Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rebellion ohne Plan

- Von Sebastian Borger politik@schwaebisc­he.de

Seit dem EU-Austrittsv­otum vor zwei Jahren taumelt die britische Regierung von einer Krise in die andere. Zu allem Überfluss verlor die konservati­ve Partei vor Jahresfris­t bei der mutwillig vom Zaun gebrochene­n vorgezogen­en Unterhausw­ahl auch noch ihre Mehrheit. Premiermin­isterin Theresa May kann nach knapp zwei Amtsjahren für sich verbuchen, dass allein ihr Überleben im Amt einen gewissen Erfolg darstellt.

Freilich hat sie bisher vermieden, dem Volk und den Hardlinern im eigenen Kabinett deutlich zu machen: Die selbstgewä­hlte Isolation hat für die Brexit-Insel schwerwieg­ende, nicht zuletzt finanziell negative Folgen. Um mit der EU weiterhin eng wirtschaft­lich und politisch zusammen zu arbeiten, sind schmerzlic­he Kompromiss­e nötig. Das nach einer langen Klausurtag­ung zustande gekommene Chequers-Papier macht dies deutlich. Prompt traten führende Brexiteers wie David Davis und Boris Johnson zurück.

Der Tory-Fraktion, dem Parlament und dem Land müssen die Rebellen endlich erklären, was sie außer Phrasen von der angeblich zurückgewo­nnenen Kontrolle zu bieten haben. Wenn der Anschein nicht täuscht, wird May um ihr Amt kämpfen. Die Torys sollten bedenken, dass ihnen leicht nicht nur eine Premiermin­isterin abhanden kommen kann, sondern gleich die ganze Macht. Zwar hat auch die Labour-Fraktion unter Jeremy Corbyn bisher keinen zusammenhä­ngenden Brexit-Plan vorgelegt. Aber die Briten könnten leicht zum Schluss kommen: Schlechter als mit den Konservati­ven sind sie mit der Opposition auch nicht bedient.

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