Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wo ein Mückenstich tödlich sein kann
Traumziele in den Tropen sind heute schnell und einfach zu erreichen – Umso wichtiger ist die richtige Prophylaxe gegen Infektionskrankheiten
ROSTOCK (dpa) -Die steigende Zahl von Fernreisen stellt Intensivmediziner in Deutschland vor wachsende Herausforderungen. Pro Jahr kümmern sie sich um rund 500 bis 1000 Malariakranke. „Oft sind das sehr schwierige, langwierige und teure Behandlungen“, sagt Emil Reisinger, Leiter der Abteilung für Tropenmedizin und Infektiologie der Unimedizin Rostock. Und Malaria ist nicht die einzige Tropenkrankheit, mit der die Ärzte konfrontiert werden: Zika, Dengue oder Chikungunya lauten häufige Diagnosen.
Viele Erkrankungen wären vermeidbar, wenn einfachste Vorsorgemaßnahmen eingehalten würden. Reisinger schätzt, dass sich bis zu 20 Prozent der Fernreisenden ohne ausreichenden Schutz und Informationen auf den Weg machen.
Die Zahl der Urlauber mit Zielen außerhalb Europas ist beachtlich: Nach einer Erhebung des Deutschen Reiseverbands fuhren 2016 rund 840 000 Deutsche nach Thailand, 280 000 nach Südafrika, 100 000 nach Mauritius oder 45 000 nach Kenia. Nach Einschätzung von Medizinern sollten sich Urlauber auf jeden Fall über die Bedingungen im Urlaubsland informieren und sich gegen die häufigsten Krankheiten impfen lassen. Die Kosten für diese Impfungen werden von den Krankenkassen in der Regel übernommen. Eine vorherige Anfrage bei der Krankenkasse zur Kostenübernahme ist jedoch sinnvoll.
„Die Wahrscheinlichkeit, während eines 14-tägigen Aufenthalts in Ostafrika an Malaria zu erkranken, liegt bei rund drei Prozent“, erläutert Reisinger. Mit einer Malariaprophylaxe sinke das Risiko um Faktor 100. Die entsprechenden Arzneien kosten für die Dauer des Urlaubs rund 50 Euro, ein Aufenthalt im Krankenhaus kann sich schnell auf mehrere Tausend Euro summieren.
Reisinger rät vor allem Frauen, die schwanger werden wollen, zu großer Vorsicht. Das Argument, in Afrika werden ja auch gesunde Kinder geboren, lässt er nicht gelten: Denn in manchen Ländern liege die Kindersterblichkeit um ein Vielfaches höher als in Deutschland, zudem können mit Mückenstichen Krankheiten übertragen werden, die zu Fehlgeburten oder schweren Behinderungen bei den Kindern führen können.
Dabei ist es nicht nur die Malaria, die den Ärzten Sorgen bereitet. Die Zahl derer, die mit Zika-, Dengueoder Chikungunya-Infektionen nach Hause kommen, steigt. Wie bei der Malaria, die durch die Anophelesmücke übertragen wird, werden auch diese Erkrankungen durch Insekten übertragen. Konsequenter Mückenschutz verringert das Risiko erheblich. „Den Körper auch tagsüber mit Kleidung bedecken, Hände und Gesicht mit Spray schützen – das ist die halbe Miete“, sagt Reisinger. Wer nach einer Fernreise Fieber bekommt, sollte sofort ins Krankenhaus. „Das Risiko, beispielsweise an Malaria zu sterben, steigt mit jedem Erkrankungstag um zehn Prozent.“