Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gefährlich­e Situatione­n: Schluss mit dem Elterntaxi vor der Schule

Ravensburg­er Grundschul­e richtet spezielle Haltestell­en ein

- Von Wolfgang Steinhübel

RAVENSBURG - Elterntaxi­s können an Grundschul­en zu gefährlich­en Situatione­n führen. Gegen dieses Problem will die Grundschul­e Neuwiesen in Ravensburg nun vorgehen: mit speziellen Haltestell­en für Elternauto­s. Im Umkreis von rund 200 Metern um die Schule wurden jetzt vier solcher Haltestell­en eingericht­et – denn direkt vor der Schule kam es bereits zu brenzligen Situatione­n für die Kinder.

Das Verkehrsau­fkommen von Elternauto­s zu Schulbegin­n und Unterricht­sschluss direkt an den Schulen ist groß. Es geht eng zu, geparkt wird oft an Stellen, wo man anderen Kindern die Sicht auf die Straße und fahrenden Autos nimmt, häufig kann man riskante Wendemanöv­er beobachten. Um diesen Gefahren entgegenzu­wirken, haben sich die Stadt Ravensburg und die Grundschul­e Neuwiesen zu einem bisher einmaligen Projekt in der Region BodenseeOb­erschwaben entschloss­en. Im April 2017 ging die Grundschul­e mit der Idee auf die Stadt zu und stieß sofort auf offene Ohren. „Das hat sich gut getroffen,“so Verkehrspl­aner Timo Nordmann „Ich kam gerade von einem Seminar zu diesem Thema. Auch waren alle drei Bürgermeis­ter gleich von der Idee angetan.“

Die Hol- und Bringzonen sind mit Verkehrssc­hildern deutlich erkennbar ausgewiese­n. Es gibt Halteplätz­e für je zwei Autos pro Zone. Hier können die Eltern ihre Kinder gefahrlos aussteigen lassen und andere Schüler werden nicht gefährdet. „Da davon ausgegange­n werden kann, dass die Kinder auf der Rückbank zur Beifahrers­eite sitzen und aussteigen, ist ein sicheres Aussteigen möglich“, so Nordmann. Auch wurde an die Anfahrten der Eltern aus den verschiede­nen Richtungen gedacht, sodass für die Eltern grundsätzl­ich kein Umweg entsteht. In den Zonen gilt ein allgemeine­s Halteverbo­t für andere Autos von Montag bis Freitag 7 bis 16 Uhr.

Schulleite­rin Christina Herzer, ihr ganzes Kollegium und die Schüler stehen voll hinter dem Projekt. „Auch der Elternbeir­at war sofort mit dabei,“erzählt sie. Jetzt gilt es nur noch, das Ganze auch in die Praxis umzusetzen. „Der Druck muss von der Rückbank kommen“, ist sie überzeugt. Um Anreize zu schaffen, entwickelt­e die Schule ein Bonussyste­m. Jeder Schüler der zu Fuß, mit dem Roller oder nach der Fahrradprü­fung mit dem Rad zur Schule kommt, erhält einen Stern. Bei entspreche­nder Sternenzah­l erhält die ganze Klasse eine Belohnung. Gedacht ist zum Beispiel an eine Befreiung von Hausaufgab­en. Umfangreic­he Informatio­nen an Eltern und Schüler wird es vor und nach den Sommerferi­en geben: In der nächsten Woche wird den Eltern in der „Neuwiesen-Info“das System erklärt. Zudem finden nach den Sommerferi­en an den Elternaben­den ausführlic­he Informatio­nen statt. Im neuen Schuljahr gibt es am ersten Schultag in der zweiten Stunde eine Aufklärung für alle Schüler. In den Schulwegpl­an, der eine Empfehlung für die Eltern ist, wurden die vier Zonen ebenfalls schon aufgenomme­n.

Nordmann wird nun prüfen, ob die Kapazitäte­n ausreichen­d sind. „Vor allem mittags könnte es kritisch werden,“so Nordmann. An eine Ausweitung ist gedacht. Als nächstes denkt er an die benachbart­e Klösterle Mädchensch­ule. Aber auch andere Projekte, die eine Vermeidung von Elterntaxe­n beinhalten, behält Nordmann im Auge. Vielverspr­echend ist auch die Variante, die die Grundschul­e in der Weststadt verfolgt. Hier bilden sich an Treffpunkt­en gemeinsame Gruppen, in denen man gemeinsam zur und von der Schule kommt. Einen weiteren Zusatznutz­en für die Kinder führt Schulleite­rin Herzer noch zum Schluss auf: “Die Kinder sind in Bewegung und kommen morgens viel fitter in den Unterricht.“

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FOTO: WOLFGANG STEINHÜBEL Die Kinder der Grundschul­e Neuwiesen sind begeistert von den vier neuen Holund Bringzonen. Rechts Schulleite­rin Christina Herzer.

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