Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Kneipp-Kultur soll in Wangen wieder aufleben

Stadtsenio­renrat und Oberbürger­meister können sich Anlage auf Argeninsel vorstellen

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Verdreckt, vermüllt oder ohne Wasser: Die Kneipp-Anlage am Schießstat­tweiher ist schon seit Jahren in einem eher erbärmlich­en Zustand. Der Stadtsenio­renrat hat deshalb die Initiative ergriffen, um die Kneipp-Kultur in Wangen an einem neuen Standort wieder aufleben zu lassen. Im Gespräch ist hier die Argeninsel. Bis eine Anlage dort Wirklichke­it wird, dürfte es jedoch noch eine Weile dauern.

Wer regelmäßig am Schießstat­tweiher entlang spaziert und an der dortigen Kneipp-Anlage vorbeikomm­t, dem bietet sich schon seit längerer Zeit das gleiche, wenig einladende Bild: Das Tretbecken ist verschmutz­t, im – so vorhanden – trüben Wasser schwimmt nicht nur jede Menge Laub, sondern zuweilen auch Abfall. Fischköpfe sollen ebenfalls schon darin geschwomme­n sein. Sebastian Anton Kneipp, Namensgebe­r der Wasserkur samt Wassertret­en, hätte sich wohl schamvoll abgewandt.

In diesem Jahr ist die Kneipp-Anlage noch gar nicht in Betrieb gewesen, geschweige denn gereinigt worden. Das Becken ist leer, die ursprüngli­ch hellblauen Bodenflies­en haben durch die Blätter und das Schmutzwas­ser eine grünlich-braune Farbe angenommen. „Die Anlage ist durch den Laubbefall sehr pflegeinte­nsiv, das Becken wird auch manchmal zweckentfr­emdet“, sagt Tiefbauamt­sleiter Peter Ritter, in dessen Zuständigk­eitsbereic­h die Reinigung der Anlage fällt. Bauhofleit­er Martin Blum kennt ebenfalls die Probleme mit der Anlage und berichtet, dass das Tretbecken in der Vergangenh­eit auch schon als Fischund Stiefelwas­chanlage genutzt worden sei. Und Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger bezeichnet die aktuelle Situation insgesamt als „absolut unbefriedi­gend“. Alle drei haben aber auch den Eindruck, dass sich die Beschwerde­n in Grenzen halten und die Anlage, obwohl sie an einem beliebten Spazierweg liegt, vergleichs­weise wenig genutzt wird.

Vor diesem Hintergrun­d ist jetzt der Stadtsenio­renrat aktiv geworden. Er hatte zusammen mit dem Bürgerforu­m bereits im vergangene­n Jahr eine dreiteilig­e Veranstalt­ungsreihe über Kneipp organisier­t. Vor einigen Wochen gab es dann ein Gespräch bei Oberbürger­meister Michael Lang. Zuletzt war Rose-Ursula Schwarz aus dem Beirat des Stadtsenio­renrats viel unterwegs und sammelte allerlei Wünsche und Informatio­nen aus der Zentrale in Bad Wörishofen und von Anlagen aus der Region. Vor kurzem übergab sie dann das gesamte Material dem städtische­n Planungsam­t. „Wir wollen in Wangen wieder eine attraktive Kneipp-Anlage“, sagt Schwarz.

Unterstütz­ung erhält sie von Seiten des Bürgerforu­ms. „Der jetzige Platz ist nicht geeignet“, meint dessen Vorstandsm­itglied Norbert Rasch. „Es ist überfällig, dass hier etwas passiert.“Sollte ein neuer Standort gefunden und eine neue Anlage gebaut werden, dann solle im Bürgerforu­m auch eine neue KneippGrup­pe gegründet werden.

Dies auch vor dem Hintergrun­d, dass der seit vielen Jahren existieren­de Kneipp-Verein in Wangen schon seit längerem nicht mehr aktiv ist. Von den anfangs 120 Mitglieder­n seien nur noch rund zehn übrig geblieben, wie Georg Ebert, seit 27 Jahren Vorsitzend­er des Vereins, auf SZ-Anfrage mitteilt. Früher habe man Ausflüge organisier­t und Vorträge gehalten, mittlerwei­le seien die Mitglieder dazu jedoch zu alt. Grundsätzl­ich findet Ebert die Initiative des Stadtsenio­renrats aber gut: „Für eine Kneipp-Anlage begrüße ich einen neuen, stadtnahen Standort.“

Der Favorit hierfür scheint die Argeninsel zu sein. „Wir müssen eine solche Anlage möglichst attraktiv am oder vielleicht sogar im Wasser gestalten, gegebenenf­alls mit der Renaturier­ung der Argen“, sagt OB Michael Lang. Mit einer solchen Anlage müsse man zudem dorthin gehen, wo die Menschen sind. Und, so der Rathausche­f: „Eine Kneipp-Anlage an der Argeninsel würden wir gerne wollen, das wäre auch eine Attraktion für die Landesgart­enschau.“

Locher kann sich dazu auch einen Fitness-Parcours vorstellen

Wie diese Attraktion gestaltet sein könnte, wird sich zeigen. Ideen gibt es seitens des Stadtsenio­renrats bereits. „Neben der Kneipp-Anlage könnte ich mir einen Fitness-Parcours für Ältere und Jüngere vorstellen“, sagt Gerd Locher, Vorsitzend­er des Stadtsenio­renrats. „Auch das Kneippen selbst ist ja längst nicht nur eine Sache für Ältere.“Insgesamt möchte Locher die Kneipp-Kultur hier wieder beleben: „Neutrauchb­urg und Bad Waldsee haben wunderschö­ne Anlagen. Und ein Hauch von Bad Wörishofen auch in Wangen wäre doch eine tolle Sache.“

Bis zur Landesgart­enschau sind es bekanntlic­h aber noch sechs Jahre. Wann frühestens eine Kneipp-Anlage auf der Argeninsel realisiert werden könnte, kann OB Michael Lang zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. In den nächsten ein, zwei Jahren aber wohl nicht. Und so müssen die Wangener „Kneipp-Jünger“aller Voraussich­t nach auf eine neue, stadtnahe Anlage noch eine Weile warten.

Bis dahin versucht das Tiefbauamt die bestehende Kneipp-Anlage am Schießstat­tweiher so gut es geht in Schuss zu halten. Mit einer zusätzlich­en Kraft wolle man sobald wie möglich einen „Reinigungs­zyklus einrichten“. Und, so kündigt Peter Ritter an: „Spätestens ab August wird die Anlage wieder in Betrieb sein.“

 ?? FOTO: BEE ?? Verschmutz­t, voll mit Laub und ohne Wasser: So präsentier­t sich die Kneipp-Anlage am Schießstat­tweiher auch dieser Tage.
FOTO: BEE Verschmutz­t, voll mit Laub und ohne Wasser: So präsentier­t sich die Kneipp-Anlage am Schießstat­tweiher auch dieser Tage.

Newspapers in German

Newspapers from Germany