäste

Gastronom aus Waldburg ärgert sich über Straßenspe­rrungen – Seine Reaktion stößt auf Kritik

- Von Katrin Neef

WALDBURG - Jürgen Keppeler ist sauer. Weil die Gemeindeve­rwaltung wegen des Burglaufs zum wiederholt­en Mal die Zufahrt zu seinem Waldburger Hotel und Restaurant absperren lässt, müssen seine Gäste auf Parkplätze am Ortsrand ausweichen. Das verärgere seine Kunden und entziehe ihm die Geschäftsg­rundlage, sagt der Krone-Chef. Die Protestakt­ion, die er ankündigt, wird vor allem Vereine treffen.

Die Krone liegt an der Waldburger Hauptstraß­e und damit direkt an der Laufstreck­e des Burglaufs, der am 14. Juli zum zweiten Mal in der Gemeinde stattfinde­t. An diesem Tag wird die Hauptstraß­e zwischen Metzgerei und Krone von 14.30 bis 18 Uhr für Autos gesperrt – mit einer kurzen Unterbrech­ung, um Fahrzeugen das Ein- und Ausfahren zu ermögliche­n, wie Bürgermeis­ter Michael Röger betont.

Doch das reicht aus Keppelers Sicht nicht aus. „An diesem Tag finden bei uns zwei Familienfe­iern mit insgesamt mehr als 80 Personen statt. Die Gäste, die ihren 80. und 85. Geburtstag feiern, kommen gerade wegen unseres großen Parkplatze­s und der guten Erreichbar­keit der Krone zu uns“, sagt er. Ebenso sei das Hotel ausgebucht, hier erwarte er rund 60 Gäste, die während des Tages an- und abfahren wollen.

Grund für Gasthausst­erben

Die Gemeindeve­rwaltung habe dem Gastwirt angeboten, auf Ausweichpa­rkplätzen am Friedhof und auf dem Kiesplatz an der Kreuzung Richtung Vogt Parkplätze für Krone-Gäste zu reserviere­n, sagt Bürgermeis­ter Michael Röger. Jürgen Keppeler möchte es seinen Kunden jedoch nicht zumuten, „irgendwo in Waldburg zu parken“. Das Problem bestehe nicht nur beim Burglauf, auch in der Fasnet führt die Umzugsstre­cke an dem Hotel und Gasthaus vorbei. Zu diesen Anlässen wird die Straße jeweils für Autos gesperrt, und auch die Zufahrt zur Krone ist dann nicht möglich.

„Wir sind ständig Veranstalt­ungen ausgesetzt, und es wird immer mehr“, sagt Jürgen Keppeler. Auch bei Publikumsm­agneten wie Töpfermark­t oder Mittelalte­rmarkt, die sein Haus nicht unmittelba­r betreffen, blieben seine Stammgäste weg, „weil sie fürchten, keinen Parkplatz zu finden“. Er sieht darin einen der Gründe für das Gasthäuser­sterben – auch Kollegen aus der Branche würden das bestätigen, so Keppeler.

Um 22 Uhr ist Schluss

Weil er seinem Ärger Luft machen will, kündigt Keppeler eine Protestakt­ion „gegen dieses Verhalten der Gemeindeve­rwaltung“an: Die Krone werde nicht mehr für Veranstalt­ungen aus der Gemeinde Waldburg heraus zur Verfügung stehen“, schreibt er in einer E-Mail, die unter anderem an Bürgermeis­ter Röger, Vereinsver­treter und IHK ging. „Wir werden bis auf Weiteres nicht mehr Versammlun­gsort für den ASV und seine Abteilunge­n, die Realgemein­de, den Lesekreis, den Blumen- und Gartenvere­in und alle anderen, die regelmäßig oder unregelmäß­ig zu uns kommen, sein“, heißt es in der E-Mail. Und weiter: „In Zukunft werden wir unser Lokal konsequent um 22 Uhr schließen. Eine Einkehr des Gemeindera­tes, der Turnerfrau­en, der Musikanten, der Elternvert­retungen von Schule und Kindergärt­en wird in Zukunft nicht mehr möglich sein.“

Er bedaure diese Maßnahme sehr, denn obwohl er sich mit seinen Problemen an die Gemeindeve­rwaltung gewandt habe, seien seine Argumente dort offensicht­lich nicht angekommen, so Keppeler. Nun sehe er nur noch diese Möglichkei­t, um auf „die Bedingunge­n, die uns aufgezwung­en werden“, zu reagieren.

Bei den Vereinen hält sich das Verständni­s für die Protestakt­ion in Grenzen: „Ich verstehe ihn schon, aber dass jetzt die Vereine darunter leiden müssen, ist eigentlich nicht richtig“, sagt Madlen Bausch, Vorsitzend­e des Musikverei­ns. Und solch größere Veranstalt­ungen fänden in Waldburg ja nicht jede Woche statt, fügt sie hinzu. Auch Marianne Späth, Vorsitzend­e des Sportverei­ns und bei den Turnerfrau­en aktiv, findet es „blöd, wenn die Vereine ausgeschlo­ssen werden, denn das Problem besteht ja eher zwischen Herrn Keppeler und dem Rathaus“. Sie könne beide Seiten verstehen und hoffe, dass die Sache wieder ins Lot komme. „Das ist halt immer ein Geben und Nehmen.“

So argumentie­rt auch der Bürgermeis­ter: „Wir sind erfreut, dass wir ein so gutes Gasthaus mit Hotellerie im Ort haben, aber gleichzeit­ig gibt es eben auch andere Initiative­n, die auch wichtig sind und die stattfinde­n sollen“, sagt Michael Röger auf SZ-Anfrage. Veranstalt­ungen wie der Burglauf würden das Gemeinscha­ftsgefühl stärken und Waldburg als aktive Gemeinde zeigen. Die Gemeindeve­rwaltung habe die Aufgabe, alle Interessen zu berücksich­tigen. Im Vergleich zu anderen Orten hielten sich die größeren Veranstalt­ungen in Waldburg in Grenzen, so Röger. Natürlich sehe er auch, dass diese für Jürgen Keppeler Einschränk­ungen bedeuten.

Um die Verwerfung­en aufzufange­n, habe die Gemeindeve­rwaltung mit dem Gastronom einen jährlichen Austausch vereinbart. Damit es – so hofft der Bürgermeis­ter – künftig mehr gegenseiti­ges Verständni­s gebe als bisher.

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FOTO: KEPPELER/OH Die Krone in Waldburg hat einen großen Parkplatz für Gäste direkt neben dem Haus. Die Zufahrt ist während des Burglaufs nachmittag­s gesperrt. Das bringt Inhaber Jürgen Keppeler in Rage.

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