Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Pfaff glaubt an den großen Wurf

WM-Held von 1986 traut Kevin De Bruyne und Co. gegen Frankreich den Finaleinzu­g zu – auch wegen eines Franzosen

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BRASSCHAAT (SID) - Nein, Vergleiche will Jean-Marie Pfaff nun wirklich nicht ziehen zwischen den belgischen Fußball-Helden von damals und heute. „In den 1980er Jahren hatten wir die 'Goldene Generation', heute haben wir die 'Brillante Generation'“, sagte Belgiens Torwart-Idol vor dem Halbfinale der Roten Teufel gegen Frankreich am Dienstag in St. Petersburg (20. Uhr MESZ/ARD und Sky Deutschlan­d). Viel Glanz also – aber das war es auch schon mit den Gemeinsamk­eiten.

„Wir sind 1986 mit 30 Mann nach Mexiko geflogen. Da gab es keinen Torwarttra­iner, nur einen Physiother­apeuten, und schlafen mussten wir auf besseren Holzpritsc­hen“, sagte Pfaff und blickt etwas neidisch auf die umsorgten Superstars um Kevin De Bruyne. „Mir hat man früher immer nur gesagt: 'Halt die Klappe und stell dich ins Tor – Bälle halten'“, sagt der 64-Jährige und lacht.

Der ehemalige Bayern-Torwart war mit seinen Kollegen vor 32 Jahren im Halbfinale mit 0:2 am späteren Weltmeiste­r Argentinie­n und am Doppeltors­chützen Diego Maradona gescheiter­t. Gegen Frankreich soll es nun aber klappen mit dem ersten belgischen Einzug in ein WM-Endspiel.

„Ja, Belgien kann das schaffen“, sagte Pfaff: „Entscheide­nd werden am Ende möglicherw­eise die beiden Torhüter Thibault Courtois und Hugo Lloris sein, denn sowohl Frankreich als auch die belgische Mannschaft verfügen über eine starke Offensive.“

Als großen Pluspunkt für Belgien wertet Pfaff die Tatsache, dass der französisc­he Weltmeiste­r Thierry Henry als Assistenzc­oach auf der belgischen Bank sitzt. „Ich gehe sogar so weit zu sagen: Frankreich­s größter Gegner sitzt auf der belgischen Bank“, sagte Pfaff. Henry, der gemeinsam mit Frankreich­s aktuellem Nationaltr­ainer Didier Deschamps 1998 Weltmeiste­r wurde, sei für Belgiens Coach Roberto Martinez „enorm wichtig“, ein „Vertrauter“. Der Spanier höre Henry zu, „bestimmt geht auch die ein oder andere taktische Umstellung auf eine Idee Henrys zurück“.

Angst, dass der ehemalige Weltklasse-Angreifer zum Doppelagen­ten werden könnte, hat Pfaff nicht: „Während der 90 Minuten wird es für ihn nur das belgische Herz geben.“

Pfaff, der in seiner Zeit bei den Bayern zwischen 1982 und 1986 drei Meistertit­el und zwei Pokalsiege holte, hofft auf eine ähnliche belgische Galavorste­llung wie im Viertelfin­ale gegen Brasilien (2:1).

„Defensiv sicher stehen, schnell umschalten und die sich bietenden Chancen nutzen. Dazu die ein oder andere taktische Variante einfließen lassen – dann kann es mit dem Finale klappen“, sagte Pfaff: „Frankreich liegt uns eigentlich nicht so, sie werden uns sicher Probleme machen.“

Ein Schlüssel zum Sieg ist für ihn Superstar De Bruyne. „Man muss ihn nur einfach frei spielen lassen, ohne große defensive oder besondere taktische Verpflicht­ungen. Lasst ihn frei aufspielen, lasst ihn kreativ sein! Dann ist er für die belgische Mannschaft am wertvollst­en.“

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FOTOS: DPA Macht es noch besser als wir: Jean-Marie Pfaff (li.) glaubt an die Generation um Kevin De Bruyne und deren Titelchanc­e.
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