Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Etwas mehr „Germany first“

- Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

China sucht nach der Zuspitzung im Handelsstr­eit mit den USA nach Verbündete­n und umschmeich­elt Deutschlan­d als „natürliche­n Partner“. Auch wenn der Ruf Pekings zur Verteidigu­ng des weltweiten Freihandel­s deutschen Interessen scheinbar entgegenko­mmt, ist Vorsicht geboten. Eine steigende Zahl von deutschen Managern ist zunehmend beunruhigt ob des wachsenden Einflusses der chinesisch­en Wirtschaft in der Welt.

Die Sorge gründet sich nicht auf den Erfolg chinesisch­er Unternehme­n an sich, sondern auf das Ziel der Wirtschaft­soffensive: Mit Beteiligun­gen und Firmenkäuf­en in aller Welt strebt die Volksrepub­lik nichts weniger als die „Wiedergebu­rt der großen, chinesisch­en Nation“an, wie es Staatschef Xi Jinping auf dem 19. Parteitag der Kommunisti­schen Partei erklärte. Der Kauf des Augsburger Roboterher­stellers Kuka oder der Einstieg beim schwäbisch­en Autobauer Daimler sind strategisc­he Investitio­nen, mit denen Peking Technologi­en ins Land holen will, die den Wettstreit um den künftigen Wohlstand entscheide­n werden.

China will nicht mehr Werkbank, sondern Technologi­eführer sein. Mit Subvention­en für die Industrien der Zukunft und erzwungene­n Transfers ausländisc­her Technik versucht Peking, dem Ziel näher zu kommen. Dass nun eine chinesisch­e Firma in Thüringen die erste Batterieze­llenfabrik auf deutschem Boden baut, ist eine logische Folge dieser Politik. Zulieferer­n wie Bosch ist bewusst, dass sie im Wettbewerb mit hochsubven­tionierten chinesisch­en Staatskonz­ernen keine Chance haben.

Der Vorwurf des US-Präsidente­n, China spiele nicht fair, ist nicht falsch, nur weil Donald Trump ihn äußert. Für Deutschlan­d bedeutet das zweierlei: Zum einen muss Berlin darauf hinarbeite­n, dass deutschen Unternehme­n in China genau das erlaubt wird, was chinesiche­n Unternehme­n in Deutschlan­d erlaubt ist. Und zum anderen sollte Berlin über etwas „Germany first“nachdenken und deutsche Technologi­eunternehm­en besser vor der Übernahme durch chinesisch­e Investoren schützen.

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