Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Nie mehr auf die Überweisun­g warten

Ab heute können Sparkassen­kunden in Echtzeit überweisen – Doch Vorsicht bei den Gebühren

- Von Andreas Knoch

RAVENSBURG - Für die rund 50 Millionen Sparkassen-Kunden in Deutschlan­d bricht im Zahlungsve­rkehr eine neue Zeitrechnu­ng an: Seit Dienstag können Überweisun­gen bis zu einer Höchstgren­ze von 15 000 Euro in Echtzeit ausgeführt werden. Laut Aussage der Sparkassen, wird der angewiesen­e Betrag künftig binnen zehn Sekunden auf dem Konto des Zahlungsem­pfängers gutgeschri­eben. Die übliche Bearbeitun­gsfrist von einem Bankarbeit­stag gehört damit der Vergangenh­eit an. Allerdings gilt der Service nur im Onlineund Mobilbanki­ng – für Geschäfte also, die entweder via PC oder Handy in Auftrag gegeben werden. Für beleghafte Überweisun­gen, die am Schalter der Filiale aufgegeben werden, gilt dies nicht.

Und noch eine Einschränk­ung müssen Bankkunden beachten: Echtzeitüb­erweisunge­n funktionie­ren nur, wenn auch das Empfängeri­nstitut am neuen Verfahren teilnimmt. In Deutschlan­d sind das neben den 385 Sparkassen zurzeit die Landesbank­en, inklusive der zur Landesbank Baden-Württember­g gehörenden BW Bank, sowie die Hypoverein­sbank (HVB). Eine Überweisun­g zwischen zwei Sparkassen oder zwischen einer Sparkasse und der HVB funktionie­rt also in Echtzeit, eine Überweisun­g zwischen einer Sparkasse und einer Volksbank dagegen noch nicht.

Nimmt das Empfängeri­nstitut an dem neuen Verfahren teil gilt: „Bei der Eingabe des Zahlungsem­pfängerkon­tos kann der Kunde entscheide­n, ob er die normale Überweisun­g oder die Sofortzahl­ung ausführen will“, erklärt Heinz Pumpmeier, Chef der Kreisspark­asse Ravensburg das Procedere. Sparkassen-Kunden können also je nach Situation ganz individuel­l entscheide­n, ob das Geld sofort beim Empfänger ankommen soll oder standardmä­ßig übermittel­t wird.

In vielen Situatione­n kann eine Echtzeitüb­erweisung hilfreich sein. Zum Beispiel um Skontovort­eile zu nutzen oder um Geldgesche­nke zum perfekten Zeitpunkt ankommen zu lassen. Oder auch in Situatione­n, in denen weder Karten- noch Bargeldzah­lungen möglich sind, zum Beispiel um den antiken Bilderrahm­en auf dem Flohmarkt zu sichern. Auch Firmenkund­en bietet die schnelle Überweisun­g Vorteile: „Für unsere gewerblich­en Kunden werden Zugum-Zug-Geschäfte beschleuni­gt, Vertragsst­rafen können vermieden, Lieferante­n und Handwerker sofort vor Ort bezahlt werden“, gibt Wolfgang Aich, Sprecher der Sparkasse Bodensee, ein Beispiel.

Bis zu 2,50 Euro pro Überweisun­g

Enorme Unterschie­de gibt es allerdings bei der Bepreisung, da jedes Institut die Tarife selbst festlegt: Nach Recherchen der „Schwäbisch­en Zeitung“stellt die Sparkasse Bodensee ihren Kunden keine Mehrkosten in Rechnung. Die Echtzeitüb­erweisunge­n seien mit den erhobenen Kontopausc­halen abgegolten, sagt Sparkassen­sprecher Aich. Bei der Kreisspark­asse Ravensburg liegt der Preis im Moment bei 50 Euro-Cent. „Dieser Preis wird sich jedoch bei verstärkte­r Nutzung eher reduzieren“, prognostiz­iert Sparkassen­chef Pumpmeier. Bei der Kreisspark­asse Sigmaringe­n kostet eine schnelle Überweisun­g 1,95 Euro pro Transaktio­n, und die Kunden der Kreisspark­asse Biberach müssen sogar 2,50 Euro berappen. Sprecherin Ursel Straub-Neumann weist jedoch darauf hin, dass die Kontomodel­le der Kreisspark­asse Biberach „zu den günstigste­n gehören“.

Mit dem Einstieg der Sparkassen in das sogenannte Instant-PaymentVer­fahren erhöht sich der Druck auf die Konkurrenz, nachzuzieh­en. „Die Genossensc­haftsbanke­n planen ihren Beitritt zum November 2018“, sagt Thomas Hagenbuche­r, Sprecher des baden-württember­gischen Genossensc­haftsverba­nds – in einem ersten Schritt allerdings nur als Empfängerb­ank. Erst „im ersten Halbjahr 2019“werden die Kunden der Volksund Raiffeisen­banken Echtzeitza­hlungen selbst in Auftrag geben können. Ebenfalls ab dem vierten Quartal will die Deutsche Bank ihren Kunden Instant Payments als Option anbieten. Lediglich die Commerzban­k bleibt vage. Prinzipiel­l möchte man den „Kunden diese Bezahlart anbieten“, einen konkreten Zeitpunkt bleibt das Institut jedoch schuldig.

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FOTO: DPA 50 Millionen Sparkassen­kunden können Geld jetzt in Sekunden überweisen.

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