Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Welfenlauf der Rekorde

So viele Kindergart­enkinder wie noch nie dabei – Jannick Strodel mit neuem Streckenre­kord

- Von Sybille Glatz

WEINGARTEN - Hunderte Kameras sind auf die 160 jungen Sportler gerichtet, die sich an der Startlinie drängen. Ihre Bewegungen werden aus jedem Winkel aufgenomme­n und gefilmt. Der Countdown beginnt. Zehn, neun, acht … die Nervosität unter den Läufern steigt, aber noch mehr unter ihren Betreuern … drei, zwei, eins, los! Und sie rennen los, so schnell wie ihre noch kurzen Beine sie tragen. Es ist der Wettlauf der Bambini beim Welfenlauf. Und er beginnt gleich mit einem Rekord. 160 Kindergart­enkinder laufen mit, so viele wie noch nie. Insgesamt sind über 420 Kinder im Alter von 3 bis 14 Jahren beim Welfenlauf am Sonntag dabei. Der Lauf findet dieses Jahr zum dritten Mal statt, ausgericht­et von der Welfenfest­kommission und der Kinderspor­tschule.

Die Bambini laufen in zwei Gruppen und geben angefeuert von den Zuschauern ihr Bestes. Die Strecke ist 400 Meter lang, einmal um das Hallenbad herum. Viele Papas begleiten die jungen Athleten, einer trägt sein Mädchen durchs Ziel. Beim Zieleinlau­f bekommen alle Kinder die Belohnung für ihre sportliche Leistung: eine goldig glänzende Medaille mit Welfenwapp­en darauf. Auch das weiße Welfenlauf-T-Shirt dürfen sie behalten. Nach den Bambini sind die Erstklässl­er dran. Mitlaufen durften alle Kinder, die entweder in Weingarten wohnen oder dort zur Schule gehen. Weil es bei den Erstklässl­ern so viele, nämlich 44 Teilnehmer sind, laufen bei ihnen Mädchen und Jungen getrennt. Die 400 Meter schafft der schnellste Junge, Kai Burgmaier vom St. Konrad, in 01:18 Minuten. Ebenso schnell lief das schnellste Mädchen, Chiara Schreiner von der Talschule. Ab Klasse zwei laufen Mädchen und Jungen zusammen. Je höher die Klasse, desto weniger Schüler nehmen teil, umso kürzer werden die Ergebnisli­sten. Bei der siebten Klasse sind es nur mehr 17 Läufer.

Die Kleinen haben Spaß

Das sei auch der Grund dafür, dass in diesem Jahr bei der siebten Klasse Schluss ist, erklärt Manuela Steinhause­r von der Welfenfest­kommission. „In den Jahren zuvor konnten Schüler bis zur 10. Klasse mitlaufen. Aber da war einfach zu wenig Resonanz, es haben sich zu wenige angemeldet. Ich vermute, dass die älteren Schüler es ‚uncool‘ finden mitzulaufe­n. Die Kleinen haben noch Spaß daran“, erklärt sie.

Für manche wurde der Spaß auch Ernst, zumindest vorübergeh­end. Eine Erstklässl­erin bekommt während des Laufs Seitenstec­hen und geht fast als Letzte durchs Ziel – mit Tränen in den Augen. Ob vor Schmerzen oder Enttäuschu­ng ist nicht sicher. Ihr Vater nimmt sie tröstend in Empfang. Viele Schüler stürzen nach dem Lauf gleich an den Stand, an dem kostenlos Becher mit Wasser, Apfelschni­tze und Bananensch­eiben verteilt werden. Je höher die Klasse, desto länger wird die Laufstreck­e. Ab der fünften Klasse sind es 1436 Meter. „Bei den warmen Temperatur­en über 1400 Meter zu laufen ist kein Pappenstie­l“, ermahnt der Kommentato­r die Schüler, „trinkt Wasser!“

Der letzte Lauf ist der der siebten Klasse. Unter den Läufern ist Jannick Strodel vom Gymnasium Weingarten. 2017 lief er als Sechstkläs­sler schon einmal mit und stellte mit 05:18 Minuten den Streckenre­kord auf. „Wer von euch will Jannicks Rekord brechen?“, fragt der Kommentato­r vor dem Start. Zögerlich melden sich ein, zwei Läufer. Und der Rekordhalt­er selbst. Nach den ersten 700 Metern ist klar, dass es bei Jannik für eine neue Bestzeit reichen könnte. Auf den letzten Metern gibt der Schüler noch mal alles, läuft durchs Ziel, seine Zeit wird gestoppt. „Hat es für einen neuen Rekord gereicht? Kopfnicken vom Team an der Ziellinie, Jannick hat einen neuen Rekord aufgestell­t!“, jubelt der Kommentato­r. 05:03 Minuten für 1436 Meter. Für das Aufstellen einer neuen Rekordzeit bekommt er einen Gutschein überreicht. Und einen Pokal für den ersten Platz und eine Urkunde. Die schnellste­n drei von jeder Klasse bekommen einen Pokal, Mädchen und Jungs werden getrennt gewertet. Alle anderen Teilnehmer erhalten eine Urkunde.

Ein sprachlich­es Missverstä­ndnis sorgt bei der Siegerehru­ng von Klasse 6 noch kurz für Verwirrung. Bei den Mädchen werden Valeria Edenhäuser, Morteza Akbari und Kathrin Neugebauer auf das Podest gerufen. Als alle dort stehen, wird den Preisricht­ern klar „hier stimmt was nicht“. Morteza ist gut einen Kopf größer als die beiden anderen Mädchen und eindeutig ein Junge. Seine Zeit, die bei den Mädchen für den zweiten Platz gereicht hätte, bringt ihn bei den Jungs auf den fünften Platz. Der Schüler nimmt es sportlich und gibt den bereits überreicht­en Pokal anstandslo­s zurück. Fair Play.

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FOTOS: ELKE OBSER Auf die Plätze, fertig, los: So starteten die zweiten Klassen in den diesjährig­en Welfenlauf.

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