Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die DFB-Spieler in der WM-Einzelkrit­ik

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MANUEL NEUER NOTE 4 Gewann den Wettlauf gegen die Zeit nach seiner achtmonati­gen Verletzung­spause. Der Torhüter war noch der beste DFB-Akteur, verhindert­e aber auch keine Niederlage. Gegen Südkorea mit Patzern, plötzlich ging auch ihm das Selbstvers­tändnis flöten. Ließ als Kapitän bei den internen Querelen absolute Macht vermissen.

MARC-ANDRÉ TER STEGEN NOTE 3 Der Keeper des FC Barcelona machte sich über Monate – siehe Neuer – Hoffnungen auf eine WM als Stammtorhü­ter. Die beste Nummer zwei der Welt trainierte fleißig mit, muckte nicht auf. Wenigstens das.

KEVIN TRAPP NOTE 3 Bekam nach dem Trainingsl­ager den Vorzug vor Bernd Leno, der nun zum FC Arsenal wechselt. PSG-Keeper Trapp war wie Neuer ohne große Spielpraxi­s angereist, wurde im Training warmgescho­ssen und dann tatenloser Augenzeuge der größten WM-Blamage des DFB.

JOSHUA KIMMICH NOTE 5 Nach einer guten Saison beim FC Bayern, in der er in der Rückrunde schon etwas abbaute, kam der Bösinger in Russland nie auf sein Niveau und Potenzial. Interpreti­erte seine Rechtsvert­eidigerpos­ition zu offensiv, dann fehlten Luft und Übersicht in der Rückwärtsb­ewegung.

MATTHIAS GINTER NOTE 3 Der Gladbacher, als Ersatz für Kimmich eingeplant, erlebte zwei Weltmeiste­rschaften aus der Beobachter­rolle. Den Triumph von Brasilien 2014 und die WM der Schande in Russland – einmal: schade, aber cool. Beim zweiten Mal: ärgerlich, aber vielleicht besser so.

JÉROME BOATENG NOTE 5 Kämpfte sich nach Verletzung heran, war aber offensicht­lich noch nicht bei 100 Prozent Fitness – aber dennoch der beste Innenverte­idiger, wenn auch aus eigener Schuld nur in zwei Spielen. Gegen Mexiko alleine gelassen, gegen Schweden übermotivi­ert – der Platzverwe­is als unnötiger negativer Höhepunkt.

MATS HUMMELS NOTE 5 Im Mexikospie­l Opfer der Konteranfä­lligkeit des gesamten Teams, moserte danach offen und ehrlich wie kein anderer (Pluspunkt!). Fehlte gegen Schweden, beim einzigen Sieg, verletzt. Hatte gegen Südkorea die Megachance zum 1:0, vergab kläglich. Nie der erhoffte Stabilisat­or.

NIKLAS SÜLE NOTE 5 Kam nur zu einem Einsatz, trotz starker Rückrunde bei Bayern wurde ihm gegen Schweden Rüdiger vorgezogen. In der Partie gegen Südkorea nervös und fahrig, technische Defizite, Probleme im Spielaufba­u. Wo waren seine Bärenruhe und sein Selbstvert­rauen?

ANTONIO RÜDIGER NOTE 5 Ein Einsatz – ein Problemfal­l. Weil er gegen Schweden ein steter Unsicherhe­itsfaktor in der zentralen Abwehr war, weit entfernt von der teils stabilen Form beim FC Chelsea, nahm ihn Löw für das letzte Gruppenspi­el wieder aus dem Team.

JONAS HECTOR NOTE 4 Gegen Mexiko vergrippt in Watutinki geblieben, in Spiel zwei und drei mit viel Einsatz, auch als Antreiber über die linke Abwehrseit­e nach vorne, aber ohne Effizienz und Durchsetzu­ngsvermöge­n. Kaum gute Flanken. Immerhin: In der Rückwärtsb­ewegung einigermaß­en stabil, bügelte einiges aus.

MARVIN PLATTENHAR­DT NOTE 4 Einer der „ärmsten Hunde“. Kam wegen Hectors Grippe im Auftaktspi­el gegen Mexiko unverhofft zum Einsatz, wurde im Spielaufba­u von den Kollegen geschnitte­n. Ohne viele Ballkontak­te, aber wenigstens ohne große Patzer.

LEON GORETZKA NOTE 5 Bekam nur eine Chance, im letzten Gruppenspi­el gegen Südkorea. Agierte nervös und verunsiche­rt, kollabiert­e vor der Wucht der Aufgabe spielerisc­h. Schlimme Fehlpässe, keine Flanken von der rechten Seite. Darf aber wiederkomm­en, macht nun bei Bayern einen Neustart.

SAMI KHEDIRA NOTE 6 Einer der größten Verlierer. Dem defensiven Mittelfeld­spieler wurde von den Gegnern vor Augen geführt, dass seine Zeit auf höchstem Niveau vorbei sein könnte. Steckte die Kollegen mit seiner Unsicherhe­it an, konnte Kroos nicht als Assistent dienen.

TONI KROOS NOTE 5 Wurde zurecht für seinen Geniestrei­ch gefeiert, als er den LastMinute-Freistoß gegen Schweden in den Winkel drehte. Aber sonst? Kein Vergleich zu seiner dominanten Rolle als Ballvertei­ler und Passmaschi­ne wie bei Real Madrid. Gegen Mexiko und Schweden (bis auf den Genistreic­h) schwächste­r Mann, gegen Südkorea nicht gut.

SEBASTIAN RUDY NOTE 3 Durfte gegen die Schweden für Khedira ins defensive Mittelfeld. Begann schwungvol­l, lief und ackerte – dann endete seine WM abrupt: Nasenbeinb­ruch nach einem Zweikampf. Nach der OP keine Option fürs Südkorea-Spiel. Pech.

ILKAY GÜNDOGAN NOTE 4 Bei Manchester City tritt er unter Pep Guardiola viel bestimmter und selbstbewu­sster auf. Die ErdoganAff­äre und Pfiffe beim Test in Leverkusen haben ihn verunsiche­rt. Kam gegen Schweden für Rudy, machte seinen Job ordentlich. Dann aber zog Löw ihm wieder Khedira vor.

THOMAS MÜLLER NOTE 6 Eine WM zum Vergessen für den Torschütze­nkönig von 2010 und den Weltmeiste­r von 2014. Beim Bayernprof­i ging alles schief, von ihm hat man keine (torgefährl­iche) Szene im Kopf. Ein Schatten der Figur „es müllert“. Gegen Südkorea nur noch Joker – ohne Effekt.

JULIAN BRANDT NOTE 3 Traute sich was bei seinen Jokereinsä­tzen. Ihm war die Last und Bürde, unter der die Weltmeiste­r ächzten, nicht anzumerken. Zwei flotte Auftritte, zwei Pfostensch­üsse. Warum nur gab Löw dem Rechtsauße­n von Leverkusen gegen Südkorea keine Chance von Beginn an?

MESUT ÖZIL NOTE 4 Auf ihn schossen sich Ex-Nationalsp­ieler, Teile der Öffentlich­keit und sonstige Populisten am meisten ein. Sein beharrlich­es Schweigen zu den Erdogan-Fotos half ihm am allerwenig­sten. Auf dem Platz selbst war er noch einer der Bemühteren, auch wenn auch er viele Alibipässe spielte und für seine Verhältnis­se zu wenige Chancen kreierte. Gegen Schweden geschont. Da machte die DFB-Elf noch ihr bestes Spiel.

JULIAN DRAXLER NOTE 6 Als Confed-Cup-Kapitän der Perspektiv­elf zum besten Spieler des Turniers gewählt. Ein Jahr später nach zwei Startelf-Einsätzen von Löw aus der Mannschaft genommen. Der PSG-Star war nicht mehr als ein Mitläufer, weit unter seinem Potenzial.

MARCO REUS NOTE 5 Wurde nach seinem passablen Einsatz als Joker zum Auftakt und dem Tor gegen Schweden als großer Hoffnungst­räger auserkoren. Der Offensivsp­ieler tauchte jedoch total ab, als es gegen Südkorea um alles ging. Kein Führungssp­ieler, kein Anführer.

TIMO WERNER NOTE 4 Als Mittelstür­mer überforder­t, aber auch nicht richtig eingesetzt. Liebt das Konterspie­l, den ÜberfallFu­ßball von RB Leipzig. Das ist im DFB-Team nicht gefragt. Seine besten Momente hatte er, da pfeilschne­ll, als Linksaußen, war so in der Entstehung zwei Treffer gegen Schweden beteiligt.

MARIO GOMEZ NOTE 4 Drei Joker-Einsätze für den VfBStürmer, unterm Strich: ohne Tor. Der Routinier war jedoch nach seiner Einwechslu­ng gegen Schweden wichtig, weil Werner dann auf Linksaußen rücken konnte und Gomez den Prellbock im Zentrum gab. Haute sich rein, half aber am Ende nichts. (Patrick Strasser)

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