Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gefährliche Situationen: Schluss mit dem Elterntaxi vor der Schule
Ravensburger Grundschule richtet spezielle Haltestellen ein
RAVENSBURG - Elterntaxis können an Grundschulen zu gefährlichen Situationen führen. Gegen dieses Problem will die Grundschule Neuwiesen in Ravensburg nun vorgehen: mit speziellen Haltestellen für Elternautos. Im Umkreis von rund 200 Metern um die Schule wurden jetzt vier solcher Haltestellen eingerichtet – denn direkt vor der Schule kam es bereits zu brenzligen Situationen für die Kinder.
Das Verkehrsaufkommen von Elternautos zu Schulbeginn und Unterrichtsschluss direkt an den Schulen ist groß. Es geht eng zu, geparkt wird oft an Stellen, wo man anderen Kindern die Sicht auf die Straße und fahrenden Autos nimmt, häufig kann man riskante Wendemanöver beobachten. Um diesen Gefahren entgegenzuwirken, haben sich die Stadt Ravensburg und die Grundschule Neuwiesen zu einem bisher einmaligen Projekt in der Region BodenseeOberschwaben entschlossen. Im April 2017 ging die Grundschule mit der Idee auf die Stadt zu und stieß sofort auf offene Ohren. „Das hat sich gut getroffen,“so Verkehrsplaner Timo Nordmann „Ich kam gerade von einem Seminar zu diesem Thema. Auch waren alle drei Bürgermeister gleich von der Idee angetan.“
Die Hol- und Bringzonen sind mit Verkehrsschildern deutlich erkennbar ausgewiesen. Es gibt Halteplätze für je zwei Autos pro Zone. Hier können die Eltern ihre Kinder gefahrlos aussteigen lassen und andere Schüler werden nicht gefährdet. „Da davon ausgegangen werden kann, dass die Kinder auf der Rückbank zur Beifahrerseite sitzen und aussteigen, ist ein sicheres Aussteigen möglich“, so Nordmann. Auch wurde an die Anfahrten der Eltern aus den verschiedenen Richtungen gedacht, sodass für die Eltern grundsätzlich kein Umweg entsteht. In den Zonen gilt ein allgemeines Halteverbot für andere Autos von Montag bis Freitag 7 bis 16 Uhr.
Schulleiterin Christina Herzer, ihr ganzes Kollegium und die Schüler stehen voll hinter dem Projekt. „Auch der Elternbeirat war sofort mit dabei,“erzählt sie. Jetzt gilt es nur noch, das Ganze auch in die Praxis umzusetzen. „Der Druck muss von der Rückbank kommen“, ist sie überzeugt. Um Anreize zu schaffen, entwickelte die Schule ein Bonussystem. Jeder Schüler der zu Fuß, mit dem Roller oder nach der Fahrradprüfung mit dem Rad zur Schule kommt, erhält einen Stern. Bei entsprechender Sternenzahl erhält die ganze Klasse eine Belohnung. Gedacht ist zum Beispiel an eine Befreiung von Hausaufgaben. Umfangreiche Informationen an Eltern und Schüler wird es vor und nach den Sommerferien geben: In der nächsten Woche wird den Eltern in der „Neuwiesen-Info“das System erklärt. Zudem finden nach den Sommerferien an den Elternabenden ausführliche Informationen statt. Im neuen Schuljahr gibt es am ersten Schultag in der zweiten Stunde eine Aufklärung für alle Schüler. In den Schulwegplan, der eine Empfehlung für die Eltern ist, wurden die vier Zonen ebenfalls schon aufgenommen.
Nordmann wird nun prüfen, ob die Kapazitäten ausreichend sind. „Vor allem mittags könnte es kritisch werden,“so Nordmann. An eine Ausweitung ist gedacht. Als nächstes denkt er an die benachbarte Klösterle Mädchenschule. Aber auch andere Projekte, die eine Vermeidung von Elterntaxen beinhalten, behält Nordmann im Auge. Vielversprechend ist auch die Variante, die die Grundschule in der Weststadt verfolgt. Hier bilden sich an Treffpunkten gemeinsame Gruppen, in denen man gemeinsam zur und von der Schule kommt. Einen weiteren Zusatznutzen für die Kinder führt Schulleiterin Herzer noch zum Schluss auf: “Die Kinder sind in Bewegung und kommen morgens viel fitter in den Unterricht.“