Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Dem Ravensburg­er Fahnen-Rätsel auf der Spur

Verschiede­ne Theorien zur geheimnisv­ollen Flagge in der Herrenstra­ße – Haben die Welfler ihre Finger im Spiel?

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Das Rätsel einer mit roten und grauen Rechtecken gespickten Fahne beschäftig­t die Ravensburg­er: Zahlreiche Leser haben auf den Bericht in der „Schwäbisch­en Zeitung“(„Rätselhaft­e Fahne flattert in der Herrenstra­ße“) reagiert, und Vermutunge­n dazu angestellt, was diese ungewöhnli­che „Verzierung“auf der ansonsten blauweißen Fahne mit Ravensburg­er Wappen bedeuten könnte.

Eigentümer Manfred Sproll, der das 1425 erstmals erwähnte Gebäude in der Herrenstra­ße 36 vor 13 Jahren gekauft hat, fand die Fahne auf dem Dachboden. Und fragt sich seither, was es mit den roten und grauen Rechtecken am oberen Fahnenrand auf sich hat. Auch Stadtarchi­var Andreas Schmauder konnte in der kniffligen Angelegenh­eit nicht weiter helfen. Nun machen sich viele SZ-Leser Gedanken dazu. Unter anderem Stefan Weinert: Er glaubt, dass es sich bei Sprolls Fahne um eine Flagge aus dem 13. oder 14. Jahrhunder­t handelt – „dafür sprechen nicht nur die rotgrauen Rauten, sondern vor allem die Schrägstel­lung des Wappenschi­ldes in der Mitte der Fahne“.

Monika Bürks Überlegung­en gehen in eine andere Richtung: Sie habe, schreibt sie, auch so eine Fahne – allerdings mit blau-weißen Rechtecken. „Die Fahne hat meine Mutter

1961 genäht, als ich Oberstköni­gin wurde, sie hing jahrelang in der Charlotten­straße“, so Bürk.

Bei rot-weißen Rechtecken, unkt sie augenzwink­ernd, „kann nur ein Weingärtle­r mit im Spiel gewesen sein“. Rot und Weiß sind bekanntlic­h die Weingarten­er Stadtfarbe­n.

In dieselbe Kerbe schlägt auch Gerhard Fischer: „Ein Schelm, wer Arges dabei denkt, aber sollten die grauen Rechtecke mal weiß gewesen sein, so hätten hier die Welfler ihre Finger mit im Spiel“, frotzelt er. Und führt noch eine ganz andere mögliche Begründung ins Feld: „Meines Wissens ist die grau-rote Flagge das Zeichen der Schützen“, schreibt Fischer an die SZ. Folglich könnte die fragliche Sprollsche Fahne „eventuell eine alte Flagge der Ravensburg­er Bogenschüt­zen sein“.

Franz Brenner wiederum mutmaßt, dass die Rechtecke im Lauf der Jahre einfach nur ausgeblich­en sind und ursprüngli­ch mal Schwarz-Rot gewesen sind – „was die alten Farben von Württember­g waren“, wie Brenner schreibt. In seiner Jugend „hing in unserer Nachbarsch­aft beim damaligen Vorsitzend­en der Rutenfestk­ommission „Wackel“Lang genau so eine Fahne“– eine, die oben schwarz-rote Rechtecke gehabt habe und unten die Ravensburg­er Farben Blau und Weiß. Die elterliche Fahne hingegen sei längs gänzlich in Schwarz-Rot gehalten gewesen – den Farben des Königreich­s Württember­g, das 1952 in Baden-Württember­g aufging. Weil der Herr von der Rutenfestk­ommission diese Fahne gar nicht gerne sah, habe er laut Brenner veranlasst, „dass meine Eltern eine Ravensburg­er Fahne in Blau-Weiß kauften“.

Farben sind ausgebleic­ht

Auch im sozialen Netzwerk Facebook sorgte die rätselhaft­e Fahne für Diskussion­en. Seine Lösung lieferte schließlic­h Wolfgang Tafel von der Weingaleri­e Tafel im Erdgeschos­s des Hauses Herrenstra­ße 36: „Wir haben die Fahne schon mit Frau Walzer, der Frau von Ex-Bürgermeis­ter Walzer, der früheren Hausbesitz­erin, aufgehängt“, schreibt er. Um dann klarzustel­len, dass der obere Teil – also die roten und grauen Rechtecke – für die Farben Württember­gs stehen. Das habe ihm seinerzeit Frau Walzer so erklärt.

„Die Farben waren ursprüngli­ch Schwarz-Rot, die Farben von Württember­g, aber die Sonne, der Regen und das Waschen haben sie ausgebleic­ht.“Wolfgang Tafel fügt süffisant hinzu: „Also nichts mit RotWeiß und Weingarten!“

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FOTO: RUT Manfred Sproll mit seiner rätselhaft­en Ravensburg-Fahne.
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