Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Pragmatiker
Kurz nach dem Rücktritt des britischen Brexit-Ministers David Davis hat Premierministerin Theresa May einen Nachfolger ernannt: Der 44-jährige Dominic Raab solle künftig das für den EU-Austritt Großbritanniens zuständige Ressort führen, teilte Mays Büro mit. Sein Vorgänger Davis hatte in der Nacht aus Protest gegen Mays BrexitKurs seinen Rücktritt erklärt.
Der 44 Jahre alte studierte Jurist Dominic Raab gilt als aufstrebender Politiker mit großen Ambitionen. Er ist wie sein Vorgänger Davis ein strammer Brexit-Anhänger. Schon vor dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 setzte sich der Konservative energisch für einen EUAustritt seines Landes ein. Zuletzt hatte er den Posten als Staatssekretär für Wohnungswesen inne.
Der Experte für Internationales Recht mit Abschluss der Universität Cambridge arbeitete zunächst für eine Anwaltsfirma in der Londoner City. 2006 trat er ins britische Außenministerium ein. Seit 2010 sitzt er für den südlich von London gelegenen Wahlkreis Esher and Walton im Parlament. Eine Zeit lang arbeitete er für Davis als Büroleiter. Davis begrüßte die Ernennung Raabs am Montag. Raab werde „sehr effektiv“sein in seinem neuen Amt, sagte Davis. Raab sei ein Pragmatiker.
In seiner Freizeit boxt Raab gerne, er hat zudem eigenen Angaben zufolge den schwarzen Gürtel dritten Grades in Karate. Raab ist verheiratet und hat zwei Söhne. Besonderes Interesse hat er am Nahen Osten.
Schlagzeilen machte Raab zuletzt unfreiwillig. Eine Boulevardzeitung behauptete, sie habe eine seiner Mitarbeiterinnen als Escort-Dame entlarvt, die sich heimlich etwas dazuverdiene. Bei einem Treffen mit einem Undercover-Journalisten, der sich als Kunde ausgab, verriet sie angebliche Macken ihres Chefs. Demnach bestelle Raab jeden Mittag ChickenCaesar-Sandwich mit Speck. Die Mitarbeiterin verlor Berichten zufolge ihren Job. Raab äußerte später, die Frau brauche Hilfe. Ihn habe an der Geschichte am meisten die Behauptung über seine Essgewohnheiten gestört. Er esse überhaupt nicht jeden Tag dasselbe. (dpa)