Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

May vollzieht den Kurswechse­l

- Von Sebastian Borger

Theresa May muss sich sehr stark fühlen. Am Wochenende hat die britische Premiermin­isterin nicht nur ihr Kabinett auf eine Kehrtwende in der Brexit-Politik eingeschwo­ren. Sie hat auch deutlich gemacht: Wenn ihre Minister den Kurswechse­l vom harten zum weichen Brexit, also die möglichst enge Kooperatio­n mit der EU, nicht gutheißen, müssen sie zukünftig schweigen oder das Kabinett verlassen.

Diese Selbstvers­tändlichke­it kollektive­r Verantwort­ung hatte Mays Vorgänger David Cameron im Vorfeld des Referendum­s aufgehoben – einer seiner schwersten Fehler. Anstatt den harten EU-Feinden die Tür zu weisen, ließ sich Cameron von ihnen beleidigen – unter anderem mit der Formulieru­ng, sein mit Brüssel ausgehande­ltes Reformpake­t komme einem „Sch...haufen“gleich.

Dass Außenminis­ter Boris Johnson jetzt die gleiche Formulieru­ng verwendet, lässt nicht nur erkennen, wes Geistes Kind der Brexit-Vorreiter ist. Er verdeutlic­ht auch die Ideenlosig­keit jener, die mit losen Sprüchen und faktischen Lügen das britische Volk zu dem schädliche­n Votum verführten.

May macht das Beste aus einer schwierige­n Situation. Neben der Kabinettsd­isziplin zu Hause braucht sie nun eine konstrukti­ve Haltung der 27 EU-Partner.

politik@schwaebisc­he.de

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